ZipRecruiter (weiterhin ZIP) wurde 2010 in den USA gegründet und ist seit vier Jahren die am besten bewertete Online-Jobbörse für iOS und Android Geräte. Auf dem zweiseitigen Marktplatz können Personalrecruiter nach potentiellen Mitarbeitern sowie Jobsuchende nach einer neuen Herausforderung suchen.

Besonders junge Menschen suchen fast ausschließlich Online nach neuen Jobs. Dennoch entfallen auf den 205 Mrd. USD großen Arbeitsmarkt nur sechs bis sieben Prozent oder 13 Mrd. USD auf das Onlinegeschäft. Der Marktanteil von ZIP beträgt bisher nur 0,3 % vom Gesamtmarkt und vier bis fünf Prozent im Onlinebereich.

Bis 2025 werden im Online-Recruiting Wachstumsraten von 14 % pro Jahr erwartet, wobei der Marktanteil auf bis zu acht Prozent anwachsen soll.

Aktuell tummeln sich auf der Plattform über 2,8 Mio. Recruiter und mehr als 110 Mio. Interessenten die nach einem neuen Job Ausschau halten.

Personalrecruiter und Jobsuchende geben auf der Plattform ihre Suchkriterien ein und der Such-Algorithmus Namens „Phil“ liefert sofort die besten Treffer. Das spart beiden Seiten enorm viel Zeit. Und Zeit ist Geld.

Denn die durchschnittlichen Kosten eines extern beauftragten Personalrecruiters belaufen sich im Schnitt auf ca. 3.000 USD. Nutzen Unternehmen hingegen die ZIPRecruiter Plattform, so können die Kosten um 90 % gesenkt werden.

Wie kann das möglich sein? Der Such-Algorithmus Phil scheint tatsächlich die besten Matches zu finden. 80 % der Unternehmen erhalten einen geeigneten Kandidaten innerhalb von 24 Stunden. Mit der Zeit verbesserte sich die „Great match“ Rate von 39 % auf 56 %.

Des Weiteren verringerte sich die durchschnittliche Dauer einer Stellenanzeige von 39 auf 16 Tage.

Die Qualität der Plattform findet daher einen immer größeren Anklang. Die Anzahl der Recruiter erhöhte sich in den letzten vier Jahren von 104.000 auf 169.000 und der Umsatz pro Recruiter stieg von 790 USD auf 1254 USD.

Auch historisch betrachtet kann sich die Entwicklung sehen lassen. Eine Analyse der Kohorten aus 2014 ergab, dass die Recruiter ihren Umsatz von 106 USD sukzessiv auf 775 USD versiebenfacht haben.

Das Unternehmen hat im Jahr 2019 und 2020 einen Umsatz von 430 Mio. und 418 Mio. USD erzielen können.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 lag der Umsatz bereits bei 521 Mio. USD.

Am 10. November letzten Jahres gab man bekannt, dass die Prognose für das Gesamtjahr 2021 erneut angehoben wird.

Es wird ein Umsatzwachstum von über 70 % zwischen 724 Mio. bis 730 Mio. USD erwartet. Das adjusted EBITDA soll zwischen 93 Mio. bis 99 Mio. USD liegen.

ZIP wird daher mit einem forward P/S von nur 3,22 bewertet.

Das vom Gründer geführte Unternehmen befindet sich in einem Wachstumsmarkt, das Geschäftsmodell skaliert gut, ist nicht kapitalintensiv und ist mit einer Bruttomarge von knapp 90 % sehr attraktiv.

Gelingt es ZIP weitere Marktanteile zu gewinnen, indem mehr Recruiter und Jobsuchende auf der Plattform aktiv sind, so erhöhen sich die Wettbewerbsvorteile in Form von Netzwerkeffekten enorm. Das ist auch der Grund, warum ZIP massiv in Marketing investiert. Neu gewonnene Recruiter erkennen den Wert der Plattform und bleiben weiterhin aktiv. Ferner bietet ZIP den Unternehmen immense Einsparpotentiale.

Kann der Umsatz in den nächsten beiden Jahren um 30 % gesteigert und eine FCF-Marge von 20 % erreicht werden, so liegt der FCF Ende 2023 bei ca. 246 Mio. USD.

Unterstellt man ein FCF-Multiple von 25, so könnte ZIP in zwei Jahren 6,16 Mrd. USD Wert sein. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei 2,3 Mrd. USD.

Auch auf Basis des Gewinns sollte ZIP in Zukunft überzeugen können. ZIP verfügt über einen hohen Anteil an variablen Kosten und kann durch gezielte Marketingausgaben den Gewinn dadurch stark beeinflussen. Das haben wir zuletzt im Jahr 2020 gesehen. Der Umsatz war rückläufig, aber der Gewinn ist stark gestiegen.

Bei einem starken Wachstumswert sollte ohnehin eher auf den operativen Cashflow geschaut werden.

Einziger Wermutstropfen ist die erst kürzlich ausgegebene Anleihe in Höhe von 500 Mio. USD zu einem Zinssatz von fünf Prozent. Der Verwendungszweck ist bisher noch unklar. Wahrscheinlich will ZIP seine Plattform durch Zukäufe erweitern. Einen anderen Grund ergibt sich, aufgrund der starken Cashflow und soliden Bilanz, meiner Meinung nach nicht.

Letzte Woche kam es im Tagesverlauf zu einem Unterschreiten der Marke bei 19,30 USD, die Bullen konnten sich aber per Tagesschluss über die Widerstandsmarke von 20 USD retten.

Kann die Unterstützung gehalten werden, wäre eine Gegenbewegung Richtung 22,40 USD möglich. Über 23 USD würde sich das Chartbild zunehmend aufhellen.

Hält die Unterstützung bei 19,30 per Tagesschlusskurs nicht, löst das ein prozyklisches Verkaufssignal aus. Extrapolierte Kursziele zur Unterseite liegen bei 17-18 USD.

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