Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Märkte bewegten sich in dieser Woche in einer engen Handelsrange. Vor den US-Arbeitsmarktdaten und der Fed-Sitzung in der kommenden Woche warteten viele Marktteilnehmer ab. Das Handelsgeschehen konzentrierte sich in allererster Linie auf einige Einzelwerte von Unternehmen, die in der langsam auslaufenden Berichtssaison neue Zahlen vorlegten. Nach wie vor gilt auf der Oberseite als nächstes Ziel das Allzeithoch bei knapp 12.400 Punkten im DAX. Die wichtigsten Unterstützungen liegen bei 11.800 und knapp unter 11.500 Punkten.

Sorgen vor Frankreich-Wahl nehmen ab

Die Sorgen vor der Frankreich-Wahl nehmen mit zurückgehenden Umfragewerten für Marine Le Pen ab. Man macht sich weniger Sorgen um einen möglichen Euroausstieg der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft. Ob diese Sorgen im Vorfeld berechtigt waren, sei einmal dahingestellt. Zur Zeit tritt das Thema also wieder in den Hintergrund. Doch wann auch immer es den Märkten oder den Medien gefällt, wird auch das wieder zum Thema gemacht werden.

Eurozone: Zinswende voraus?

Auch in Europa wird man sich so langsam auf das Thema Zinswende einstellen müssen, auch wenn das nicht gleich mit einer Zinserhöhung einhergeht, auf jeden Fall aber mit einer Reduzierung bis hin zum Auslaufenlassen des QE-Programms. Die Zeiten absolut niedriger (bis negativer) Zinsen sollten in absehbarem Rahmen vorbei sein. Hierbei gilt es zu beachten, ob man über eine Real- oder eine Nominalzinserhöhung spricht. Der Realzins, also jener Zins, in dem die Inflation bereits berücksichtigt ist, wäre selbst bei leicht steigenden EZB-Leitzinsen momentan immer noch negativ. Der Sparer würde also nach wie vor draufzahlen.

Der deutsche Bankenverband sieht die Glaubwürdigkeit der EZB gefährdet. Die Notenbank bekommt von vielen Seiten Druck, die Zinsen zu erhöhen – außer vielleicht seitens der Südländer. Irgendwann wird jedoch der EZB-Rat die Zinsen anheben müssen, zumal die Federal Reserve im Augenblick noch mehr Gas zu geben scheint. Von daher wird man nicht zu lange hinter der Kurve bleiben können. Die US-Zinserhöhung ist für den März angekündigt. Noch vor wenigen Wochen hatte kaum jemand damit gerechnet. Wir erwarteten für einen langen Zeitraum – bis ins vierte Quartal 2016 – keinerlei Zinsschritt nach oben. Diese oftmals herbeigeschriebene Zinswende kam auch nicht.

Jetzt aber scheinen die Zinserhöhungen schneller zu kommen als hinlänglich erwartet. Denn im Rahmen der (konjunkturbelebenden) Trump-Politik wird die Fed deutlichere Zinsanhebungen vornehmen als noch Mitte 2016 erwartet. Auf die Zinserhöhungen im März werden weitere Geldverteuerungen in recht kurzen Abständen folgen. Darauf wird man sich einstellen können. Nun ist die Zeit für eine US-Zinswende definitiv gekommen. Dies dürfte in der Folge durchaus auch negative Konsequenzen für die Aktienmärkte haben. Denn steigende Zinsen sind grundsätzlich erst einmal Gift für die Aktienmärkte – und immer auch ein Auslöser für eine Rezession. Das darf man gerade mit dem Blick in die Vergangenheit nicht vergessen.

EU will Elektromobilität zusätzlichen Schub geben

Die EU will die Elektromobilität nun auch finanziell stärker unterstützen. Mit dem Juncker-Plan hat man je einmal genug Geld zur Seite gelegt. Allzu viele Investitionen sind daraus bislang noch nicht entstanden. Man sucht also noch nach Investitionsmöglichkeiten. Da ist man auf die (gar nicht so verkehrte) Idee gekommen, Batteriefabriken anzuschieben, um die europäische Automobilindustrie auf die neue Zeit umzurüsten und der asiatischen Konkurrenz etwas entgegensetzen zu können. Eine sicherlich sinnvolle Strategie! Einige Player – etwa große Autobauer oder Zulieferer wie Bosch – haben auch schon ihre Bereitschaft bekundet, bei diesem großen Projekt mitzumachen.

Bill Gates: „Die Welt ist noch nicht reif für ein Bedingungsloses Grundeinkommen“

Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich dieser Tage zum Bedingungslosen Grundeinkommen geäußert. Er meinte, dass „die Welt noch nicht reif dafür“ sei. Dies impliziert aber zugleich, dass er es langfristig für durchaus sinnvoll hält. Wir gehen davon aus, dass dieses Bedingungslose Grundeinkommen über kurz oder lang kommen wird, in irgendeiner Weise und womöglich erst in etlicher Zukunft. Denn wir befinden uns in einer Welt, die immer mehr in Automatisierung und Roboterisierung investiert. Natürlich gab es schon zu früheren Zeiten Prozesse und Arbeitsplätze, die durch Maschinen und Computer übernommen wurden. Dabei sind aber oftmals auch zahlreiche neue Tätigkeitsfelder entstanden. Dies vollzog sich damals jedoch in einer anderen Geschwindigkeit als heute.

Heutzutage aber werden wesentlich schneller Arbeitsplätze vernichtet als neue überhaupt entstehen können. Dazu kommt, dass nicht jeder geeignet ist, diese neuen Tätigkeiten zu übernehmen. Denn der Mensch ist keine Maschine und nicht jeder Mensch ist in der Lage, zum High-Tech-Programmierer im Silicon Valley zu werden. Für die Menschen, die nicht in dieser Welt beschäftigt sind und nicht dieses Know How haben, werden wir also irgendwann keine Jobs mehr haben. Was passiert etwa, wenn wir flächendeckend selbstfahrende Elektrofahrzeuge haben? Dann werden u.a. Taxi- und Lkw-Fahrer nicht mehr gebraucht werden. Wenn es für all diese Menschen keine Jobs mehr gibt, wie sollen dann Einkommen generiert werden? Wie sollen Steuern bezahlt werden, wenn es keine Einkommen mehr gibt? Wie soll diese Gesellschaft dann überhaupt funktionieren? Wie soll Menschen zugeraten werden, „irgendeinen Job“ anzunehmen, wenn es selbst diesen gar nicht mehr gibt? Zumal dieser Job ja auch so bezahlt sein muss, dass man davon auch seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Spätestens dann kommen wir genau an den Punkt, an dem wir darüber nachdenken müssen, diesen Menschen das Geld zur Verfügung zu stellen, das die Maschinen erwirtschaften. Es stellt sich im Wesentlichen die Frage, wie dieser gewaltige Produktivitätsfortschritt aufgeteilt bzw. umgelegt werden kann. Wie kann man die Menschen – denn für die wurden ja letztlich die Maschinen gebaut und nicht die Maschinen für sich selbst – daran teilhaben lassen? Das wird kaum anders gehen als über ein Bedingungsloses Grundeinkommen, mit Hilfe dessen die gesellschaftliche Teilhabe eines jeden bezahlt werden kann. Die dafür benötigten Gelder könnten beispielsweise über eine Besteuerung von Maschinen und Robotern generiert werden.

Daraus leitet sich natürlich die Frage ab, was in der Folge gesellschaftlich passieren wird. Einige werden sich natürlich in die Hängematte legen oder den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen. Aber viele andere werden diese Situation nutzen, um sich selbst weiterzubringen und/oder um anderen zu helfen. Man wird sich verstärkt ins Vereinswesen einbringen, in gesellschaftliche Aktivitäten, in Bildung, Soziales oder Kultur. Dies alles wird sicherlich eine spannende Entwicklung bedeuten, die einige Nachteile mit sich bringen wird. Nichtsdestotrotz werden wir eine Lösung für die gesellschaftliche Realität unter dem Vorzeichen einer nahezu kompletten Automatisierung der Arbeitswelt finden müssen. Das Bedingungslose Grundeinkommen gehört aus heutiger Sicht zu einer wahrscheinlichen wichtigen Komponente einer Lösung. Vielleicht werden wir aber im weiteren Verlauf auch noch andere schlüssige und tragfähige Modelle entwickelt werden. 

 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Ihre

Cashkurs-Redaktion

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