Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1346 (07:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1325 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.1351.

Das Drama der Umsetzung des Brexits in der politischen Arena des UK ist zunehmend für die Betroffenen im UK und in der EU ambitioniert, schwer verdaulich und für alle Beteiligten rufschädigend. Danke London! Man kann den Ansatz der Regierung von Premierministerin May in einem Satz zusammenfassen.

Sie lässt die Uhr aus Partikularinteressen herunterticken, um sowohl die Widersacher im britischen Parlament zum Einknicken zu bewegen als auch die EU vor sich her zu treiben und zu fortgesetzten Zugeständnissen zu verleiten, dabei in Kauf nehmend, das ganze Land ökonomisch an die Wand zu fahren und vollends politisch zu spalten. Zu den Fakten der jüngsten Irritationen:

  • Zeitplan für Rücktritt Mays gegen Zustimmung zum Brexit-Vertrag in der Diskussion der Konservativen.

  • Parlamentspräsident Bercow betonte, dass eine dritte Abstimmung über den Brexit-Vertrag nur dann möglich sei, wenn die Regierung nicht exakt dieselbe Vorlage einbringe (impliziert weitere Zugeständnisse der EU).

  • May wird dritte Abstimmung über Brexit-Vertrag voraussichtlich auf kommende Woche verschieben.

  • Situation in London setzt EU voraussichtlich unter Druck, nach dem aktuellen Gipfel über Aufschub zu entscheiden.

Natürlich wird sich die EU auf ihrem jetzt anstehenden Gipfel darauf verständigen, bis zur letzten Sekunde London die Tür offen zu halten, um den harten Brexit zu vermeiden. London setzt den Takt der Entscheidungsfindung zumindest im Zeitraster. Hunde wackeln mit dem Schwanz, nicht der Schwanz mit dem Hund - rufen wir gen Brüssel.

OBOR/Seidenstraße:

Die Bundesregierung sieht das geplante Abkommen zwischen Italien und China bezüglich der Teilnahme an dem Projekt OBOR/Seidenstraße kritisch. Das nehmen wir zur Kenntnis. Am Dienstag soll nun das Abkommen zwischen China und Italien unterzeichnet werden.

Das Ziel des Seidenstraßenprojekts ist es, die Handelsrouten nach Europa und Afrika ausbauen. Das ist gut, das passt, das hilft dem Wirtschaftsraum Italien und Europa, denn aufstrebende und neu industrialisierte Länder bestimmen den Takt der Weltwirtschaft. Ihr Anteil liegt bei mehr als 60% des Welt-BIP (1990 circa 20%). Sie stehen für 85% der Weltbevölkerung! Hört Export-Deutschland genau hin?

Nein, die Bundesregierung moniert, dass China durch diese bilateralen Abkommen seine eigenen Standards weltweit durchsetzen will. Das ist zunächst einmal eine Unterstellung bezüglich der Intention, es ist aber fraglos ein ernst zu nehmendes Thema. Bisher hat der Westen ja genau das gemacht, was man hier China unterstellt.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass derartige Abkommen die gültigen Rechtsinstitute der EU/Eurozone nicht unterminieren. Ohne Kenntnis der Details darf unterstellt werden, dass das bezüglich der Ausformulierung der Abkommen seitens Roms berücksichtigt wurde.

Werfen wir einen Blick auf die Hintergründe des Projekts OBOR:

Fakt ist, dass die westlich dominierten supranationalen Veranstaltungen (IWF, Weltbank) seit Existenz 1944 aufstrebende Länder vernachlässigt hatten. Auch der vorbildhafte Herr Herrhausen als Vorstandssprecher der Deutschen Bank konnte sich mit seiner Initiative Ende der 80er Jahre zu Gunsten der aufstrebenden Länder (Schuldenerlass und Strukturaufbau) gegen das Finanzestablishment der USA und des Finanzplatzes London nicht durchsetzen.

Die Kreise in New York und London verteidigten den gegebenen Status Quo in härtester Form, der fraglos günstigen Zugang zu Ressourcen, ob Rohstoffe oder Arbeitskräfte, garantierte, solange diese Länder sich eben nicht entwickelten (Struktur = Macht). Die latente Vernachlässigung elementarer Interessen der aufstrebenden Länder (gelebte westliche Geopolitik) war der Katalysator, der China zu Aktivitäten veranlasste.

Als Folge wurde mit der New Development Bank eine Alternative zum IWF etabliert, als Alternative zur Weltbank wurde die AIIB gegründet und nach dem Missbrauch des westlich dominierten SWIFT-Zahlungssystems gegen aufstrebende Länder mit CIPS eine Alternative ins Leben gerufen, um sich von der westlichen Dominanz und in Teilen der westlichen Arroganz zu emanzipieren.

Der nächste Schritt war die Entwicklung der nicht vorhandenen Infrastruktur in den aufstrebenden Ländern (Aristoteles - ohne Infrastruktur geht gar nichts!) mit Vorfinanzierungen aus China, um die Handlungsdefizite der letzten Dekaden zu neutralisieren und diesen Wirtschaftsräumen Entwicklungschancen dank Infrastruktur zu erschließen.

Die Zukunft spielt insbesondere im euroasiatischen Bereich - wo stellt sich Deutschland auf? Muss der Blick nach vorne gerichtet sein oder in den Rückspiegel, um Zukunft in nachhaltiger Form zu generieren?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Russland: Per Februar stieg die Industrieproduktion Russlands im Jahresvergleich um 4,1% nach zuvor 1,1%. Die Prognose lag bei 1,5%.

Eurozone: Die Handelsbilanz lieferte einen Überschuss in Höhe von nur 1,5 Mrd. Euro (Vorjahr 3,1 Mrd. Euro) nach 17,0 Mrd. Euro per Januar. Diese Datenreihe von Eurostat ist nicht saisonal bereinigt.

USA: Der NAHB Housing Market Index verharrte per März bei 62 Punkten (Prognose 63 Zähler).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100-1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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