Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1511 (07.32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1433 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.02. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.12. EUR-CHF oszilliert bei 1.1410.

Die Konfluenz von belastenden Themen aus der Arena der Politik hat die Märkte zuletzt alarmiert. Der Brexit-Konflikt, das Unverständnis italienischer Populisten anzuerkennen, dass Solidarität der EU/EZB mit Italien nicht eine Einbahnstraße ist, der eskalierte US-Handelskonflikt mit China, die schwelende Türkeikrise oder das Argentiniendebakel, alle diese Themen lasten und lasteten im vollen Umfang auf den Märkten. Die angezogene Risikoaversion war die Konsequenz.

Bei dem Brexit-Konflikt ergeben sich erste Anzeichen einer Lösung in Richtung eines geordneten Ausstiegs des UK. Die EU und Großbritannien kommen bei den Verhandlungen über die Grenze zu Irland voran (Quelle ITV). Man könnte sich bis Montag auf die Modalitäten für den Austritt der Briten einigen. Unterhändler hatten zuletzt erklärt, man sei einem Brexit-Abkommen sehr nahe.

Das nahezu unfassbare Selbstverständnis der italienischen Führung, die die Solidarität der EU und EZB gerne in Anspruch nimmt, aber bisher nicht begriffen hat, dass diese Solidarität eine Zweibahnstraße ist, erfährt zumindest eine Moderation. Im Schulterschluss gehen beispielsweise italienische Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften die Regierung ob der Haushaltspläne an.

Die verschärften Bedingungen Italiens an den Kapitalmärkten zeigen erste Wirkung in Richtung Anerkennung der Realitäten. Rom muss begreifen, dass man Früchte nicht ernten kann, wenn man sich nicht an Regeln und Verabredungen hält. Schließlich ist die EU / EZB kein Selbstbedienungsladen Roms, in dem der Rest der Solidargemeinschaft für Italien die Rechnungen einer Politposse zahlt.

Ergo sind in diesen beiden Fällen verstärkte Chancen und nicht nur Risiken erkennbar.

Bundesbank: Klare und auch erfrischende Einlassungen!

Bundesbankpräsident Weidmann fürchtet durch die Währungskrisen in der Türkei und Argentinien keine größeren Ansteckungseffekte in anderen Schwellenländern.

O-Ton: "Die bisherige Entwicklung zeigt sehr deutlich, dass Investoren durchaus zwischen den einzelnen Schwellenländern unterscheiden. Für die Währungsturbulenzen in Argentinien und der Türkei spielen jeweils länderspezifische wirtschaftspolitische Probleme und die Verschuldung in Fremdwährung eine wichtige Rolle (volle Zustimmung!).

Am besten ließen sich Ansteckungseffekte vermeiden, wenn Staaten über solide öffentliche Finanzen und ein widerstandsfähiges Finanzsystem verfügten und eine unabhängige, auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik betrieben (Rom implizit angesprochen!).

Es gebe aber globale Faktoren, die es Schwellenländern schwer mache, etwa die Zinserhöhungen in den USA und der Ölpreisanstieg. Im Fall von Zahlungsschwierigkeiten könne der Internationale Währungsfonds helfen."

Bundesbankpräsident Weidmann hat für Reformen zur Stärkung des Welt-Handelssystems plädiert. O-Ton: "Die Aufgabe muss sein, die regelbasierte multilaterale Handelsordnung nicht nur zu erhalten, sondern zukunftsfest zu machen. Dazu gehört, insbesondere den Schutz geistigen Eigentums zu verbessern, und auch Verzerrungen durch staatseigene Unternehmen und Subventionen müssen angegange werden."

Weidmann betonte auch positive Tendenzen: "Auf der anderen Seite erleben wir aber, dass Länder - auch als Gegenreaktion - bemüht sind, ihre Wirtschaftsbeziehungen noch stärker auszubauen."

Unsere Sichtweise, dass die Solidarität von potentiell 85% der Weltwirtschaft in dieser Frage das Problemder US-Aggression in den Handelskonflikten schnell lösen hilft, wird hier implizit aufgenommen.

Aus den USA erreichte uns gestern ein Datensatz, der Auskunft über die Stimmung bei kleinen US-Unternehmen gibt.

Der NFIB-Business Index sank per September von dem historischen Höchststand (seit 1975) bei 108,8 Punkten auf 107,90 Zähler. Losgelöst von dem Rückgang ist das weiter ein extrem hohes Niveau, das als absolut unkritisch gewertet werden muss.

Aus Japan erreichte uns heute früh ein positiver Datensatz. "Machinery Orders" legten im Monatsvergleich um 6,8% zu (Prognose -4,0%), nachdem im Vormonat bereits ein Anstieg um 11,0% zu verzeichnen war. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 12,6% (Prognose 1,6%) nach zuvor 13,9% ein.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1300 - 1.1600 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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