Schwieriges Zwitterpapier für den Vollprofi – Aktienchancen nach oben, Zinsabsicherung nach unten - Den niedrigen Kapitalmarktzinsen entfliehen, doch bilden diese bei einem Anstieg auch eine Gefahr – Gute Fonds haben den Index abgehängt

Der Charakter von Wandelanleihen hat sich seit unserem ersten längeren <link>Beitrag vom 14.10.2010 natürlich nicht verändert. Aber das Umfeld ist logischerweise ein ganz anderes. Deshalb aus gegebenem Anlass – historisch niedrige Zinsen, politische Unsicherheitsfaktoren, zunehmend Höhenängste an den Aktienmärkten. Ein aktueller Blick auf diese Papierkategorie.

Dazu das Ergebnis verschiedener Untersuchungen, wie sich Wandelanleihen bei dem Auf und Ab an den Aktienmärkten verhalten. Eine Faustformel besagt, dass Wandelanleihen eine Aufwärtsbewegung der Aktienkurse zu zwei Dritteln mitmachen, bei einem Nachgeben der Aktienkurse nur mit einem Drittel teilnehmen. Hier bremst dann eben der erwähnte eingebaute Zinseffekt. Also bieten Wandelanleihen gerade in volatilen Zeiten dem Anleger gewisse Vorteile (natürlich keine Gewinngarantie). Und solche volatilen Zeiten dürften uns bevorstehen.

Bei Fonds Kosten gegen die Performance halten

Das untenstehende Chart, der DWS Convertibles gegenüber dem Eurostoxx 50 Index kann die Aussage „zwei Drittel zu ein Drittel“ im wesentlichen bestätigen. Bewusst wurde dem ausschüttenden Fonds der nicht thesaurierende Eurostoxx 50 gegenübergestellt. Der DAX hätte gerade über den gewählten langen Zeitraum zu starke Vorteile, zumal bei ihm die Dividenden reinvestiert werden. Nicht so eindeutig ist die Erfolgsbilanz für den ETF von Barclays (WKN A0YAGX), was aber auch an dem bisher noch kurzen Beobachtungszeitraum (seit April 2009) liegen kann.

Aber: Hinter einem guten Fonds steht ein gutes Management, und damit auch die Kosten für dieses Management. Vor langen Jahren hatte einmal eine Bank in einer Analyse angemerkt, dass die Vorteile, die ein gut zusammengestelltes Portfolio an Wandelanleihen bietet, bei einer Fondskonstruktion von den Kosten des Fonds aufgefressen werden. Daran dürfte sich bis heute nicht viel geändert haben, auch wenn heute keine Bank mehr derartiges zugeben würde. Also: Selbst zum Vollprofi in Sachen Wandelanleihen machen oder sich an Vermögensverwalter halten, die sich auf Wandelanleihen spezialisiert haben. Das gibt es. Übrigens gilt diese Kritik an Wandelanleihenfonds, wie aus dem Chart ersichtlich, nicht für den ältesten deutschen Fonds dieser Art, den DWS Convertibles. Das Chart zeigt, dass dieser sich in den letzten drei Jahren doch sehr deutlich vom Eurostoxx 50 Index absetzen konnte.

Interessante Papiere für Tüftler

Ein Blick noch auf die Wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung von Wandelanleihen, die Aktienseite einerseits und die Zinsseite andererseits. An den Aktienmärkten dürften volatile Zeiten bevorstehen. Sicher ein Argument für diese Wandler, zumal sie eben über die Zinsbremse nach unten verfügen, also einen, in unruhigen Zeiten besonders beliebten Verstetigungseffekt einbauen. Sollte der Markt aber weiter nach oben laufen, läuft der Wandler halt mit, allerdings wie dargestellt in einem etwas gemächlicheren Tempo.

Dazu ein „aber“, bzw. derer zwei. Die Konstruktionen der Anleihen sind häufig kompliziert und auch äußerst unterschiedlich. Dahinter steht eben nicht, wie bei Aktien, ein einheitliches und für alle Papiere verbindliches Aktienrecht, sondern die völlige Vertragsfreiheit. Soll heißen, das Durchleuchten von Wandelanleihen erfordert viel Zeit und Hirnschmalz. Dazu kommt Problem No. 2: Die Börsenmärkte in diesen Papieren sind hier und da nicht gerade sehr liquide. Hier können spezielle Wandelanleihe- oder auch versierte Vermögens-Verwalter viel Know How in die Waagschale werfen und auch auf den liquideren Interbankenhandel ausweichen. Außerdem sind Wandelanleihen oft nur in großen Stückelungen verfügbar. In einem großen Depot oder von einem versierten Vermögensverwalter werden Anlagebeträge gebündelt und zudem die einzelnen Titel fortlaufend überwacht und analysiert. Alles zusammen genommen sicher für viele Privatanleger ein Hemmnis, in Wandelanleihen direkt zu investieren.

Dazu abschließend noch eine andere Beobachtung. Wandelanleihen werden zunehmend von Unternehmen für die Unternehmensfinanzierung entdeckt, zumal dieses Instrument ausgesprochen flexibel gehandhabt werden kann und zudem auch die Informationspflichten für die Unternehmen relativ gering sind. Beides Argumente, die aber nicht unbedingt im Interesse der Geldanleger sind. Ein Grund mehr genau hin zu schauen, ob die im Prinzip gegebenen Vorteile des Instrumentes Wandelanleihe bei der ins Auge gefassten Emission wirklich zugunsten des Anlegers ausfallen.

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