Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0587 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0534 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 127,30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 134,81. EUR-CHF oszilliert bei 1,0289.
Finanzmärkte mäandern in bekannten Fahrwassern. Mal ist es lauwarm, dann wieder laukalt.
China senkte Zinsen für fünfjährige Kredite um 0,15 % (siehe Datenpotpourri) und legt damit offen, warum es im Westen ein verstärktes Inflationsproblem gibt (Chinas Verbraucherpreise zuletzt bei 2,1 %!) . Diese Entwicklung manifestiert, dass sich die Welt immer weiter teilt. Wo sind die besten Investitionschancen? Dort wo Versorgungssicherheit hoch ist, Preise im globalen Vergleich niedriger und Inflation unausgeprägter oder anderswo?
Anmerkungen zu Herrn Lindner:
Herr Lindner sagte, die G-7 Länder seien entschlossen, die Inflation zu stoppen. Man wolle die Preisinflation schnell auf zwei Prozent reduzieren. Die Notenbanken hätten große Verantwortung.
Ich begrüße den Willen unseres Finanzministers. Das klingt gut! Es gibt aber ein Problem. Auch wenn die EZB den Leitzins auf fünf Prozent hochsetzen würde, würde das die Ursachen der Preisinflation nur geringfügig tangieren, denn die sind struktureller Natur aus geopolitischen Gründen, weil die Geopolitik auf die Eurozone wegen ihrer unabänderlichen Abhängigkeit von Rohstoffimporten von der westlichen Sanktionspolitik anders als andere Länder des Westens im Rückenmark betroffen ist.
Wie soll eine EZB es schaffen, die Preistreiber außerhalb ihres Einflussbereiches zu beeinflussen? Eine Lösung lässt sich über Kanzler, Präsidenten und Außenminister der EU bewerkstelligen. Das wird überdeutlich bei dem Blick auf China. Dort wurden Zinsen am Freitag gesenkt, weil der Preisdruck wegen Nichtteilnahme an den Sanktionen unausgeprägt ist.
Ich bin erstaunt, auf welchem überschaubaren intellektuellen Niveau bisweilen argumentiert wird.
Bundesbankpräsident Nagel: Klartext
Joachim Nagel sagte, die Zentralbanken seien wegen der Inflation gefordert. Ich stimme zu, das waren sie bereits 2021 vor Nagels Amtszeit. Er sagte, eine erste Zinserhöhung sei im Juli möglich. Negativzinsen seien Maßnahmen der Vergangenheit. Ich stimme zu, das Negativ- und Nullzinsniveau war und ist eine Anomalie im historischen Kontext.
Die Ukraine-Krise hat ihren Preis:
Die Ukraine-Krise hat ihren Preis und trübt die Geschäftsaussichten der Wirtschaft ein. Eine Entspannung ist nicht absehbar. Am Freitag wurde die Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Teilen vorab bekannt.
Ein Drittel der befragten 25.000 Firmen erwartet in den nächsten zwölf Monaten schlechtere Geschäfte. In der Industrie liegt der Anteil mit 37 % sogar noch höher. Hauptgeschäftsführer Wansleben sagte, einen solchen Stimmungseinbruch hätte man in der Industrie bislang nur während der Finanzkrise und beim ersten Lockdown 2020 erlebt. In der Konsequenz erwartet der DIHK für 2022 nur noch ein Wirtschaftswachstum von maximal 1,0 % - 1,5 %.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie will laut Insidern der Bundesregierung ein Konzept vorlegen, damit im Fall einer Gasnotlage besonders auf den Brennstoff angewiesene Firmen ihren Betrieb aufrechterhalten können. Der BDI wolle demnach die Bundesnetzagentur beraten, die bei einem Mangel an Erdgas entscheiden muss, in welcher Reihenfolge Betriebe beliefert werden.
Deutschland will sich für den Fall vorbereiten, dass Russland Gas-Lieferungen einstellte. Insbesondere energieintensive Firmen der Stahl-, Glas- oder Chemieindustrie stünden hohe Schäden für ihre Produktion ins Haus, die sich auf weitere Branchen auswirken könnten. Es ginge darum, dass die Folgen für Betriebe abgefedert würden.
Der BDI schlage laut Insidern ein Auktionsmodell vor. Mittelständler sind darüber wenig erfreut, da große, finanzstarke Unternehmen bei solchen Auktionen eine deutlich höhere Schmerzgrenze als mittelständische Betriebe hätten.
Der Präsident der Bundesnetzagentur hatte jüngst das Vorgehen im Fall einer Gasnotlage beschrieben. Zu den geschützten Kunden gehörten neben Feuerwehr, Krankenhäusern der Polizei, Schulen, Kitas, Gefängnissen und der Bundeswehr auch alle Privathaushalte mit einem Gasverbrauch von bis zu 10.000 Kilowattstunden Gas im Jahr. Er stellte zudem Kriterien für die Großverbraucher vor. Dazu gehörten die Dringlichkeit der Maßnahme und die Größe des Unternehmens.
Fazit:
Die Stimmung kippt immer weiter. Ein Ende der Ukraine-Krise ist nicht absehbar. Geopolitisch gibt es von keiner Seite der Beteiligten belastbare Anzeichen eines Willens zur Deeskalation. Die Risiken eines Gasembargos durch Russland sind damit weiter gegeben. Existentielle Risiken für große Teile der deutschen Wirtschaft stehen im Raum.
CDU-Haushälter fordert Entlastungspaket von 40 Milliarden Euro
Vor dem Hintergrund der sich eintrübenden Stimmungslage meldete sich die CDU zu Wort. Die CDU hat von der Bundesregierung stärkere Impulse zur Belebung der Wirtschaft gefordert und schlug ein Entlastungspaket in einem Umfang von 40 Mrd. EUR vor.
Die von der Ampel-Koalition geplante Neuverschuldung in Höhe von 138,9 Mrd. EUR könne um 88 Mrd. EUR gekürzt werden. Um das zu erreichen, würde die CDU Rücklagen auflösen wie etwa die von der Koalition in den Energie- und Klimafonds übertragenen 60 Mrd. EUR.
Die von der CDU vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten einen Abbau der kalten Progression, einen Inflationsausgleich, eine Konzentration der Energiepreispauschale, eine Absenkung der Stromsteuer, einen höheren Familien- und Heizkostenzuschuss, die Pendlerpauschale solle ab dem ersten Kilometer erhöht werden und der Solidarzuschlag komplett entfallen.
Fazit:
Die Forderungen der CDU sind vor dem Hintergrund der sich auftürmenden Risiken zunächst aus der Situation heraus verständlich und zum Teil überfällig (kalte Progression ist ein strukturelles Thema). Können diese Maßnahmen, die konsumtiv kurzfristig helfen, um aber die kommenden Generation dann zu belasten, ein strukturelles Problem beseitigen (Versorgungssicherheit, Preise)?
Die Antwort lautet „Nein“. Diese von der CDU vorgeschlagenen Maßnahmen fokussieren sich größtenteils auf Symptome der Krise, nicht auf ihre Ursachen. Wer Krisen bereinigen will, muss die Ursachen (Aristoteles) angehen.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Erzeugerpreise am Allzeithoch – Stimmung unwesentlich aufgehellt
Deutschland: Die Erzeugerpreise legten per April im Monatsvergleich um 2,8 % (Prognose 1,4 %) nach zuvor 4,9 % zu. Im Jahresvergleich ergab sich der höchste Anstieg in der Historie um 33,5 % (Prognose 31,5 %) nach zuvor 30,9 %. Die Höchstniveaus vor dem Anstieg bedingt durch die Ukraine-Krise wurden im Mai 1951 bei 22,1 % markiert (Folgen des Koreakriegs 1950 - 1953).
Laut vorläufiger Berechnung legte der Index des Verbrauchervertrauens der Eurozone per Berichtsmonat Mai von zuvor -22,0 auf -21,1 Punkte zu. Die Prognose lag bei -21,5 Zählern.
UK: Einzelhandelsumsätze besser als erwartet
Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 1,4 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor -1,2 % (revidiert von -1,4 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,9 % (Prognose -7,2 %) nach zuvor 1,3 % (revidiert von 0,9 %).
Schweiz:
Die Industrieproduktion legte per erstem Quartal 2022 im Jahresvergleich um 7,9 % nach zuvor 7,3 % zu.
China: Zinssenkung am langen Ende
Am Freitag senkte China den Zins für Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren von zuvor 4,60 % auf 4,45 %. Die Prime Rate für einjährige Kredite wurde unverändert bei 3,70 % belassen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0870 – 1.0900 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
Kommentare
Schauen wir mal, welche Russland und China gemeinsam umsetzen werden.
Strategem 1: Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren.
Der Stratege baut zunächst eine Fassade auf und hält sie so lange aufrecht, bis sie zu einem vertrauten Bild geworden ist. Nun kann er ungesehen sein Manöver durchführen, während die Augen aller auf die sichtbare, vertraute Erscheinung gerichtet sind.
Strategem 4: Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten.
Wer ruht, sammelt Stärke, wer hastet, verausgabt sich und macht Fehler. Wer den Platz für die Schlacht bestimmt, kann sich vorbereiten, wer in die Schlacht stürmt, muss den Ort so nehmen, wie ihn der Gegner vorbereitet hat.
Strategem 5: Eine Feuersbrunst für einen Raub ausnützen.
Aus den Schwierigkeiten oder Nöten eines anderen Nutzen ziehen. Das Chaos in den Reihen des Feindes nutzen, um diesen zu besiegen.
Strategem 6: Im Osten lärmen, im Westen angreifen.
Man erzeugt im Krieg beim Gegner den Glauben, an anderer Stelle angreifen zu wollen. Während der sich dort vorbereitet und seine Truppen verstärkt, muß er an anderer Stelle die benötigten Ressourcen abziehen, wo dann tatsächlich der Angriff stattfindet.
Strategem 9: Das Feuer am gegenüberliegenden Ufer beobachten.
Im Krieg bedeutet dieses Strategem, ruhig und gelassen zuzusehen, wie ein Gegner in eine Krise gerät oder wie Gegner ihre Zwistigkeiten miteinander austragen, und darauf zu warten, daß sie sich gegenseitig vernichten.
Strategem 15: Den Tiger bewegen, die Berge zu verlassen.
In den Bergen ist der Tiger mächtig, der Gegner ist es in seinem heimatlichen Gelände. Im Flachland läßt sich der Tiger umzingeln und besiegen, der Gegner ist auf fremdem Territorium geschwächt.
Strategem 18: Um eine Räuberbande zu fangen, muss man den Anführer fangen.
Im Krieg kann es wirkungsvoll sein, die Führung und die Entscheidungskette des Gegners zu zerstören
Strategem 20: In getrübtem Wasser fischen.
Im Krieg beinhaltet dieses Strategem, für den Gegner eine unklare Lage zu schaffen und einen Vorteil aus dessen Verwirrung zu ziehen.
Strategem 23: Sich mit dem fernen Feind verbünden, um den nahen Feind anzugreifen.
Ein Kriegsherr, der sich von mehreren Feinden bedroht fühlt, kann sich mit einem fernen (= weniger gefährlichen) Feind verbünden, um den nahen Feind einzukreisen.
Strategem 27: Den Tölpel spielen ohne den Kopf zu verlieren.
Der Feldherr wird unterschätzt und scheint für seinen Feind unfähig, den Kampf zu gewinnen. Der Gegner lässt vielleicht Zeit verstreichen, die der Feldherr nutzt, um seine Lage zu verbessern, oder er greift ohne ausreichende Vorbereitung an.
Strategem 35: Die Strategem-Verkettung.
Wenn man sich mit mehreren Feinden auseinandersetzen musst, dann lässt man es nicht auf Stärke ankommen und konzentriert nicht sein ganzes Machtpotential auf eine einzige Strategie. Im Rahmen einer Gesamtkriegslist führt man dagegen mehrere Pläne gleichzeitig durch.
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Die "Normativität des Faktischen" -wie Sie immer so schön sagen- wird am Ende entscheiden..
Alternativen zum Erwerb chinesischer Aktien?
Ich nicht: wir wurden und werden, sehr höflich ausgedrückt, von finanz- und wirtschaftspolitischen Dilettanten regiert. Die Vita der meisten Politiker ist Beleg dafür.
Hätten wir sonst die GRÜNEN Kriegstreiber in der Regierung? Klaus Schwabs Zöglinge leisten glänzende Arbeit, man achte auf die Töne aus Davos :–/.
Zitat: Herr Lindner sagte, die G-7 Länder seien entschlossen, die Inflation zu stoppen. Man wolle die Preisinflation schnell auf zwei Prozent reduzieren. Die Notenbanken hätten große Verantwortung. Zitatende.
Man kann entschlossen sein wie man will, die Inflation ist nichts, was man mit einem Knopfdruck rauf- oder runterfahren kann. Klar kann man "Einfluss" nehmen, aber ob es klappt zeigen die Marktakteure. Es ist ja nicht allein Deutschland. Wier würden das Kind schon irgendwie schaukeln, aber die Marktzombis, die Finanzleichen überall in Europa werden bald die Hosen runterlassen müssen. EU hat meiner Meinung nach versagt. Die alte EWG hatte früher soweit ganz gut funktioniert. Ich sah und sehe keine Notwendigkeit einer EU. Soweit meine Meinung.
...Die Notenbanken hätten große Verantwortung...Hätten die Notenbanken ein Bewusstsein für ihre Verantwortung und würden sie ihren Job gemacht haben, wären wir niemals in den Negativbereich gefahren. Auch die Notenbanken hören auf jemanden und genau dort stinkt der Fisch, am Kopf.
Sind Sie das wirklich? Kann ich nicht glauben!