Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0319 (05:37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0272 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 140,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,92. EUR-CHF oszilliert bei 0,9750.

Finanzmärkte: Konsolidierung, aber freundliche Märkte in China/Hongkong

An den westlichen Aktienmärkten dominierte erwartungsgemäß Konsolidierung. Nach der starken Rally der letzten Woche ist das unter technischen Gesichtspunkten gesund. Positiv hob sich heute früh der chinesische Markt ab. Der CSI300 als auch der Hang Seng notierten trotz belastender Konjunkturdaten Chinas (siehe Datenpotpourri) freundlich. Nimmt unser Markt den Schwung mit?

Am Kapitalmarkt ergaben sich wenig neue Erkenntnisse. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,15 %. Die 10-jährige US-Staatsanleihe weist eine Rendite von 3,87 % auf.

Der EUR kann das erhöhte Niveau gegenüber dem USD weiter verteidigen. Implizit unterstützend waren unerwartet starke Industrieproduktionsdaten der Eurozone (siehe Datenpotpourri). Die Markttechnik ist unterstützend. Die edlen Metalle gewannen gegenüber dem USD an Boden.

Aufgehellte Rahmenbedingungen

Gegenüber den letzten Monaten ergeben sich aufgehellte Rahmenbedingungen. Für Wirtschaft, aber mehr noch für Märkte sind relative Veränderungen von Bedeutung, um Neubewertungen anzustoßen.

In der Ukraine-Krise zeigen sich zarte Ansätze hin zu Diplomatie. Präsident Selenskyj sagte gestern, die Ukraine sei bereit für Frieden für das ganze Land, laut Moskau seien die Gespräche über das UN-Getreideabkommen konstruktiv und Vertreter der US- und der russischen Geheimdienste trafen sich in Ankara. Ist das eine Lösung? Nein, es ist aber nicht mehr die offene Eskalationspolitik der vergangenen Monate.

In der Causa China/USA sprachen die Präsidenten Xi und Biden erstmalig seit Bidens Amtsantritt persönlich miteinander. Ist das eine Lösung? Nein, aber es ist ein Weg, der einen besseren Status quo als noch gestern liefern kann.

An der Inflationsfront beginnt es zu bröckeln. Nach erfrischenden Daten aus China und den USA liefern heute Indien, Südkorea und die Schweiz leichte Entspannungssignale (Datenpotpourri).

Als Fazit lässt sich ziehen, dass einige tiefgraue Wolken etwas heller geworden sind.

Kanzler Scholz auf konstruktivem Weg

Kanzler Scholz setzte sich für einen zeitnahen Abschluss der EU-Freihandelsabkommen mit Indien, Indonesien und Australien ein. Er sagte auf der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur, dass die EU auch offen für weitere Abkommen sei.

Kommentar: Je mehr Freihandel, desto besser. Es ist wichtig, dass die EU und Deutschland sich für eine multilaterale Wirtschaft einsetzen. Sie war immer besser als eine protektionistische Welt. Europa war immer ein Hort des Handels (u.a. Hanse).

China würde ein wichtiger Handels- und Wirtschaftspartner bleiben. Das hänge jedoch von beiden Seiten ab.

Kommentar: Richtig, China ist ökonomisch längst erwachsen geworden und damit ist China in der Verpflichtung diese Rolle anzunehmen. Augenhöhe ist vor diesem Hintergrund erforderlich. Die Tonalität deutscher Handelspolitik (Scholz) unterscheidet sich wohltuend von anderen Ansätzen, die in dritten Staaten (und von anderen europäischen Politikern und Politikerinnen) gewählt wurden. Scholz Ansatz stellt ein Angebot an China dar (Wirtschaftsdiplomatie).

Zum anderen müsse Deutschland einseitige Abhängigkeiten, unter anderem im Rohstoffsektor, abbauen. Dazu gehöre der Ausbau des Handels mit anderen Staaten.

Kommentar: Richtig, volle Unterstützung, aber späte Erkenntnis.

Scholz nannte ausdrücklich Japan als interessantes Beispiel dafür, wie man versuchen könne, seine technologische Souveränität und wirtschaftliche Sicherheit auszubauen.

Kommentar: Wir brauchen den IT-Airbus, also Unabhängigkeit in Hard- und Software, denn Daten sind heute und noch viel mehr morgen von höchster wirtschaftlicher Signifikanz (auch Souveränität). Vertrauen gegenüber den USA (Snowden Erkenntnisse) im IT-Sektor war und ist blauäugig. Es geht darum, unser geistiges Eigentum zu schützen, auch vor den USA. Der US-Missbrauch ist nachgewiesen oder leiden wir hier unter einem „ USA-IT-Stockholm Syndrom“?

Scholz sprach sich gegen eine sogenannte Entkoppelung bei den Wirtschaftsbeziehungen mit China aus. Oft seien diese Ideen nichts anderes als verkappter Protektionismus.

Kommentar: Volle Zustimmung!

Finanzminister Lindner verspricht!

In einer Mail an die großen Unternehmerverbände BDI, DIHK, Die Familienunternehmer, Arbeitgeberverband und Handwerk hat Wirtschaftsminister Lindner versprochen, auf Steuererhöhungen verzichten zu wollen. Damit nahm er Bezug auf die Forderungen der so genannten „Wirtschaftsweisen“, Spitzensteuersätze mindestens temporär zu erhöhen. Lindner argumentierte, dass zusätzliche Belastungen das Risiko einer Rezession verschärfen würden. Sie würden den Wirtschaftsstandort Deutschland strukturell schwächen.

Kommentar: Seit Jahrzehnten wird der Leistungsstandort Deutschland durch die kalte Progression geschwächt. Irgendwann nimmt der Grenznutzen für Leitungsbereitschaft vor einem solchen Hintergrund ab. Das Risiko, dass Leistungsträger Deutschland den Rücken kehren, war nie größer als heute (auch Unternehmen, Causa BASF). Lindner liegt richtig, das stellt eine strukturelle Schwächung dar. Er versäumt es, klarzustellen, dass diese Fehlentwicklung seit Jahrzehnten Raum greift, die Entmutigung der Leistungsträger auch.

Notwendig sei laut Lindner das Gegenteil! Er verwies auf beschlossene Entlastungsmaßnahmen. Die geplanten, bislang aber aufgeschobenen Superabschreibungen würden einen steuerlichen Wachstumsimpuls setzen.

Kommentar: Wir brauchen eine attraktive Angebotspolitik an Leistungsträger, keine Abschreckungspolitik. Ohne starke Leistungsträger gibt es nichts zu verteilen (Sozialstaat)!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Global ist feststellbar, dass der Inflationsdruck rückläufig ist. Nach Datensätzen aus den USA (CPI) und China (CPI und PPI), die in diese Richtung wiesen, erreichen uns aktuell Daten aus der Schweiz, Indien und Südkorea, die leichte Entspannung signalisieren.

Hinsichtlich der gestiegenen Euros als auch seit Monaten unter Druck stehenden Rohstoffpreisen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Preisdruck in der Eurozone tendenziell rückläufig sein wird.

Eurozone: Markant bessere Industrieproduktion

Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat September im Monatsvergleich um 0,9 % (Prognose 0,3 %) nach zuvor 2,0 % (revidiert von 1,5 %) zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 4,9 % (Prognose 2,8 %) nach zuvor 2,8 % (revidiert von 2,5 %) ein.

Schweiz: Preisdruck bei Importpreisen nimmt ab

Die Importpreise für den Erzeugersektor waren per Berichtsmonat Oktober im Monatsvergleich unverändert (Vormonat +0,2 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,9 % nach zuvor 5,4 %.

China: Leicht enttäuschendes Datenset per Oktober

Industrieproduktion (Jahresvergleich):

5,0 % (Prognose 5,2 %) nach zuvor 6,3 %

Industrieproduktion Januar – Oktober (J):

4,0 % nach zuvor 3,9 % (9-Monatsperiode)

Einzelhandelsumsätze (Jahresvergleich):

-0,5 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor 2,5 %

Einzelhandelsumsätze Januar – Oktober (J):

0,58 % nach zuvor 0,71 %

Arbeitslosenrate:

5,5 % nach zuvor 5,5 %

Investitionstätigkeit Januar - Oktober (J):

5,8 % (Prognose 5,9 %) nach zuvor 5,9 %

Japan: BIP sinkt per drittem Quartal unerwartet

Das BIP sank per drittem Quartal im Quartalsvergleich um 0,3 % (Prognose +0,3 %) nach zuvor +1,1 % (revidiert von 0,9 %).

Indien: Verbraucherpreisanstieg rückläufig

Die Verbraucherpreise stiegen per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 6,77 % (Prognose 6,73 %) nach zuvor 7,41 %.

Südkorea: Preisdruck bei Importen und Exporten rückläufig

Der Anstieg der Importpreise stellte sich per Oktober im Jahresvergleich auf 19,8 % nach zuvor 24,2 %.

Die Exportpreise verzeichneten per Oktober im Jahresvergleich eine Zunahme um 13,7 % nach zuvor 14,7 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

Risikohinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

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