Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1258 (07:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1242 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.93. EUR-CHF oszilliert bei 1.1203.

Der Unwille, über den Brexit in diesem Format zu berichten und zu kommentieren, nimmt latent zu, da die Nachrichtenlage aus London in Verbindung mit dem Begriff Verantwortung für die Menschen in Großbritannien täglich grotesker wird. Unser Mitgefühl gilt den Menschen im UK. Der Verweis darauf, dass dieses Klientel in Großbritannien dieses Drama erst ermöglichte, darf jedoch nicht fehlen. Werfen wir einen Blick auf den aktuellen Brexit-Ticker:

  • Alle 8 Vorschläge für das Vorgehen im Brexit wurden vom Parlament abgelehnt.

  • Premierministerin Mays Rücktrittsangebot in Verbindung mit der Zustimmung zu dem mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag wirkt bei den Tory-Brexit-Hardlinern (ERG), aber nicht bei der DUP.

  • Donald Tusk signalisierte unter Bedingungen die Bereitschaft, das Austrittsdatum des UK bis in den März 2020 aufzuschieben.

  • Der französische Außenminister mahnte die Einheit der EU-27 in der Brexit-Problematik bei einem Besuch im Bundeskabinett an.

Man weiß im UK-Parlament, was man nicht will. Man weiß nicht, was man will oder man will eben ein "politisches Einhorn". Einhörner und damit auch "politische Einhörner" sind jedoch Phantasiegebilde! Ergo gibt es die nicht. Die Bemühungen aus Brüssel (Tusk), das UK weiter in der EU zu halten, sind unter kurzfristigen Gesichtspunkten ob der wirtschaftlichen und politischen Stabilität verständlich.

Sie sind unverständlich bezüglich der mittel- und langfristigen Perspektiven. Das UK ist bezüglich der Haltung gegenüber der EU in der Bevölkerung und im Parlament gespalten. Rachegelüste, dass die EU das "politische Einhorn" nicht geliefert hat, sind im gesellschaftlichen und politischen Zirkus des UK nicht auszuschließen.

Ein UK, das beispielsweise bei weiterer Mitgliedschaft die notwendigen Reformen der EU blockierte, wäre für Kontinentaleuropa vollständig kontraproduktiv. Dieses Risiko sollte nicht kleingeschrieben werden, denn der vielgelobte angebliche Pragmatismus (historische Betrachtung) der Briten ist nicht mehr ansatzweise erkennbar. Ideologie und Emotion bestimmen das Bild im UK.

Auch in Brüssel gilt es, zu konstatieren, dass bei Betrachtung der Mitgliedschaft des UK seit 1973 das UK niemals wirklich in der EU angekommen ist. Man sicherte sich seit 1984 seitens des UK latent Sonderbehandlungen (zuletzt 2016) zu Lasten der übrigen Mitglieder der EU und verhinderte jedwede Integration, während sich die Welt dynamisch veränderte.

Anders ausgedrückt, war die EU in lähmender Stagnation verhaftet, während sich die finanzökonomischen Machtachsen insbesondere ab 1990 (Fall des Kommunismus) sportlich verschoben. Diese lähmende Stagnation bei der inneren Integration führte und führt zu einem außenpolitischen Bedeutungsverlust, dem ein ökonomischer Potentialverlust grundsätzlich folgt. Das ist nicht länger akzeptabel.

Der Verweis auf die Ost-Expansion der EU als Gegenargument zieht nicht. Das UK hat übrigens diese Expansion vehement unterstützt. Gerade diese Expansion Richtung Osten destabilisiert die EU heute, denn nur eins von den neu aufgenommenen Ländern im Osten erfüllte die Eintrittsbedingungen der EU. Wer als Club latent bei Eintrittsstandards nivelliert (Ukraine-Assoziierung! Wo ist die Lernkurve?), läuft das Risiko, am Ende kein Niveau zu haben.

Diese politische Ehe des UK mit der EU ist schon lange gescheitert. Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende. Das gilt aber vornehmlich für das UK.

Das Risiko der EU liegt kurzfristig bis zu maximal zwölf Monaten bei erhöhten Transaktionskosten im Rahmen eines unregulierten Brexits, bis sich das WTO-Modell etablierte.

Mittel- und langfristig wäre die EU Gewinner. Kontinentaleuropa dürfte sich auf einen ausgeprägten Kapitalstocktransfer aus dem UK freuen. Jobs und damit Einkommen, Steueraufkommen und Sozialbeiträge flössen in Kontinentaleuropa.

Wer bösartig ist, wir sind es nicht, könnte sagen, dass das UK erstmalig seit 1973 etwas für die Struktur und Konjunktur Kontinentaleuropas täte.

Deutsche Exporte in das UK würden in der Tat zurückgehen (Sorge von IFO und DIW). Damit entkernte diese Entwicklung Kritik gegen Deutschland ob unserer hohen
Außenhandelsüberschüsse.

Es ist an der Zeit, das Thema Brexit abzuschließen. Die EU hat genügend Probleme, die den Fokus verdienen, um den Menschen vor Ort in Kontinentaleuropa gerecht zu werden.

Ansonsten bestimmten grundsätzlich positive Themen das Nachrichtenbild der letzten 24 Stunden:

USA und China haben laut amerikanischen Regierungsvertretern Fortschritte bei der Lösung des Handelsstreits gemacht. Das gelte insbesondere für das Thema des Technologietransfers.

Ministerpräsident Li Keqiang stellt ausländischen Banken und Versicherern einen breiteren Marktzugang in Aussicht. Man werde eine überarbeitete Negativliste für Investoren herausgeben und Regeln für Käufe börsennotierter chinesischer Unternehmen auflegen. Li brachte das Thema Zinssenkung ins Spiel. Laut Insidern erwägt die EZB, das Negativzinsregime (Einlagen der Banken) abzumildern, um damit die Banken zu entlasten. In den USA lag der Einlagensatz übrigens durchgehend oberhalb des Leitzinses. Damit unterstützte die US-Notenbank den Finanzsektor. Die Belastung der deutschen Finanzbranche lag letztes Jahr durch den Negativzins bei 7 Mrd. Euro.

Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens legte per März von 95 auf 96 Punkte zu.

Italien: Der Index des Vertrauens der Unternehmen sank per März von 101,6 auf 100,8 Punkte. Der Index des Verbrauchervertrauens fiel per März von 112,4 auf 111,2 Zähler. Per Februar ergab sich ein Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 2,16 Mrd. Euro nach zuvor -0,58 Mrd. Euro.

USA: Das Handelsbilanzdefizit sank per Januar von zuvor 59,9 auf 51,1 Mrd. USD. Das Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 4. Quartal auf 134,4 Mrd. USD nach zuvor - 126,6 Mrd. USD.

UK: Der Index "Distriputive Trades" (Absatzwirtschaft) sank per März von 0 auf -18 Punkte und markierte den niedrigsten Stand seit Oktober 2017.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100-1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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