Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1389 (07:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1370 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.56. EUR-CHF oszilliert bei 1.1323.

Die EU wackelt bezüglich der zuvor eingenommenen Position, dass der Ausstiegsvertrag mit dem UK sakrosankt sei, dass es maximal bei Begleitschreiben und Absichtserklärungen Spielräume gäbe.

Bundesaußenminister Maas sieht jetzt aber Gesprächsbedarf über eine Änderung des Brexit-Abkommens mit dem UK. Diese Äußerung fiel in einer Talkshow. Inwieweit es sich um eine persönliche Meinung oder um eine politische Neuausrichtung handelt, die abgestimmt ist, darf und muss unter Umständen diskutiert werden.

Als Fazit kann man mitnehmen, dass es in diesem Brexit-Drama noch diverse weitere Akte geben wird. Ihnen ist voraussichtlich gemein, eine für alle Seiten annehmbare Konstellation für das weitere wirtschaftliche und politische Miteinander zu generieren. Das ist grundsätzlich positiv zu bewerten.

Abzulehnen wären jedoch weitere eklatante Extrawürste für das UK, die von der Solidargemeinschaft der restlichen 27 Mitglieder aufzubringen wären, denn die EU-27 versteht sich doch nicht als Selbstbedienungsladen Londons.

Hinsichtlich der Risikowahrnehmung an den Finanzmärkten eröffnet die gegenwärtige Situation im Brexit-Diskurs leichtes Entspannungspotential.

Wir haben frühzeitig darauf verwiesen, dass der Druck auf die USA im Handelskonflikt mit China für die US-Wirtschaft erheblicher ist als für China, auch wenn die mediale Begleitmusik als auch die Marktdiskontierung etwas anderes suggerierte. Auch die Studien der EZB und des Prognos-Instituts verhallten weitgehend.

Die uns jetzt erreichende Nachricht aus dem US-Politgetriebe impliziert, dass die Konsequenzen für die US-Wirtschaft und die US-Gesellschaft in der Folge politische Beweglichkeit in Washington forcierten. Laut Informationen des Wall Street Journal hat US-Finanzminister Mnuchin eine partielle oder vollständige Aufhebung der Zusatzzölle im Handelsstreit erwogen. Der Handelsbeauftragte Lighthizer lehne diesen Ansatz ab. US-Präsident Trump ist bisher nicht involviert.

Der erkennbare Konflikt zwischen Mnuchin und Lightizer ist Garant dafür, dass bestenfalls Zuversicht, aber keine Euphorie angemessen ist. Die Tatsache, dass Präsident Trump bisher nicht involviert ist, unterstreicht, dass Restrisiken erheblich sind. Gleichwohl darf diese Äußerung als leichtes Entspannungssignal interpretiert werden.

Fazit:

Sowohl bezüglich des Brexit-Dramas als auch hinsichtlich des US-Handelskonflikts mit China sind Entspannungssignale unverkennbar.

2018 haben diese Themen wesentlich dazu geführt, dass die endogene Stärke in der Weltwirtschaft sukzessive unterminiert wurde, was sich erst an den Stimmungsindikatoren ablesen ließ, um zuletzt auch an harten Daten ablesbar zu sein. Die Finanzmärkte reagierten überproportional, allen voran die Aktienmärkte außerhalb der USA, zuletzt aber auch in den USA.

Hat 2019 das Potential, das Jahr der handelspolitischen Entspannung zu werden?

Wo Licht ist, ist auch Schatten:

Rom ist in der Umsetzung zweier Wahlversprechen, der Einführung des Grundeinkommens und der Rücknahme der Rentenreform von 2011. Das Parlament muss innerhalb von zwei Monaten den Vorlagen zustimmen.

Es ist zu begrüßen, wenn Regierungen ihre Versprechen einhalten. Wenn diese Versprechen aber Wiederholung der Fehler der Vergangenheit sind und der kommenden Generation bei kritischer Demographie die Zukunft stehlen, darf Begeisterung ob dieser Politik fehlen.

Das ermäßigte Renteneintrittsalter soll ab April für Beschäftigte in der Privatwirtschaft und ab August für Staatsdiener gelten. 2019 rechnet man mit Kosten von vier Mrd. Euro, 2020 sollen es gut acht Mrd. Euro sein.

Es ist wirklich beeindruckend, wie hier konsumtiv Spielraum für die Zukunft in den öffentlichen Haushalten zur Disposition gestellt wird. Die italienischen Bambini sagen mit Sicherheit "danke"! Wir enthalten uns eines weiteren Kommentars und verweisen auf Aristoteles ...

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die Verbraucherpreise der Eurozone lieferten per Dezember erwartungsgemäß einen Anstieg um 1,6% im Jahresvergleich (Monatsvergleich unverändert).

Der Philadelphia Fed Business Index stieg unerwartet per Januar von zuvor 9,1 auf 17,0 Punkte. Die Prognose lag bei lediglich 10,0 Zählern.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250-80 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!

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