Der Konjunkturkalender verspricht für die anstehende „Nikolauswoche“ keine bahnbrechenden Highlights. Am morgigen Dienstag locken die deutschen Auftragseingänge wohl niemanden hinter dem (Kachel-) Ofen hervor. Die Produktionsdaten Deutschlands am drauffolgenden Mittwoch werden aller Voraussicht nach die latent kränkelnde Situation der Industrielandschaft bestätigen. Überraschungen werden hier keine kommen. Weder positive noch negative.

Die US-Produzentenpreise Ende der Woche (Freitag) werden da schon maßgebender sein. Allerdings ist die Börsenwoche da schon fast „gelaufen“. Es wird laut Marktbeobachtern hier ein erneuter Rückgang der Gesamt- und Kerninflation prognostiziert. Dadurch würden sich die Erwartungen eines „Breaks“ (also einer Pause) im Zinserhöhungspfad der US-Notenbank Federal Reserve im ersten Quartal 2023 verstärken. Aber warten wir erst mal ab. Es kommt ja oftmals anders als man denkt. Entscheidend wird sowieso werden, wie hoch der Rückgang denn definitiv ist und wie er vom Markt letztendlich aufgenommen wird.

Australien und Kanada mit kleinen Zinsschritten

In Down-Under wird die australische Zentralbank morgen die Zinsen aller Voraussicht nach um 0,25 Prozent anheben. Die kanadische Zentralbank wird es ihr dann am Donnerstag wohl gleichtun. Der Höhenflug der Falken scheint sich zu relativieren. Heißt: Die Notenbanken verlangsamen deren Zinserhöhungsschritte. Nach den rekordverdächtigen Erhöhungen der letzten Monate wird das Tempo nun spürbar reduziert. Die Falken („Hawks“) ziehen zwar weiter ihre Kreise, steigen aber nicht weiter. Jerome Powell sprach zuletzt schon des Öfteren vom „neutralen Zinsniveau“. Dieses sieht er gemäß dem eingeschlagenen Pfad dann auch im ersten Quartal 2023 für die USA gegeben.

Was bedeutet das nun alles für „unsere“ zehnjährigen Bundrenditen? Da vor allem in dieser Woche wichtige makrobasierte Daten ausbleiben, ist mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen. Die Tendenzen in Australien und Kanada haben dabei einen indirekten Einfluss.

DE 10Y Bond Yield

 

Vor allem aber sorgt die aktuelle Kommunikation seitens der EZB für eine „klare“ Richtung. Der französische Zentralbankchef Francois Villeroy sprach sich jüngst am Wochenende für einen Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte der EZB am 15. Dezember aus. Das primäre Ziel müsse unbestritten die Inflationsbekämpfung bleiben. Franois Villeroy will sich allerdings dafür stark machen, den Zinssatz bei der nächsten EZB-Sitzung nicht mehr so stark wie zuletzt anzuheben. Der Markt preist nun eine Anhebung von 50 Basispunkten ein. Einer Erhöhung um 75 Basispunkte wird nur noch eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit eingeräumt.

Ich glaube, wir werden die Inflation auf zwei Prozent bis Ende 2024 oder 2025 zurückbringen“, sagte Villeroy. „Und das ist nicht nur eine Prognose, eine Vorhersage, das ist ein Engagement.

Gemäß eines aktuellen Statements der EU-Kommission wird die europäische Wirtschaft im aktuellen Quartal und im ersten Quartal 2023 schrumpfen.

Die Gründe hierfür wurden wie folgt aufgeführt:

  • Explodierte Energiepreise

  • Kaufkraftverlust seitens der privaten Haushalte

  • Schwaches globales Umfeld

  • Strenge (Re-) Finanzierungsbedingungen

  • Angebotsbeschränkungen

  • Sich verändernde Weltwirtschaft

  • Fortschreitende De-Globalisierung


 

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