Wenn es krachen sollte, was ja derzeit völlig ausgeschlossen scheint, könnte die US-Notenbank die Zinsen wieder senken. Zwei Prozent Spielraum wirken dabei im historischen Rückblick geradezu lächerlich. Die EZB hingegen hat bei komplett verschossenem Zinspulver überhaupt keinen Senkungsspielraum.

Doch was ist das? Plötzlich flackern die ersten roten Lampen einer längst zu Grabe getragenen „Eurokrise“ auf. In Italien steigen nach der Wahl plötzlich die finanziellen Risiken und auch die Renditen. Sie liegen drei Prozentpunkte über denen der deutschen Anleihen.

Warum wohl? Man traut den neuen Politikern unserer Euro-Brüder finanziell wenig über den Weg. Dabei unkt es doch aus Roms Finanzministerium, Italien würde nie pleitegehen, was bekanntlich jeder Finanzchef vor der Zahlungsunfähigkeit sagt. Sollte Italien aus dem Euro aussteigen, wäre es um ihn geschehen. Aber warum sollten die Italiener das tun? Ich sehe keinen Grund.

Keine Sorge! In der Eurozone ist ohnehin alles anders. Wenn, dann gehen wir gemeinsam bankrott, wenn die jetzt noch Starken kippen. Und wer bitte sollte es den Geldnehmern der südlichen Knoblauchzone verübeln, dass sie sich bedienen, wenn man ihnen Geld für einen noch attraktiven Zins ins Schaufenster legt und die Bürgen im Hintergrund geradestehen werden - obwohl es diese nicht ahnen?

Gut möglich ist übrigens auch, dass die ach so kerngesunden griechischen Banken bald wieder nach Geld aus dem ESM-Rettungsschirm rufen. Die Piräus Bank benötigt angeblich eine halbe Milliarde Euro. Der ESM dementiert derartige Pläne, was rückblickend bedeuten kann, dass es diese schon längst gibt. „Niemand hat die Absicht...“ wurde oft bedient. Warum sollte sich das künftig ändern?

Keine Sorge, denn in der letzten Woche hat man zudem nach einer langen, intensiven und sinnlosen Suche festgestellt, dass die EZB mit ihrer Gelddruckerei (indem sie Anleihen aufkauft - und davon gibt es genug) keine Staatsfinanzierung betreibt.

Dieses Gutachten dient als Empfehlung für eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs über die Klage von ein paar Professoren. Das Gutachten ist natürlich frei von irgendwelchen politischen Überlegungen oder Absichten. Ganz sicher! Deshalb wird der EuGH wohl im Sinne Europas entscheiden, dass die EZB alles richtig gemacht hat und auch künftig nichts anderes vorhat. Oh Wunder.

Und das Wunder Nummer zwei: Das Bundesverfassungsgericht wird sich der Entscheidung des EuGH beugen, denn europäisches Recht ist gewichtiger als deutsches Recht. Nein, man konnte nach so langer Suche wirklich nichts finden und hat sich bestimmt sehr angestrengt.

Dass die EZB den Zins künstlich gesenkt hat - und damit auch die Zinslasten der Staaten, ist reiner Zufall. Und ebenso, dass ein Staat bei der Begebung von Schulden auch noch etwas bekommt. Nein, das hat nichts mit direkter Staatsfinanzierung zu tun, auch nicht damit, dass deshalb einige Eurostaaten noch nicht pleite sind.

Das hat auch deshalb mit Staatsfinanzierung nichts zu tun, weil die EZB ja nur auf dem bestehenden Markt Anleihen aufkauft und nicht direkt vom Emittenten. Was oder wer hindert die EZB aber daran, zehn Sekunden nach der Emission einer Staatsanleihe, diese von genau jenem Sekundärmarkt aufzukaufen? Nichts.

Nein, scheitern ist keine Option. Der Euro ist gekommen, um zu bleiben. Die Politik ist sich sicher, Märkte und Leute austricksen zu können. Die Gemeinschaftswährung wirkt wie eine Bettdecke, unter der sich Grippe, Krätze und Fußpilz tummeln, bis am Ende alle alles haben. So ist der Euro für Deutschland zu schwach und die Zinsen zu tief. Für die anderen ist der Euro zu stark und die Zinsen zu hoch. Die Gründungsfehler des Euro werden bei höheren Zinsen deutlicher. Bislang spaltet er und einigt nicht.

Eine Lösung wäre, alle gleich zu machen - es den Starken zu nehmen und den Schwachen zu geben. Nur hat man vergessen das Volk zu fragen und staunt dann über Stimmungen, die sich gegen diese zuweilen weltfremde Politik richten.

Da hilft auch keine gemeinsame Sommerzeit. Man muss dem Volk ein bisschen mehr aufs Maul schauen und ihm nicht nur Honig um selbiges schmieren. Wenn die Politik das Volk nicht mitnimmt, muss sie sich irgendwann ein Neues suchen – und eine neue Währung.

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