Denkt man über die so genannten Crypto-Währungen nach, dann fällt es vielen schwer, sich der Thematik unemotional zu nähern. Das gilt für beide Seiten. Der eine hat sein Geld verzwanzigfacht, der andere hat zugeschaut. Mancher sagt, jetzt muss ich da auch nicht mehr rein, der nächste hat Angst noch mehr zu verpassen. Bevor man sich in das finanzielle Abenteuer stürzt und möglicherweise nennenswerte Summen riskiert, sollte man sich ein paar grundlegende Gedanken machen.

Die erste Frage muss lauten, womit man es zu tun hat. Bitcoin nutzt Programme in einem dezentralen Netzwerk von Computern, so genannte Clients. Jeder, der mag, kann so ein Programm auf seinem Rechner installieren und wird dann zu einem Knoten in diesem Netzwerk. Über dieses Netzwerk werden Transaktionen abgewickelt.

Jeder Teilnehmer kann Transaktionen akzeptieren und versuchen, diese zu validieren. Diese Validierung erfolgt auf Basis der Lösung einer Berechnung, für die die Teilnehmer Rechenzeit benötigen. Der Schwierigkeitsgrad dieser Berechnung passt sich dynamisch an, so dass etwa alle zehn Minuten ein Block mit rund 2000 Transaktionen validiert werden kann. Ohne weitere Veränderungen der Software ist dies die Zahl an Transaktionen, die weltweit innerhalb von zehn Minuten ausgeführt werden können.

Kann ein Rechner einen Block erfolgreich validieren, erhält er eine Belohnung in Form von bitcoins. Der validierte Block wird in die Blockchain eingetragen, in der sich alle jemals auf dem Netzwerk ausgeführten und validierten Transaktionen wiederfinden. Der Prozess des Validierens von Transaktionen ist das so genannte Mining.

Die Idee ist schlau, hat aber einen Haken. Da jeweils nur ein Block mit Transaktionen pro Intervall validiert werden kann, herrscht eine Konkurrenzsituation unter den Rechnern, die die Validierung vornehmen. Die Rechner, die versucht haben einen Block zu validieren, denen aber ein anderer zuvorkam, erhalten nichts für Ihre Bemühungen.

Der Großteil der im gesamten Netzwerk aufgewendeten Rechenleistung und damit auch der Großteil der mittlerweile erschreckend hohen eingesetzten Energie ist somit de facto verschwendet. Ohne diese monetären Anreize und die damit verbundene Konkurrenzsituation würde das System beim bitcoin allerdings nicht funktionieren.

Zusammenfassend kann man das Ganze als ein aus technischer Sicht schlau ausgedachtes System einstufen, das für Zahlungsverkehr in nennenswertem Umfang ungeeignet ist, da die Skalierbarkeit lachhaft gering ist.

Andere Entwicklungen fokussieren sich daher auf eben diesen gerade für den Zahlungsverkehr wesentlichen Punkt. Waves kündigte unlängst an, 6000 Transaktionen pro Minute zu schaffen, das wären 8,64 Millionen Transaktionen am Tag im Vergleich zu lediglich 288.000 Transaktionen beim bitcoin, also in etwa das Dreißigfache. Die genannte Zahl ist freilich eine rein theoretische Größe, die angesichts der bekannten Unzulänglichkeiten eher nicht erreicht wird. In den letzten Stunden wurden beim bitcoin nur rund 220.000 Transaktionen durchgeführt. Weltweit.

Diese mangelhafte Skalierbarkeit hat einen direkten Einfluss auf die Kosten. Ein nicht skalierbares System ist ineffizient und zu teuer, womit jeder sich ausrechnen kann, wie die Perspektiven für viele der neuen Kreationen aussehen. Wie bei den Internetaktien seinerzeit existieren die am Ende erfolgreichen Teilnehmer möglicherweise noch gar nicht.

Auch sollte man sich fragen, ob nicht manche Firma, die die Technik nicht nur einzusetzen, sondern auch profitabel zu verkaufen versteht, nicht letzten Endes für Anleger eine bessere Alternative sein wird. Technisch gesehen wäre es doch überaus erstaunlich, wenn der doch recht simple Ansatz auch nur einen Softwareingenieur bei Oracle oder Microsoft überfordern würde.

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