Die Aufwärtsbewegungen des bitcoin und seiner nahen und fernen Verwandten muss man als historisch einstufen. Eine derartige Entwicklung wird man abseits von Hyperinflationen wohl nicht allzu oft erleben dürfen.

Schlimm ist das nicht, denn von solchen Bewegungen braucht man nicht allzu viele. Das wirklich bemerkenswerte an der Preissteigerung ist, dass gar nicht so viele dabei sind, wie man denken könnte. Der Blick auf die Verteilung der Bestände aller bitcoin-wallets (hier „Adressen“) zeigt derzeit folgendes Bild.

Nur wenige haben profitiert, viele andere ärgern sich

Es existieren lediglich 175.000 wallets mit einem in $ umgerechneten Bestand in Höhe von mehr als 100.000$. Weniger als 700.000 Adressen halten mehr als einen einzigen bitcoin. Das ist für etwas, das sich in den letzten 24 Monaten verzigfacht hat, eine überraschend niedrige Zahl. Diese erklärt wiederum, wie ein derartiger Bullenmarkt immer noch von den meisten entweder ignoriert, belächelt oder verteufelt wird.

Je mehr man von der Aufwärtsbewegung verpasst, desto näher liegt man freilich am Ende der Aufwärtsbewegung, aber viele Trader werden sich die Frage stellen, wie sie es geschafft haben, die Bewegung gänzlich zu verpassen. So etwas kann dann in einer finalen Euphorie zur Kapitulation und verzweifelten Käufen nach dem Motto „ich muss jetzt doch dabei sein“ führen.

„Börsen“-Betreiber halten viele der größten wallets selbst!

Viele der größten wallets gehören übrigens den „Börsen“-Betreibern. Es wäre mal interessant zu ermitteln, wie viele bitcoins die Kunden dieser „Börsen“ in ihren „Depots“ halten und wie viele bitcoins die Börsen in ihren wallets haben. Eine gewisse Differenz würde uns nicht wundern. Das ist nur einer der Gründe, warum wir vor diesen „Börsen“ immer wieder warnen.

Wer nichts von möglichen Risiken ahnt, dem sei die Suche nach MF Global oder Refco empfohlen, zwei Debakeln aus der herkömmlichen Anlagewelt mit ihren Kontrollen. Was dort möglich ist, ist bei unregulierten Märkten natürlich ebenfalls möglich. Alternativ kann man jemanden befragen, der auf einer dieser Plattformen trotz steigender Notierungen die Hälfte oder mehr seiner Kohle verloren hat.

Bequemlichkeit ist nie umsonst- in diesem Fall kostet sie die Sicherheit

Im ersten Schritt wirken diese Plattformen für den unbedarften Nutzer zwar einfacher, da sie ähnlich aufgebaut sind wie klassische Handelsplattformen. Man kann viele verschiedene coins handeln und muss sich nicht mit komplizierteren Oberflächen beschäftigen. Kurz gesagt ist es bequem und für jeden in drei Minuten erlernbar.

Langfristig Geld verdienen ist jedoch selten bequem, und jede Bequemlichkeit hat ihren Preis. In diesem Fall ist es die Sicherheit. Aber das sei nur nebenbei angemerkt, wir wollen mit den Warnungen niemanden langweilen.

Der Cryptomarkt ist nichts für schwache Nerven

Als wir Anfang des Jahres über bitcoin schrieben stand der Kurs bei 765$. Heute steht der Kurs bei 13.000$ und jeder hat noch zusätzlich aus Abspaltungen („forks“) pro bitcoin einen bitcoin cash (1469$) und einen bitcoin gold (293$) in seinem wallet. In Summe macht dies dann 14.762$ aus, womit die Entwicklung nahezu auf eine Verzwanzigfachung hinausläuft.

Der VERI, das token von Veritaseum wurde als wir darüber schrieben für rund 10 Dollar feilgeboten. Heute steht er bei 150$. Immerhin auch eine Veränderung um das 15-fache. Zwischenzeitlich lag er auch bei 400$ und bei 50$. Der Cryptomarkt ist eben nichts für Kinder und Herzkranke.

Wer nun zu den besonders glücklichen oder besonders schlauen (jeder darf selbst wählen) gehört und die Welle schon eine Weile geritten ist, der hat vermutlich eine hübsche Summe beisammen. Wer sich im Zuge einer Strategie, das künftige Bedauern zu vermindern, nun dazu entscheidet, regelmäßig Teile seines Geldes aus diesem Markt zu ziehen, sollte das langfristig nicht bereuen.

Sukzessive Gewinne realisieren und das Risiko im Auge behalten

Aktuell ist die Entwicklung ohnehin so dynamisch, dass das Konto selbst dann wächst, wenn jede Woche 2% abfließen. Wir geben an dieser Stelle nie finanzielle Ratschläge, aber unsere langjährigen Leser wissen, für wie sinnvoll wir es halten, nicht nur auf die Erträge zu starren, sondern vor allem die Risiken im Blick zu behalten. Das gilt für Aktien und High Yield Bonds genauso wie für Cryptos.

Da man nie wissen kann, wie weit die Reise noch geht, schlägt derjenige, der nicht alles sofort verkaufen will, so zwei Fliegen mit einer Klappe. Er realisiert einen Teil seiner Gewinne und hat das nötige Durchhaltevermögen mit dem Rest noch an Bord zu bleiben. Wer all-in ist wird emotional von einer größeren Korrektur – die ja auch das Ende der Veranstaltung einläuten kann – schwer gefordert werden. 

Eine sehr interessante kleine Rechnung

Diese Korrekturen kommen blitzartig und haben gerne ein Ausmaß von 25% bis 50%. Spaß macht das nicht. Man sollte übrigens nicht davon ausgehen, dass alle Betreiber, die heute Dienstleistungen anbieten, wie etwa den Transfer von Euros zu bitcoins, eine Krise überleben können.

Dazu genügt eine kleine Rechnung. Angenommen,  Anleger zahlen 1 Mrd. Euro ein und kaufen für diesen Betrag bitcoins. Der Wert der bitcoins steigt dann auf 50 Mrd Euro. Nun wollen alle wieder raus und wollen für 50 Mrd. Euro bitcoins über den Anbieter zurückgeben. Klingt interessant, oder? No way, wie der Amerikaner sagen würde.

Ansonsten haben die Cryptos in den letzten Jahren zumindest preislich schon einen weiten Weg zurückgelegt. Man darf sich Gedanken um die eingepreisten Vorschusslorbeeren machen und überlegen, was gerechtfertigt erscheint und was nicht.

Es gibt noch eine Welt außerhalb von Bitcoin und Konsorten

Für die realisierten Gewinne, die ja für die meisten recht unverhofft gekommen sein dürften, findet sich sicherlich noch ein schönes Plätzchen in der Realwirtschaft. Wer sich etwa in einigen geprügelten Sektoren wie der Schifffahrt oder auch bei den Öl-Dienstleistern umschaut, der findet das eine oder andere sehr günstige Angebot.

Wer kauft nicht gerne eine kleine Beteiligung an einem schuldenfreien Unternehmen mit positiven Cash Flows weit unter Buchwert? Ist das nicht eine gute Alternative über die kaum jemand spricht? Ach ja, manche Firmen zahlen sogar Dividenden. Mit Blockchain & Co haben die freilich nichts zu tun, aber man kann halt nicht alles haben.

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