Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0890 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0887 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 128,55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140,02. EUR-CHF oszilliert bei 0,9957.

Finanzmärkte: Aktien und USD gewinnen an Boden

An den Finanzmärkten kam es zu stärkeren Bewegungen, nachdem die Fed, die EZB und die BoE ihre Zinsentscheidungen und Verbalakrobatik abgeliefert haben.

Die Aktienmärkte in Europa und den USA reagierten freundlich, Japan reagierte mit einer Seitwärtsbewegung. Chinas Märkte standen dagegen unter Abgabedruck.

Am Rentenmarkt kam es zu einer merklichen Entspannung und in der Folge zu einer stärkeren Inversion der Zinskurve (kurzfristiger Zins höher als das langfristige Zinsen). 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 2,06 % (Vortag 2,28 %) und 10-jährige US-Staatstitel mit 3,38 % (Vortag 3,42 %). Daran wird deutlich, dass erstens die Politik der Zentralbanken goutiert wird und zweitens, dass der Markt die Inflation perspektivisch unproblematischer einschätzt.

Der USD gewann gegenüber dem EUR an Boden. Gold und Silber kamen unter signifikanten Abgabedruck.

EZB erhöht Leitzins um 0,50 %

Die EZB hat den Leitzins um 0,50 % auf 3,00 % angehoben (Anlagezins jetzt bei 2,50 %). Der eingeschlagene Kurs würde beibehalten. Im März stünde ein weiterer Schritt um 0,50 % an. Dann würde der Kurs neu bewertet. Innerhalb des EZB-Rats gebe es einen sehr großen Konsens. Die EZB erwartet zunächst schwaches Wachstum, die Wirtschaft sei aber widerstandsfähiger als erwartet. Die Risiken für Wachstum und Inflationsausblick seien mehr in der Balance.

Kommentar: Die EZB hat mehrere Themenkomplexe erfolgreich gemeistert. Sie gab einen klaren Kurs in der Zinspolitik vor, insbesondere den kommenden Zinsschritt um 0,50 % bei der Sitzung im März. Damit agierte sie transparent in ihrem Mandat der Inflationsbekämpfung. Die Reaktion am Rentenmarkt muss als Ausdruck des wiedergewonnenen Vertrauens der Marktteilnehmer interpretiert werden. Implizit deutet die Marktreaktion an, dass die EZB erfolgreich war, Inflationserwartungen auf niedrigem Niveau zu verankern. Gleichzeitig bot sie ein zartes Ausstiegsszenario aus der Zinserhöhungspolitik implizit an. Chapeau, mehr war nicht möglich!

Bank of England erhöht Leitzins um 0,50 %

Die Zentralbank des UK hat das zehnte Mal in Folge die Zinsen erhöht. Gestern wurde der Leitzins erwartungsgemäß von 3,50 % auf 4,00 % angehoben. Die Entscheidung fiel mit sieben gegen zwei Stimmen aus. Zwei MPC Mitglieder votierten für ein Beibehalten des Leitzinses bei 3,50 %. Es wurde signalisiert, dass sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende zuneigt.

Kommentar: Anders als in der Eurozone ist die Ökonomie des UK nicht widerstandsfähig. Das spiegelt sich in der BIP-Prognose des IWF per 2023 (-0,6 %). Der Stress im UK spiegelt sich auch in den aktuellen größten Streiks seit Dekaden. Weitere aggressive Zinsschritte würden den Stress für die Bürger des UK noch verschärfen. Das Problem ist im UK jedoch, dass mit Verbraucherpreisen bei 10,5 % grundsätzlich weitere Zinsschritte nach Lehrbuch notwendig wären. Dieses Dilemma belastet die Bewertung des GBP. Sollte jedoch das GBP weiter fallen, käme es zu mehr importierter Inflation. Es deutet sich ein sogenannter „Teufelskreis“ an.

Nun, der „Mantel der EU“ wurde laut und unsanft in die Ecke geworfen. Man freute sich ob der „Freiheit“ durch den Brexit. Wie schrieb Kris Kristofferson in seinem Lied, das von Janis Joplin so erfolgreich gesungen wurde (Me and Bobby McGee) : „Freedom is just another word for nothing left to loose“. Ich füge dazu: „Sometimes reality bites!“ – Food for thought!

Habeck will "grüne Industrie-Brücke" in die USA bauen

Herr Habeck zeigte sich vor seiner Reise nach Schweden (EU-Präsidentschaft) optimistisch, einen Handelsstreit mit den USA über Subventionen abwenden zu können. Europa und die USA verbänden gemeinsame Werte und Ziele. Er sagte, eigentlich müssten wir es schaffen, gerade im Industriebereich eine grüne Brücke über den Atlantik zu schlagen.

Kommentar: Optimismus ist grundsätzlich gut, er muss aber faktenbasiert sein. Sofern Herr Habeck bei Werten eine unilaterale US-Ordnung unterstützte (Werte), würfe das Fragen seines Demokratie und Völkerrechtsverständnisses auf, denn diese Ordnung hat/hätte markante totalitäre Merkmale (u.a. Unterordnung unter US-Recht ohne Mitsprache in Washington). Das US-Ziel der Deindustrialisierung Deutschlands und der EU teile ich definitiv nicht!

Er sagte, man müsse den USA erklären, dass Teile ihres sogenannten Inflation Reduction Acts (IRA) nicht im Einklang mit dem Welthandelsabkommen der WTO stünden.

Kommentar: Herr Habeck, haben Sie blaue Augen? Die USA haben die WTO-Schiedsgerichtsbarkeit bewusst zerstört, um genau die jetzige US-Politik zu ermöglichen. Die wissen genau, was sie tun. Wo war der deutsche und europäische Widerstand gegen die USA, als die USA die WTO-Schiedsgerichtsbarkeit zerstörten (hatte ich seinerzeit thematisiert!)? Wegducken/Wegsehen scheinen in Berlin und Brüssel beliebte „Sportarten“ zu sein. Mehr noch hat Präsident Biden ihnen bei der letzten IRA-Diskussion in Washington ins Stammbuch geschrieben, dass nichts Wesentliches am Inflation Reduction Act verändert würde. Wie treten Sie auf, als Bittsteller? Ich wünsche ich Ihnen und Frankreichs Wirtschaftsminister viel Erfolg.

Weiter führte Habeck aus: Europa müsse seine Hausaufgaben machen. Genehmigungen müssten schneller gehen (Beihilfen). Man brauche wettbewerbsfähige Industriepreise.

Kommentar: So ist es. Man verlässt sich besser auf sich selbst. Lobenswert ist, sehr geehrter Herr Habeck, dass Sie jetzt auch Steuer- und Abschreibungspolitik in Ihrem Werkzeugkasten berücksichtigen wollen. Allen voran Deutschland muss im Hinblick auf die vollständig verkorkste Energiepolitik Deutschlands und damit der unerhörten Preislichkeit der Energie (Basis Merkel), aber auch der von Ihnen und der EU forcierten Sanktionspolitik, die uns stärker trifft als Moskau, mit irgendwelchen anderen Attraktivitäten bezüglich des Standorts glänzen. Dazu gehört definitiv nicht, auch noch Hochsteuerland zu sein!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: EZB erhöht um 0,50 % und stellt weitere Zinserhöhungen in Aussicht

Die EZB hat erwartungsgemäß den Leitzins von zuvor 2,50 % auf 3,00 % erhöht und weitere Zinserhöhungen in den Raum gestellt, ohne sich voll festzulegen. Der Anlagezins wurde von 2,00 % auf 2,50 % angepasst.

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Dezember einen Überschuss in Höhe von 10,0 Mrd. EUR (Prognose 9,2 Mrd. EUR, Vormonat 10,9 Mrd. EUR) aus. Exporte sanken um 6,3 % (Prognose -3,3 %) und Importe um 6,1 % (Prognose -0,8 %). Hintergrund für die Rückgänge ist unter anderem der Anstieg des Euros.

UK: Leitzins um 0,50 % erhöht – „taubenhafte“ Begleitmusik

Die Bank of England hat erwartungsgemäß den Leitzins von 3,50 % auf 4,00 % angehoben. Das Votum fiel wie zuvor mit sieben gegen zwei Stimmen aus. Zwei Mitglieder votierten für ein unverändertes Zinsniveau. Die begleitende Verbalakrobatik war „taubenhafter“ als vom Markt erwartet.

China: Caixin PMI auf Höchststand seit 08/2022

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) des Dienstleistungssektors legte per Januar von zuvor 48,0 auf 52,9 Zähler zu

Russland: Devisenreserven auf höchstem Stand seit 04/2022 – PMI zieht an

Die Devisenreserven stiegen in der Berichtswoche per 27. Januar 2023 von zuvor 594,6 auf 597,7 Mrd. USD und markierten den höchsten Stand seit April 2022.

Der S&P PMI des Dienstleistungssektors legte deutlich von 45,9 auf 48,7 Punkte zu und markierte den höchsten Indexwert seit 09/2022.

USA: Bis auf Auftragseingänge Daten besser als erwartet

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 28. Januar 2023 auf 183.000 (Prognose 200.000) nach zuvor 186.000.

Laut vorläufigen Berechnungen legte die Produktivität per viertem Quartal 2022 um 3,0 % (Prognose 2,4 %) nach zuvor 1,4 % (revidiert von 0,8 %) zu (annualisierte Werte). Die Lohnstückkosten nahmen per viertem Quartal 2022 um 1,1 % (Prognose 1,5 %) nach zuvor 2,0 % (revidiert von 2,4 %) zu.

Der Auftragseingang der US-Industrie stieg per Dezember im Monatsvergleich um 1,8 % (Prognose 2,2 %) nach -1,9 % (revidiert von -1,8 %) im Vormonat. Ohne Auftragseingänge des Transportsektors ergab sich für beide Monate jeweils ein Rückgang um 1,2 % im Monatsvergleich.

Japan: Keine neuen Erkenntnisse

Jibun Bank PMI Dienstleistungen: 52,3 nach vorläufig 52,4 Punkten

Jibun Bank PMI Composite Index: 50,7 nach vorläufig 50,8 Punkten

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

 

 

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