Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1557 (07:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1540 im US-Geschäftmarkiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.45. EUR-CHF oszilliert bei 1.1530.

Die Politik der Trump Regierung taktet die Stimmungslage an den Finanzmärkten.

Aus diesem Grund gilt es, sich damit auseinanderzusetzen. Gestern erreichten uns zwei Botschaften, die auf ersten Blick als nüchterne und ermunternde Töne mit entsprechendem Entspannungspotential für Wirtschaft und Märkte interpretiert werden könnten. Die Qualität der Töne unterscheidet sich jedoch markant. Von den US-Automobilverbänden erreichten uns nachhaltige Warnungen. Die von der US-Regierung angedachten Zölle für ausländische Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile könnten zum Verlust hunderttausender Jobs, höheren Preisen für Verbraucher und fehlenden Mitteln für Investitionen führen. Sie würden am Ende der Sicherheit der USA schaden.

Zuzufügen ist, dass gerade die deutschen Premiumhersteller in den USA weitaus verantwortlicher mit eigenen Produktionsstätten in den USA agieren als die asiatischen Konkurrenten (Durchschnittsbetrachtung).

Vor diesem Hintergrund kann die Aggressivität, mit der Trump die deutschen Autobauer ins Visier genommen hat, nur als Ausdruck einer geopolitischen Ausrichtung mit dem Ziel der Schwächung Deutschlands und der EU interpretiert werden. Transatlantische Kuschelkurse sind diesbezüglich unangebracht.

An der Argumentation der Automobilverbände der USA wird auch deutlich, dass das Thema der nationalen Sicherheit in Handelsfragen schlicht und einfach missbraucht wird. Es ist ein Feigenblatt bezüglich der WTO-Regeln, das aber sachlich keine Traktion hat oder entwickeln kann.

Die zweite Einlassung, die uns erreichte, kam von der US-Regierung. Die US Regierung wird keine spezifischen Maßnahmen gegen die chinesische Übernahme von US-Firmen umsetzen. Der Mechanismus für ausländische Investitionen (CFIUS) soll verstärkt werden.

Der Markt reagierte zunächst entspannt auf diese Einlassung, da sie auf ersten Blick weniger martialisch als die voran gegangenen Äußerungen in Richtung Peking ausfiel. Explizit handelt es sich um eine verbale Abrüstung. Entscheidend ist die Frage, ob es sich aber auch inhaltlich um eine Neuausrichtung handelt?

Das ist aus unserer Sicht nicht der Fall. Hier handelt es sich um eine diplomatische Finesse, aber auch das ist im Vergleich zum sonst üblichen Twittergewitter aus dem Weißen Haus eine angenehme Erfahrung, aber eben keine reale Entspannung!

Fazit zum US-Handelsgebaren:

Es wäre äußerst blauäugig, zu unterstellen, dass die US-Regierung nach den verursachten Schäden in vielfältigen bilateralen Beziehungen jetzt abrupt Sinn stiftende globale Lösungen und Konsens sucht.

Es gibt eine klare Agenda in der US-Außen- und Handelspolitik, die nichts mit Deeskalation zu tun hat. Es geht in dieser von den USA initiierten Auseinandersetzung auch nicht primär um Cash-Flow/Jobs (sekundäres Motiv siehe US-Automobile), sondern es geht vor allen Dingen um geopolitische Machtfragen.

Nur innenpolitischer Druck, beispielsweise von den Automobilverbänden, ist in der Lage, eine Veränderung der Position der US-Regierung zu forcieren (Aspekt Wahlen im November), um Friedfertigkeit in der Welt und eine Wiederaufnahme der globalen Wachstumsdynamik zu ermöglichen.

Gestern veröffentlichte Daten der Eurozone:

Die Geldmenge M-3 nahm per Mai im Jahresvergleich um 4,0% nach 3,9% zu. Kredite an Unternehmen verzeichneten einen Anstieg um 3,6% nach zuvor 3,3%. Hier ergab sich der höchste Wachstumsclip seit Mai 2009. Kredite an private Haushalte wuchsen wie im Vormonat um 2,9%in verhaltener Manier.

Insgesamt bietet dieser Bild nachhaltigen Raum für die von der EZB anvisierte Zinswende, sogar sportlicher als derzeit von der EZB gewollt und kommuniziert. Das Verbrauchervertrauen der Italiener legte per Juni von zuvor 113,9 unerwartet auf 116,2 Zähler zu (Prognose 113,2). Der Index bewegt sich im Dunstkreis der höchsten Werte in der Historie (zuletzt Anfang 2016, davor Ende 2001). Dagegen sank der Geschäftsklimaindex den Erwartungen entsprechend von 107,6 auf 106,9 Punkte.

Bezüglich der mit der neuen Regierung verbundenen Unsicherheiten ist bei der Interpretation der Daten Vorsicht geboten.

US-Daten verhalten:

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sanken per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -1,0%). Der Vormonatswert wurde von -1,6% auf -1,0% revidiert. Damit war das Zweimonatsergebnis deutlich besser als erwartet. Das ist positiv anzumerken. Fakt ist jedoch auch, dass es in den letzten zwei Monaten zu Rückgängen kam. Soweit zur quantitativen Betrachtung.

Ohne den Militärsektor lag das Ergebnis im Monatsvergleich bei -1,5% nach einem Rückgang um gleichfalls 1,5% im Vormonat. Daran wird deutlich, wie wichtig der Militärsektor für die aktuelle Konjunkturlage ist. Wer hier einen Zusammenhang mit der aktuellen US-Geopolitik erkennen will, kann das, darf das, man muss es aber nicht.

Der Index anhängiger Hausverkäufe fiel per Mai um 0,5% nach zuvor -1,3% auf 105,9 Punkte. Die Prognose war bei +0,5% angesiedelt. Seit der Spitze per April 2016 bei 113 Punkten kommt es unter Schwankungen zu einem erkennbaren Dynamikverlust von hohem Niveau ausgehend. Ergo ist die aktuelle Entwicklung nicht kritisch, aber dennoch im Auge zu halten.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

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