Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0644 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0588 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 135,60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,31. EUR-CHF oszilliert bei 0,9960.

Finanzmärkte: Aktienmärkte überwiegend freundlich

Der Finanzmarkt bewegt sich grundsätzlich weiter in einer unentschlossenen Manier. Aktienmärkte (USA, Europa, Japan, Indien, Hongkong, Korea) schlossen die Woche mit Kursgewinnen ab. So handelte der DAX in einer Bandbreite von 15.152 bis 15.629 Punkten (DAX im Späthandel am Freitag 15.623 Punkte) und testet damit aktuell die obere Ausbruchkante.

Die positive Performance des DAX am Freitag war insbesondere getragen von Automobilwerten und Zulieferern wegen der Verschiebung der EU-Abstimmung über das Verbrenner-Aus per 2035 (Volkswagen +10,56%; Porsche +5,57%, Continental +5,44% etc.). Ob diese Entwicklung trendfähig ist, wird sich weisen, da mit der Verschiebung der Abstimmung über das Verbrenner-Aus noch nicht das Aus des Verbots bestimmt ist. In Kürze werfen wir einen Blick auf die Umweltbilanz und Bedingungen der E-Mobilität versus der heutigen Verbrennertechnologien.

Auch China konnte einen Wochengewinn verbuchen, jedoch notieren die Märkte zu Wochenbeginn schwächer, aller Voraussicht nach wegen der moderaten BIP-Prognose von 5%. Erwartungen im Vorfeld lagen bei bis zu 6% (siehe unten).

Am Rentenmarkt ergab sich zum Wochenende eine Entspannung. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,67%, Freitag morgen lag die Rendite noch bei 2,74% (höchste Rendite seit 09/2011 bei 2,77% in letzter Woche). 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren heute mit 3,94% nach 4,04% am Freitag. Entspannende Signale bezüglich der Preisinflation erreichen uns von der Lebensmittelfront. Der Lebensmittelpreisindex der Vereinten Nationen sank den elften Monat in Folge. Per Februar kam es zu einem Rückgang um 0,6%. Bis sich diese Trends vollständig an der Supermarktkasse niederschlagen dauert es jedoch.

Der USD hat gegenüber dem EUR als auch Gold und Silber überschaubar an Boden verloren.

Chinas Volkskongress: Moderate Töne bei Wirtschaft und Außenpolitik

China setzt sich per 2023 ein moderates BIP-Ziel bei 5%. Er gebe zahlreiche Risiken für die Konjunktur. Die Inflation sei weltweit hoch, das globale Wirtschafts- und Handelswachstum verliere an Schwung, und die Versuche von außen, China zu unterdrücken und einzudämmen, nähmen zu. Der Binnenkonsum müsse angekurbelt werden.

Kommentar: Es ist und war nie Chinas Sache mit diesen Prognosen primär auf Finanzmärkte abzuzielen (steht im Widerspruch zu konfuzianischer Kultur). Diese moderate Prognose darf als Ausdruck einer technokratischen Herangehensweise interpretiert werden. Diese technokratische und konservative Herangehensweise ist auch dadurch begründet, dass die Prognose im letzten Jahr deutlich verfehlt wurde.

So wie es im letzten Jahr im Verlauf Herabstufungen der Prognose gab, ist dieses Jahr nicht auszuschließen, dass es Heraufstufungen gibt. Der Verweis auf die Hintergründe der konservativen Prognose ist stichhaltig. In meinen Augen sind geopolitische Risiken im Rahmen des hybriden Wirtschafts- und Finanzkriegs der USA gegen China losgelöst von WTO-Regeln am wesentlichsten.

Die Militärausgaben würden 2023 um 7,2% angehoben (Vorjahr 7,1%). Es wurde zu einem Ausbau der Streitkräfte aufgerufen.

Kommentar: Der Westen erhöht seine Militärausgaben substantiell. Da kann es kaum verwundern, dass auch China in diesem Feld vor dem Hintergrund der Konfrontationspolitik der USA aus nationalen Sicherheitsaspekten heraus nachzieht.

In Bezug auf Taiwan wurde ein gemäßigter Ton angeschlagen. China solle die friedliche Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße fördern und den Prozess einer friedlichen Wiedervereinigung mit der Insel vorantreiben. Zugleich wurde bekräftigt, entschlossene Schritte gegen die Unabhängigkeit Taiwans zu unternehmen.

Kommentar: Positiv ist anzumerken, dass China diesen Prozess, der völkerrechtlich bezüglich der UN-Resolution 2758 vom 25.10.1971 verankert ist, friedlich gestalten will.

Die entscheidende Textpassage der UN-Resolution 2758 lautet: "Die Vollversammlung der Vereinten Nationen [...] beschließt, all die Rechte der Volksrepublik China instand zusetzen und die Vertreter ihrer Regierung als die einzigen legitimierten Vertreter Chinas in den Vereinten Nationen anzuerkennen und von nun ab die Vertreter Chiang Kai-Sheks von dem Platz zu entfernen, den sie zu Unrecht in den Vereinten Nationen und all ihren Organisationen einnehmen." So weit zum Völkerrecht.

Losgelöst von der UN-Resolution 2758 wird das Thema „heiß“ bleiben, weil manche Nationen der Welt es so wünschen und Völkerrecht für sie nachweislich eine untergeordnete Rolle spielt oder anders ausgedrückt Völkerrecht nach eigenem Belieben instrumentalisiert oder ignoriert wird.

Japan: Demografie kritisch

Sexualität mit biologischen Folgen stellt in Japan ein markantes Problem dar. Das gilt aber auch für Europa und viele westliche Nationen.

Im Jahr 2022 gab es in Japan 799.728 Neugeburten. Das stellt einen Negativrekord dar. Die Zahl der Todesfälle markierte im Jahr 2022 mit 1,58 Millionen einen Rekordwert. Diese Tendenz höherer Sterbefälle als Geburten setzte in Japan zwischen 2005-2010 ein.

Bei China wurde wegen eines erstmaligen Rückgangs der Bevölkerung im Jahr 2022 um 850.000 (Basis Bevölkerung 1,41 Mrd.) die Krisentrommel gerührt. Was muss man dann bei Japan bei einem Rückgang um 800.000 machen (Bevölkerung 124 Mio.)?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Erzeugerpreise sinken dynamisch, Stimmung verhaltener

Die Erzeugerpreise sanken per Februar im Monatsvergleich um 2,8% (Prognose -0,3%) nach zuvor +1,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 15,0% (Prognose 17,7%) nach zuvor 24,6%. Das war der geringste Anstieg seit August 2021.

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Januar einen Überschuss in Höhe von 16,7 Mrd. EUR aus (Prognose 11,0 Mrd. EUR, Vormonat 10,0 Mrd. EUR). Es war der höchste Überschuss seit Juli 2021.

Exporte nahmen im Monatsvergleich um 2,1% (Prognose 1,5%, Vormonat -6,3%) zu und Importe sanken um 3,4% (Rohstoffpreise, EUR-Bewertung, Prognose +2,0%, Vormonat -5,6%). Frankreich: die Industrieproduktion sank per Januar im Monatsvergleich um 1,9% (Prognose +0,1%) nach zuvor +1,5% (revidiert von +1,1%).

Die Divergenz zwischen ISM und S&P PMIs bleibt ausgeprägt und wirft Fragen auf.

Russland: Starker Dienstleistungssektor

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors legte per Februar von 48,7 auf 53,1 Punkte zu.

Südkorea: Verbraucherpreise mit geringstem Anstieg seit 04/2022

Die Verbraucherpreise verzeichneten per Februar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,30% (Prognose 0,45%) und im Jahresvergleich um 4,8% (Prognose 5,05%) nach zuvor 5,20%. Es war im Jahresvergleich die geringste Zunahme seit 04/2022.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 – 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!

 

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