Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1256 (07:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1222 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.1379.

Brexit: Finale oder Verlängerung?

Die EU-Kommission und Premierministerin May fanden einen Kompromiss für die Notfalllösung bezüglich der irischen Grenze nach dem Brexit. Sie verpflichteten sich, bis Ende 2020 Alternativen für den Backstop zu finden. Ziel sei, dass der Backstop nicht greifen müsse. So weit, so gut!

Hier gilt es festzustellen, dass Frau May und die EU alles unternommen haben, um den geregelten Brexit auf die Beine zu stellen.

Dieser Kompromiss in letzter Minute ist Ausdruck zweier Tatsachen:

Die erste Tatsache ist, dass die EU aus Solidarität zu den 27 verbleibenden EU-Mitgliedern und Rechtswahrung nicht mehr Zugeständnisse machen konnte/kann. Die zweite Tatsache ist, dass blauäugige, ideologisch orientierte, verantwortungslose Protagonisten der britischen Politik in den letzten gut drei Jahren der britischen Öffentlichkeit Versprechungen bezüglich des Brexit machten, die etwas mit den Gebrüdern Grimm oder Hans Christian Andersen zu tun haben, aber nichts mit rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Realitäten.

Der britische Mediensektor darf sich auch in Teilen hinterfragen, ob den Ansprüchen an die vierte Gewalt entsprochen wurde oder in Teilen billige Propaganda geliefert wurde, die das aktuelle Brexit-Dilemma zur Folge hat. Heute liegt der Fokus auf dem britischen Parlament. Das aktuell verhandelte Ergebnis im Rahmen von May's Brexit-Deal steht zur Abstimmung. Es entscheidet sich, ob es zum Finale des geregelten Brexits, des ungeregelten Brexits oder ob es zur Verlängerung kommen wird.

Wir verweisen darauf, dass das UK sich für eine Verlängerung entscheiden kann. Um sie zu realisieren, bedarf es aber der Zustimmung der EU. Von diversen Seiten der EU wurde deutlich gemacht, dass einer Verlängerung nur zugestimmt würde, wenn es sachlich zwingende Gründe dafür gäbe.

Diese Haltung der EU ist konstruktiv. Sie ist auch Ausdruck dafür, dass das UK die EU nicht als Selbstbedienungsladen (undemokratisch) missbrauchen kann. Das begrüßen wir, denn nicht der Schwanz wackelt mit dem Hund, sondern der Hund mit dem Schwanz! So erlebe ich das zumindest mit unserem Labrador-Boxer Mix!

Labour-Chef Jeremy Corbyn rief in der Nacht noch dazu auf, dass das Parlament die neuen Vereinbarungen zurückweisen sollte, da May die versprochenen Ergebnisse mit der Vereinbarung nicht geliefert hätte.

Letztere Einlassung Corbyns macht deutlich, dass Euphorie bezüglich des geregelten Brexits noch unangebracht ist, denn Partikularinteressen scheinen im UK immer noch den Interessen der "Res Publica" untergeordnet zu werden. Anders lassen sich Corbyns Worte nicht interpretieren.

Wir sind auch gespannt, was der Club um Jacob Rees-Mogg noch zu sagen hat, denn dieser Club mag "elitär" sein, er hat aber nichts mit der "Res Publica" gemein. Fazit: Für Spannung ist in den nächsten 16 Stunden gesorgt!

Kontinentaleuropa mit guten Daten und Nachrichten:

Dank der starken Inlandskonjunktur hat das deutsche Handwerk per 2018 mit einem Plus von 4,9% die größte Umsatzsteigerung seit 2011 erreicht. Die Zahl der im Handwerk Beschäftigten stieg im Jahresdurchschnitt 2018 um 0,5%. Der Handwerks-Dachverband ZDH prognostiziert per 2019 eine Umsatzsteigerung um bis zu vier Prozent. Sofern die Betriebe die gesuchten Fachkräfte und Auszubildenden fänden, würde auch die Beschäftigung im Handwerk weiter steigen, verlautet es aus dem Verband.

Die revidierten Zahlen für die Beschäftigungslage in Frankreich per 4. Quartal 2018 lieferten einen positiven Akzent. Die Beschäftigung nahm um 0,2% zu (zuvor 0,1%). Seit dem 2. Quartal 2015 kommt es latent zum Beschäftigungsaufbau.

US-Daten nur auf ersten Blick in Ordnung:

Die US-Lagerbestände legten den Erwartungen entsprechend per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich um 0,6% zu. Der Vormonatswert wurde von -0,1% auf 0,0% revidiert. Die US-Einzelhandelsumsätze nahmen per Januar im Monatsvergleich um 0,2% zu. Die Prognose lag bei 0,0%. Soweit die gute Nachricht. Enttäuschend war die Revision des Vormonatswerts von bisher -1,2% auf -1,6%. Mit anderen Worten ergab sich auf die Zweimonatsperiode eine Verfehlung um 0,2% gegenüber den Prognosewerten.

Der Konsum ist von hoher Bedeutung in der US-Wirtschaft, da circa 70% des BIP mit dem Konsum korreliert sind. Der Blick auf die Jahresvergleiche impliziert Ermüdungserscheinungen im US-Konsum. Zwar legte der Umsatz von +1,65% per Dezember auf +2,52% zu, aber die Ergebnisse sind im historischen Kontext schwach (die Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt!).

   

Wer braucht den Handelsdeal unter konjunkturellen Gesichtspunkten mehr, USA oder China? Brauchen die USA dann eigentlich auch noch einen Handelskonflikt mit der EU? - "Food for thought!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100-1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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