Das Debakel in der Energie- und Rohstoffbranche hält weiter an. Der Pleitegeier zieht munter seine Kreise, wenn er vor lauter Fressen überhaupt noch zum Fliegen kommt. Guten Appetit!

Das tägliche Rauschen der Nachrichten und der Fokus auf die Zuckungen des Ölpreises um ein paar Dollar verdecken die Sicht auf den anhaltenden Branchenstress. Ob der Ölpreis bei 40$ oder 50$ steht, spielt im großen Bild derzeit keine besondere Rolle. Die Bemühungen aus dem Mittleren Osten und aus Russland, den Ölpreis nach oben zu reden haben sicherlich für die Länder gewisse Erfolge gebracht. Bei einer Fördermenge von 1 Million Barrel pro Tag macht ein Dollar mehr pro Einheit natürlich schon etwas aus.

Für die fördernden Unternehmen hingegen ändert dieser Dollar nichts an der existenziellen Bedrohung. Die Kosten früherer schöngerechneter Investitionen und der Vorabverkauf großer Anteile der Förderung fordern ihren Tribut. Für eine Entspannung kann nur ein dramatischer Anstieg der Notierungen sorgen, der dann durch zunehmend positive Erwartungen auch die Kanäle für Fremd- und Eigenkapital wieder freilegt.

Für viele kleinere bis mittlere Unternehmen sind sämtliche Wege der Finanzierung derzeit geschlossen. Neue Aktien zu verkaufen lohnt sich auf dem aktuellen Niveau nicht, der Verwässerungseffekt würde von den Besitzverhältnissen der Altaktionäre nur Kleinholz übrig lassen. Die Kreditgeber werden sich dezent zurückhalten, was niemanden wundern sollte. Wer teils mehr Geld verbrennt als er Umsatz generiert, der ist angesichts der negativen Cash Flows für die Bedienung des einen Kredites auf einen neuen Kredit angewiesen. An diesem Spiel möchte aus gutem Grund niemand teilnehmen.

Die Firmen fördern bis zur Pleite und darüber hinaus trotz der niedrigen Preise ungebremst. Das einzige Ziel ist die Generierung von Cash. So sägt jeder für sich am Ast auf dem alle sitzen. Erst durch eine sehr hohe Zahl an größeren Insolvenzen und Übernahmen durch Firmen, die sich das temporäre Stoppen oder Drosseln der Produktion leisten können und wollen kommt Ruhe in dieses Spiel. Wird der Kreislauf nicht unterbrochen fördert sich ein wachsender Teil des Sektors in die Insolvenz.

Schon jetzt sind die Ausfallraten enorm. Allem verbalen Geplänkel zum Trotz verschlechtert sich die Lage mit hoher Dynamik weiterhin.

Auch für den gesamten High Yield Markt, das Anleihesegment für Papiere mit schwachen Ratings, bedeutet dies nichts gutes. Die Ausfallraten ziehen in der Breite an, den Schwerpunkt bilden Rohstoff- und Energietitel. Da sollte niemanden überraschen, der sich in den letzten Jahren in Ruhe Gedanken über die exzessiven Investitionen im Sektor sowie über die Planungen, die auf Fantasiepreisen basierten, gemacht hat. Die steigenden Ausfallraten bei Junk Bonds treffen auf einen deutlich größeren Markt. Auch der Anteil der schlechter eingestuften Papiere am Gesamtmarkt hat zugelegt. Alle nett anzuhörenden Geschichten von einer „Gesundung der Bilanzen“ sind grotesk, vor allem wenn man bedenkt, wie einfach es ist sich vom Gegenteil zu überzeugen. Im Rahmen der Feier jedes kreditfinanzierten Aktienrückkaufs war für derartige Gedanken jedoch keine Zeit.

Die Tendenz der Kreditausfallrate zeigt weiterhin steil nach oben. Das schöne an einem Kreditausfall ist, dass man sich danach die Lage nicht mehr schönreden kann. Angesichts der kruden Bewertung vieler Märkte herrscht diesbezüglich ein erkleckliches Aufholpotenzial.

Die Ausfälle werden sich nicht nur bei den Anleihen sondern auch in den Kreditbeständen der Banken bemerkbar machen. Den beliebten Schwenker, sich den Schwerpunkt auf ein oder zwei Sektoren schönzureden, sollte man nicht mitmachen. In den meisten Krisen, ganz große Debakel ausgenommen, erwischt es in einer Krise einen oder zwei Sektoren mit Abstand am härtesten. Sich Ausfallraten „ex Energy“ anzuschauen ist ebenso sinnlos, wie sich das Tech-Aktien Debakel der Jahrtausendwende „ex Tech“ anzuschauen. Wenn sich jemand den rechten Fuß bricht dann kann er nicht rennen. Das gilt auch dann, wenn er sich nur auf den linken Fuß konzentriert. Keep it simple.

Das alles ist nicht lustig aber auch kein Grund die Sommerklamotten schwarz zu färben. Das schöne am ewigen Schweinezyklus ist, dass es sich eben um einen Zyklus handelt. Der nächste Boom kommt bestimmt. Je schlimmer der jetzige Einbruch im Sektor ist, desto attraktiver sind die künftigen Kaufgelegenheiten. Mal abwarten, wann uns die Tageszeitung darüber unterrichtet, wie unsinnig Anlagen in Rohstoff- und Energietitel sind, da ja künftig alles nur noch total webbasiert und digital ist. Dann wird es interessant.

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