Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9942 (05:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Stunden bei 0,9927 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136,44. EUR-CHF oszilliert bei 0,9580.
Börsenampel außer der Reihe auf „Rot“
Die aktuelle Situation erfordert Handeln außer der Reihe. Ich sehe mich daher veranlasst, die Börsenampel außer der Reihe auf „Rot“ zu setzen. In erster Linie verschärft sich die geopolitische Situation an zwei Fronten gleichzeitig:
Der Ukraine-Krieg wird durch immer potentere Waffen bestimmt und weitet sich aus. Das belastet. Der Terrorakt gegen Frau Dugina birgt darüber hinaus Risiken einer verschärften Gangart Moskaus. Ähnlichkeiten zu der Situation 1914 drängen sich auf. Der Beschuss des AKW in der Ukraine schafft Risiken, sofern radioaktive Strahlung austräte, dass laut britischer und US-Abgeordneter wegen der Folgen für NATO-Länder ein NATO-Fall nach Artikel 5 gegeben sein könnte. Dann stünde das Thema Weltkrieg auf der Agenda.
Zusätzlich belastet der Konflikt um Taiwan. Die US-Provokationen mit Besuchen von Politkern setzen sich fort. Das unterlauft fortgesetzt die am 25. Oktober 1971 verabschiedete UN-Resolution 2758, in der die „Ein China Politik“ verankert wurde. Aktuell kommt es zu Säbelrasseln durch US-Militärmanöver mit Südkorea.
Mehr noch verschärft sich die Energiekrise, allen voran in Deutschland und Europa, die auch globale Folgen mit sich bringt. Der Gaspreis hat sich seit dem 15. August von 200 EUR/MWh auf circa 280 EUR/MWh verteuert. Aber es ist nicht nur der Gaspreis.
Das Thema Strompreis ist noch virulenter und noch gar nicht vollständig in Bevölkerung und Politik angekommen. Im Jahresvergleich hat sich der Strompreis von 23 EUR auf jetzt 563 EUR (Quelle) weit mehr als verzwanzigfacht. Diese beiden Energiebürden, wenn sie dauerhaft blieben, was bei der gegebenen Eskalation der Ukraine-Krise nicht von der Hand zu weisen ist, wären weder für den Verbraucher, noch von Unternehmen, aber auch nicht vom Staat schulterbar.
Ich lasse hier Lion Hirth, Juniorprofessor an der Hertie School in Berlin und Geschäftsführer des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neon zu Wort kommen. Er sagte via Twitter: „Ich habe diese Woche mit vielen Energiehändlern und Marktbetreibern gesprochen. Sie alle sagen, ein Großteil der deutschen Industrie habe aufgehört, Strom- und Gastermingeschäfte zu kaufen. Entweder die Preise werden fallen, so die Firmen. Oder sie stellen die Produktion ein.“
Europa taumelt
Ist sich die deutsche, ist sich die europäische Politik bewusst, welche Folgen auf unsere Wirtschaft und unsere Bürger (alle Einkommen hängen an der Wirtschaft, auch die des Staates explizit oder implizit) bei Fortsetzung dieser Politik zukommen?
Einen ersten Vorgeschmack liefert London. Citi-Ökonomen erwarten Anfang 2023 eine Inflation im UK bei 18 %. Derzeit wird im größten Containerhafen Englands (Felixstowe) für acht Tage wegen Lohnforderungen gestreikt (Angebot bisher sieben Prozent Lohnsteigerung).
Der DSGV-Präsident Schleweis warnte am Wochenende, dass wegen der nicht kompensierten Preissteigerungen bis zu 60 % der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte monatlich für ihre Lebenshaltung einsetzen müssten.
Die Folgen der deutschen und europäischen LNG-Nachfrage führt global zu Verwerfungen an der Preisfront für LNG. Die Folgen für ärmere Drittländer sind massiv. Werden diese Folgen in der Betrachtung der Kollateralschäden der aktuellen Politik rational bewertet? Wie bewertet man in diesen Ländern die westliche Solidarität, wenn westliche Politik diese Länder in Krisen stürzt, ohne das Zutun dieser Länder? Wie ist außerhalb des Westens das Potential, sich auf den Westen zu verlassen?
Kommentar: Europa taumelt, die USA haben nicht unser Gas- und Stromproblem, die USA mögen ein wenig wanken.. Europa verliert Verständnis und Ansehen in der nicht westlichen Welt. Das letzte G-20 Finanzministertreffen war ein G-13 und G-7 Treffen und war Beleg für eine Isolierung des Westens. Sollte sich die Krise weiter verschärfen, wird die Isolierung des Westens (das Gegenteil war beabsichtigt) noch stärker ausfallen.
China senkt Zinsen
Die Notenbank Chinas senkte die Leitzinsen. Die „Loan Prime Rate“ für einjährige Kredite wurde von 3,70 % auf 3,65 % reduziert, während die „Loan Prime Rate“ für fünfjährige Ausleihungen von 4,45 % auf 4,30 % gesenkt wurde.
Der maßgebliche Hintergrund für die Notwendigkeit der Zinsmaßnahmen liegt in der rigiden Corona-Politik Chinas. China leidet nicht an der Preisfront. Ganz im Gegenteil ergibt sich an der Preisfront mit Verbraucherpreisen bei 2,7 % und Erzeugerpreisen bei 4,2 % Raum für eine unterstützende Zinspolitik.
Kommentar: Nur China und Russland sind im Kreis der bedeutenden Wirtschaftsnationen auf einem Zinssenkungspfad. Der Westen ist auf einem erzwungenem Erhöhungspfad. Dort steigen nicht nur Energie- und Lebensmittelpreise, sondern auch Kreditkosten …
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
China: China senkt Zinsen
Die Notenbank Chinas senkte die Leitzinsen. Die „Loan Prime Rate“ für einjährige Kredite wurde von 3,70 % auf 3,65 % reduziert, während die „Loan Prime Rate“ für fünfjährige Ausleihungen von 4,45 % auf 4,30 % gesenkt wurde.
Eurozone: Niederlande: Verbrauchervertrauen auf Allzeittief
Der Index des niederländischen Verbrauchervertrauens sank per Berichtsmonat August von zuvor -51 auf -54 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1986.
USA: Wirtschaftliche Aktivität legte laut Fed Chicago im Juli zu
Der von der Federal Reserve ermittelte Sammelindex, der Aufschluss über die wirtschaftliche Aktivität gibt (85 Einzelindikatoren), legte per Berichtsmonat Juli von -0,25 (revidiert von -0,19) auf +0,27 Punkte zu.
Honkong: CPI – so sieht Preisstabilität aus
Der Anstieg der Verbraucherpreise stellte sich per Berichtsmonat Juli auf 1,9 % (Prognose 2,0 %) nach zuvor 1,8 %.
Japan: Erstschätzung PMIs per August
Verarbeitendes Gewerbe: | 51,0 nach zuvor 52,1 Punkten |
Dienstleistungen: | 49,2 nach zuvor 50,3 Punkten |
Composite: | 48,9 nach zuvor 50,2 Punkten |
Australien: Erstschätzung PMIs per August
Verarbeitendes Gewerbe: | 54,5 nach zuvor 55,7 Punkten |
Dienstleistungen: | 49,6 nach zuvor 50,9 Punkten |
Composite: | 49,8 nach zuvor 51,1 Punkten |
Israel: Zentralbank erhöht Leitzins um 0,75 %
Die Notenbank Israels erhöhte den Leitzins per August von zuvor 1,25 % auf 2,00 %.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
Kommentare
Autsch!!!
Wie immer klar analysiert, danke Herr Hellmeyer.
gruss
hs
hier gehen wir konform / danke für die « frischen Gedanken » & an die wallstreet : online tv
https://youtu.be/3drypZOtmSA
Nun:
« Nur China und Russland sind im Kreis der bedeutenden Wirtschaftsnationen auf einem Zinssenkungspfad »
P. hat verlauten lassen, dass russ. Business bald für nur 4% Kredite aufnehmen kann.
Diese « Sonderwünsche » werden wohl in Bürokratie versinken und zu tausenden Kredit-Ablehnungen führen - in Russland fehlt es an solchen Institutionen wie kfw etc., die solche regulierenden Maßnahmen umsetzen können (…)
Industrie auf Befehl und dann auch im Sofort-Tempo geht nicht (noch nicht). Aber: «die Russen » lernen schnell ;)
3.WK / was braut sich da für ein Cocktail zusammen?
Die Zeit der Machos hat gerade erst begonnen. Das XXL-Ego einiger Länder feilt an Gewinner-Prinzipien, die leider nichts mehr mit friedlichen und diplomatischen Normen zu tun haben.
Das « unbestrafte Verhalten » einiger Länder hat sich doch bis heute gelohnt, warum sollten Sie mit ihren « Haka-Tänzen » aufhören? Oder bald zufällig / btw / die Reis-Ernte manipulieren?
Bitte sehen Sie mal vom Humorfaktor mal ab,
Es gibt so viel « scheiße“ auf dieser Welt!
Die Mehrheit der Menschen wünscht sich Kooperation und weniger Kriege und Agression.
Heute mit einem friedlichen & entwaffnenden Lächeln
Lisa
Der Brüller des Tages: Jetzt sollen Flüchtlinge auch noch als Erben eingesetzt werden. Die Rundum-Sorglos-Betreuung im deutschen Weltsozialamt reicht wohl noch nicht! "Schenken Sie Flüchtlingen eine Zukunft – mit ihrem Testament” – mit diesen Worten wirbt die UNO aktuell nicht nur auf ihrer Homepage, sondern auch in Zeitungsinseraten. Im Klartext: Die Europäer sollen nun ihr Geld an Flüchtlinge vererben.
Whow, warum eigentlich nur die Europäer????
Als 1960 geborener hatte ich gehofft, daß bundesdeutsche Regierende nach den Erfahrungen aus dem 1.und 2.Weltkrieg alles tun , damit Deutschland und Europa nicht wieder aktiv Kriegsparteien werden.Verstehen die Entscheider nicht ,daß ein Eingreifen der Nato aller Voraussicht nach eine Zerstörung Deutschlands und weiter Teile Europas nach sich ziehen wird.
Im Prinzip ist in unserer Demokratie nun die Stimme des Volkes erforderlich.Wieviel Prozent stehen in der BRD hinter der aktuellen Politik ?
Eine /nAutofahrer der mit 120 km in Richtung einer Wand fährt und Passagiere an Bord hat
würde man mit allen Mitteln stoppen oder ?
Können wir uns noch retten ?
Klares JA !! Great Reset, Agenda 2030. Einfach mal nachlesen, da ist der aktuelle Fahrplan hinterlegt.
Wir sollten endlich aufhören, den Handelnden schuldmindernde Dummheit zu unterstellen.
Schöne Grüße
Kriegerische Brandherde standen eher weniger zur Debatte bei den Scenarien zum Untergang in Schuldenbergen.
Beunruhigend, weil sie, Herr Hellmeyer keineswegs nun Spekulationspfade einschlagen. Sie bleiben ihrer Aufzählung von Fakten und deren möglicher Wechselwirkungen treu. Darüber hinaus folgen sie schlicht einer journalistischen Pflicht, die Menschen auf etwas hinzuweisen, das ihnen offensichtlich über die Medien verschwiegen wird. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum man deren Berichterstattung nicht einmal als "Ultra-Light-Version" verstehen kann, stattdessen zerstreut man sich in etwas Sorge, die kaum demokratische Kontroverse erkennen lässt. Heraufziehende apokalyptische Nebelschwaden ausschließlich klimatologischer Natur. Diese elende Hitz und Dürre in diesem Sommer. Ein Azorenhoch von der Karibik bis Europa monatelang festgenagelt.
Wirtschaftlich und politisch steuert man (bewusst?) die europäische Titanic auf einen Eisberg zu... erschreckender Weise dem einzigen Eisberg weit und breit...?
Ein Vergleich mit 1914 ist nicht übertrieben, wenn man in der Lage ist, assoziativ wahrzunehmen. Diejenigen, die mahnen, werden als destabilisierende Elemente in der Gesellschaft erkannt. Ich möchte nicht wissen, wieviele Vertreter der politischen Führung bereits erkannt, welchen brutalen Holzweg sie eingeschlagen und den "point of no return" längst überschritten haben. Wenn das beim Volk ankommt...
Egoistische Fraktionszwänge und die nackte Angst vorm eigenen Volk. Das treibt Blüten der groteskesten Art. Und auf den Punkt, wo Verantwortung sich unter den Teppich kehren lässt.
Krieg ist die Lösung! Hoffen wir, dass es auf dem Planeten noch Kräfte gibt, die wohlbedacht das Kunststück vollbringen, dass alle ihr Gesicht wahren können vor ihren zu vertretenden Völkern. Wenn die Zeit da ist, das Volk ist intuitiv gar nicht so blöd und vor allem viel weniger nachtragend, als befürchtet, wenn man sich selbst im letzten Moment dazu bekennt, einen Fehler begangen zu haben. Vielleicht ist das im übertragenen Sinn christlicher Natur die Beichte, welche dir Vergebung bringt.
Abgesehen davon... ist Siemens überhaupt zu einer Stellungnahme gedrängt worden? Warum sollten sie ungefragt im Rampenlicht erscheinen, um eine Antwort zu provozieren, welche die politische Führung in Verlegenheit bringt. Zudem gehört Siemens ja seit Jahrzehnten schon zur "Familie", was natürlich nicht ganz erkennen lässt, welchen Clan mit "Familie" jetzt gemeint ist.
Kanada, als reiner Geschäftspartner betrachtet, würde auch gern LNG nach Europa verkaufen.
Was die merkwürdige Brüderlichkeit zur Ukraine betrifft... dazu muss man historich weit bis an die Nachkriegsjahre des 2. WK zurück gehen. Oder vielleicht direkt bei den Nulands und Freelands suchen.