Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit einer „wundersamen“ AFP-Meldung zur Deutschen Bank stiegen die Kurse nach dem zuletzt deutlichen Rückfall auf die wichtige Unterstützungsmarke im DAX von rd. 10.200 Punkten wie von Geisterhand bewegt wieder nach oben. Nach wie vor befindet sich bei etwa 10.800 Punkten ein markanter Widerstand, der erst einmal überwunden werden müsste, bevor durchweg „grünes“ Bullen-Terrain erreicht ist. Zwischen diesen beiden großen Marken bewegt sich der Markt schon seit geraumer Zeit. Ein Ausbruch über die eine oder andere Schwelle wird also eine beschleunigte Dynamik der jeweiligen Bewegung zur Folge haben.

Deutsche Bank: Unbestätigte Meldung rettet zunächst die Märkte

Die „rettende“ Meldung zur Deutschen Bank, die in der vergangenen Woche ja massiv in der Diskussion stand und in einen Abwärtsstrudel gerissen zu werden schien, kam gerade noch rechtzeitig vor dem zurückliegenden Wochenende. Man habe eine Einigung bei der zuletzt angeordneten Strafzahlung der US-Regierung in Höhe von 5,4 statt ursprünglich 14 Milliarden Dollar erreicht. Bestätigt hat sich die Meldung bislang nicht. Vielmehr meldete das Wall Street Journal, dass diese Nachricht vollkommener Unsinn und noch überhaupt kein Verhandlungsergebnis erzielt worden sei. Immerhin kam die AFP-Meldung noch irgendwie rechtzeitig und hatte auch den übrigen Markt gerade noch gerettet. Wieder einmal ein unrühmliches Beispiel für Marktmanipulationen über Medien, wie es eigentlich nicht sein sollte. Denn diese Meldung führte u.a. auch zu einem Short Squeeze. Alle, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, mussten also schnell eindecken.

Auch Sigmar Gabriel hat sich zur Spekulantenbeschwerde seitens der Deutschen Bank geäußert. Die Deutsche Bank fühlte sich nämlich von Spekulanten massiv unter Druck gesetzt. Also ausgerechnet die Deutsche Bank, die doch selbst zu den größten Spekulanten überhaupt zählt. Das hat schon was von einer kaum noch steigerungsfähigen Doppelmoral!

Hillary Clinton: „Gut investiertes Geld“ der Deutschen Bank für die Präsidentschaftskandidatin

Vielleicht hofft man bei der Deutschen Bank auch auf Hillary Clinton. Möglicherweise wird ja alles gut, wenn sie Präsidentin wird. Schließlich hat das Frankfurter Institut der demokratischen Präsidentschaftskandidatin im letzten Jahr viel Geld bezahlt, insgesamt rund 1,2 Millionen Dollar an Redehonoraren für deren Vorträge vor Vorständen, Managern und Kunden. Erst im Oktober 2014 hat Hillary Clinton 260.000 Dollar von der Deutschen Bank für eine weitere Rede erhalten. Nun, das kann womöglich „gut investiertes Geld“ gewesen sein, wenn sie denn zur US-Präsidentin gewählt wird. Im Moment sieht es aber in diesem Wettlauf eher danach aus, dass es sehr spannend wird und möglicherweise Donald Trump am 8. November das Rennen für sich entscheidet. Dieser Wahlkampf wird nicht nur Medien, sondern auch die Märkte in den kommenden Wochen noch sehr stark beschäftigen.

US-Kernkompetenz: Kredit- und Schuldenexplosion

Rund um Amerikas Automärkte sehen wir schon seit vielen Monaten ein extremes Kreditwachstum. Das Volumen der US-Automobilkredite hangelt sich von einem Hoch zum nächsten. Die Steigerung der US-Autoabsätze in den letzten Jahren basierte also im Wesentlichen auf Kredit. Der amerikanische Staat hat dabei kräftig mitgeholfen, denn dieser beendete sein Fiskaljahr zu Ende September 2016 mit 1,4 Billionen US-Dollar (!) an neuen Schulden. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Das entspricht satten 7,5 Prozent der US-Wirtschaftsleistung. Insgesamt belaufen sich die (expliziten) Staatsschulden der USA auf 19,5 Billionen Dollar. Das bedeutet also nichts anderes als ein minimales Wachstum für 7,5 Prozent des BIP an neuen Schulden.

Man mag sich fragen, wo dieses ganze Geld versandet ist? Denn diese Summe entspricht schon prozentual mehr als dem Volumen des gesamten Marshall-Plans. Dabei war 2016 noch nicht einmal ein Krisenjahr, für das man dringend Geld hat aufnehmen müssen! Im Wesentlichen sind die zusätzlichen Ausgaben in den Gesundheitssektor geflossen, um nämlich dort die Situation zu retten, sprich: Um das Absaufen breiter Gesellschaftsschichten in den USA ins Elend zu vermeiden. Man muss also immer mehr Geld aufnehmen, um den Laden irgendwie noch zusammenzuhalten. Wie das erst einmal aussieht, wenn wir wieder eine Rezession sehen, bleibt abzuwarten.

Europäische Unternehmen stehen schlechter da als amerikanische – warum eigentlich?

Ein Blick auf die Unternehmensumsätze des ersten Halbjahres 2016 fördert jede Menge unterschiedliche Entwicklungen zutage. Bei den Top-300-Unternehmen der USA sanken die Umsätze um 0,4 Prozent, bei den entsprechenden europäischen Unternehmen allerdings um 4,6 Prozent. Apple macht dabei alleine mehr Umsatz also die fünf größten europäischen Unternehmen zusammengenommen. Auch andere US-Unternehmen stehen – wohl auch dank massiver Rückendeckung durch die US-Regierung – deutlich besser da als jene in Europa. Die europäischen Firmen stehen offensichtlich unter diesem Aspekt etwas alleine im Wind. Die massive Unterstützung der US-Unternehmen durch Washington bedingt umgekehrt auch mehr Macht für die US-Regierung sowie für die USA insgesamt – ein Support, der sich gewissermaßen wechselseitig bestimmt und verstärkt.

In der Schweiz zogen die Firmenumsätze übrigens deutlich an – und das trotz der Diskussion um Härte und Überbewertung des Schweizer Frankens. Irgendwie scheint die Stärke der Währung also nicht das große Problem zu sein. Nach den enormen Marktbewegungen im Zuge der Aufgabe der Bindung des Frankens an den Euro hat sich einiges wieder zurechtgeruckelt. Die Schweiz ist also nicht untergegangen. Irgendwie haben es die Eidgenossen offenbar hinbekommen. Eine starke Währung scheint nicht unbedingt ein Weltuntergang zu sein...

China geht auf Einkaufstour in Europa – und wo bleiben Europas Anleger?

Osram stand in dieser Woche in der Diskussion um eine mögliche Übernahme durch chinesische Investoren. Ohnehin befinden sich die Chinesen schon seit einiger Zeit massiv auf Einkaufstour. Man sieht zu, dass man sich gute Unternehmen, vornehmlich in Europa, einverleibt. Auch die Aixtron-Übernahme wird unter diesem Aspekt wahrscheinlicher. Zuletzt wurden weitaus mehr Aktien angedient als im ersten Übernahmeangebot, das bereits deutlich über den letzten Kursen lag. Die Chinesen haben also auch hier – wie bei KUKA und anderen Traditionsunternehmen – bereits den Fuß in der Tür. Man scheint genau zu wissen, was man tut.

Wir selbst trauen uns nicht, unsere eigenen Firmen zu kaufen, beispielsweise in Form von Aktien. Dann tun dies eben Chinesen oder andere Investoren rund um den Globus, die sich sagen: „Mensch schau mal, welche guten Unternehmen es dort gibt!“

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Ihre

Cashkurs-Redaktion

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"