Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9937 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9757 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,27. EUR-CHF oszilliert bei 0,9899.

Finanzmärkte: Freundliche Aktienmärkte

Zum Wochenschluss zeigten sich die Aktienmärkte auch hinsichtlich des positiven US-Arbeitsmarktberichts in freundlicher Verfassung. Im frühen Asienhandel setzte sich die positive Tendenz fort. Erwartungen, dass China mittelfristig die strikte Corona-Politik nivelliert, unterstützen. Tatsache ist, dass laut Nationaler Gesundheitskommission kurzfristig keine Änderung vorgenommen wird (siehe unten).

Die heute früh veröffentlichte Handelsbilanz Chinas lieferte auf USD-Basis bei Exporten eine Enttäuschung, auf Yuan-Basis jedoch nicht (siehe Datenpotpourri). Ein weiterer Hintergrund mag sei, dass in der Samstag-Ausgabe der Washington Post thematisiert wurde, dass das Weiße Haus Druck aufbaut, dass sich die Regierung der Ukraine stärker der Diplomatie zuwendet. An den Kapitalmärkten zeigte sich zuletzt eine Versteifung bei den Renditen. 10-jährige Bundesanleihen bringen derzeit 2,29 %, während US-Staatsanleihen mit 10 jähriger Laufzeit mit 4,16 % rentieren.

Der USD hat in den letzten 24 Handelsstunden gegenüber dem Euro trotz starken US-Arbeitsmarktberichts an Boden verloren. Diese Bewegung des USD korreliert mit einer besseren Performance der europäischen Aktienmärkte gegenüber US-Märkten. Daraus eine strategische Neuausrichtung internationaler Kapitalsammelstellen abzuleiten, die Europa zuvor abverkauften, wäre vermessen. Dennoch ist diese Entwicklung bemerkenswert (Kontext Artikel Washington Post).

Andererseits stehen die „Midterm Elections“ in den USA an. Dabei ergeben sich viele Fragestellungen. Wie fallen die Wahlen aus? Werden Wahlen angefochten? Die damit verbundene Unsicherheit stellt im Vorwege zunächst einen Belastungsfaktor für den USD dar. Gespannt warten wir auf die Ergebnisse. Sie sind für Geopolitik und Geowirtschaft von hoher Bedeutung. An den Edelmetallmärkten konnten Gold und Silber, die Währungen ohne Fehl und Tadel, deutlich an Boden gewinnen, ohne jedoch technische Signale für Trendwenden zu liefern.

China: Scholz-Besuch

Kanzler Scholz erwartet als Folge seiner Gespräche, dass sich einige Probleme deutscher Firmen in China in naher Zukunft lösen werden. Er habe in seinen Gesprächen mit dem Präsidenten und Ministerpräsidenten angesprochen, dass es keine Benachteiligung deutscher Firmen auf dem chinesischen Markt geben dürfe, wenn dies umgekehrt nicht der Fall sei. Das würde für sehr viel konkrete Fälle zu Fortschritten in nächster Zeit führen. Es sei von Bedeutung, dass dies für Europa insgesamt gelte. Es müssten gleiche Bedingungen für Investitionen auf der jeweils anderen Seite gelten.

Kommentar: Ich begrüße, dass Kanzler Scholz der Kunst der Diplomatie eine Chance gibt. Es ist sinnvoller, miteinander als übereinander zu reden. Sollte sich durch den Besuch von Kanzler Scholz mehr wirtschaftliche Augenhöhe für Deutschland und die EU ergeben, wäre das ein sehr positives Resultat. Dieses potentielle Resultat wäre Ausdruck der Erkenntnis in China, dass das von China verfolgte multilaterale Konzept auch multilateralen Gesetzen folgen muss. Es wäre auch eine Lehrstunde für die europäischen Politiker und Politikerinnen, die Konfrontation der Diplomatie vorziehen.

Signale für Abrücken Chinas von Corona-Politik

In China mehren sich Signale, die auf eine Veränderung der äußerst restriktiven Null-Corona-Politik hindeuten. In Kürze würde es erhebliche Änderungen geben, sagte Chinas früherer Chef-Epidemiologe Guang Zeng am Zentrum für Seuchenprävention am Freitag auf einer Konferenz der Citi Bank. Immer mehr Voraussetzungen für solche Schritte seien gegeben, beispielsweise neue Impfstoffe und Fortschritte, die China bei der Medikamentenforschung gemacht habe. Seiner Ansicht nach würde sich China nach der Jahressitzung des Parlaments, die in der Regel Anfang März stattfindet, öffnen. Viele neue politische Maßnahmen würden in den kommenden fünf bis sechs Monaten eingeführt.

Am Samstag wurde jedoch die bisherige Strategie seitens der Nationalen Gesundheitskommission bestätigt. In zeitlicher Nähe würde nichts verändert. Man schätzt die Lage trotz hoher Übertragbarkeit als kontrollierbar ein. Bloomberg meldete, dass China daran arbeite, das System, dass Fluggesellschaften Strafen auferlegt werden, wenn sie Corona-positive Passagiere ins Land bringen, abgeschafft werden soll.

Kommentar: China kann keine 180 Grad Kehrtwende hinlegen, ohne in den eigenen Augen oder den Augen der eigenen Bevölkerung Gesicht zu verlieren. Ein Gesichtsverlust beschädigte den Führungs- als auch den Machtanspruch des politischen Systems. Entsprechend bewerte ich die Einlassungen der Nationalen Gesundheitskommission. Interessant war und ist, dass diese Einlassungen der Kommission sich auf die kurzfristige Ausrichtung der Politik fokussierten. Das eröffnet mittel- und langfristige Opportunitäten einer Neuausrichtung. Das gilt um so mehr, als dass immer mehr Länder sich vollständig aus Corona-Maßnahmen zurückziehen. Damit baut sich implizit ein Druck auf die chinesische Führung auf.

Die im Raum gestellte Diskussion über eine Lockerung betrifft Zeiträume in Richtung Frühjahr 2023. Diesbezüglich sind die Einlassungen eines ehemaligen chinesischen Chef-Epidemiologen hilfreich. So kann eine sukzessive Veränderung implementiert werden. Es wäre für die Weltwirtschaft von profunder positiver Bedeutung, wenn sich Lieferkettenprobleme seitens Chinas im Zuge einer Nivellierung der Maßnahmen verringerten.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: PMIs etwas besser – Erzeugerpreise weiter extrem hoch (J)

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der S&P PMI für den Dienstleistungssektor per Oktober auf 48,6 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 48,2). In der Folge kam es zu einer Anpassung des Composite Index auf 47,3 Zähler (Prognose und vorläufiger Wert 47,1). Die Erzeugerpreise stiegen per September im Monatsvergleich um 1,6 % (Prognose 1,7 %) nach zuvor 5,0 %. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 41,9 % (Prognose 42,0 %) nach zuvor 43,4 % (revidiert von 43,3 %). Deutschland: Der Auftragseingang der Industrie sank per September im Monatsvergleich um 4,0 % (Prognose -0,5 %) nach zuvor -2,0 % (revidiert von -2,4 %). Seit Februar 2022 mit der Ausnahme im Monat Mai (+0,1 %) kam es durchgehend zu Rückgängen auf Monatsbasis.

Frankreich: Die Industrieproduktion fiel per September im Monatsvergleich um 0,8 % (Prognose -1,0 %) nach zuvor +2,7 % (revidiert von 2,4 %).

USA: „Nonfarm Payrolls“ stark

 

China: Exporte und Importe auf USD-Basis enttäuschen (nicht auf Yuan Basis)

Die Handelsbilanz wies per Oktober einen Überschuss in Höhe von 85,15 Mrd. USD (Prognose 95,95 Mrd. USD) nach 84,74 Mrd. USD aus. Exporte sanken im Jahresvergleich um 0,3 % (Prognose +4,3 %) nach zuvor +5,0 %, während Importe um 0,7  % fielen (Prognose +0,1%) nach zuvor +0,3 %. Auf Yuan-Basis ergab sich bei Exporten ein Anstieg um 7,0 % nach 10,7  %, bei Importen von 6,8% nach 5,2 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg

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