Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1555 (07.38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1551 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.32. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.63. EUR-CHF oszilliert bei 1.1504.

Die Töne, die uns aus London erreichen, sind nicht nur faktisch ambitioniert, sondern sie sind zunehmend intellektuell irritierend. Zunächst warnte der Chef der Bank of England vor einem ungeordneten Brexit. Das ist durchaus verständlich, denn die Folgen für das UK wären dramatisch.

Dann schaltete sich der britische Handelsminister ein. Die EU treibe das UK laut Liam Fox in einen ungeordneten Brexit. Damit will man seitens London den "Schwarzen Peter" -wie seit 1973 üblich- Brüssel zuschieben. Das ist nur noch grotesk!

Nein Herr Fox, die Briten haben sich selbstbewusst in diese Lage gebracht, indem die Verantwortlichen im UK jede Sachlichkeit im Diskurs vor dem Brexit und noch entscheidender nach dem Votum vermissen ließen, indem sie darauf setzten, eine weitere Sonderbehandlung durch dieses Verhalten zu erzwingen! 
Die britische Regierung hat damit die eigene Wirtschaft und Bevölkerung in eine "Geiselhaft" genommen. Die Verantwortung jetzt in Richtung Brüssel versuchen abzugeben, ist ambitioniert und Ausdruck fortgesetzter Verantwortungslosigkeit.

Die Unnachgiebigkeit der EU-Kommission führe wohl dazu, dass kein Vertrag zustande kommen werde, sagte Fox der Sunday Times. Großbritannien habe die Basis für den Austritt aus der EU dargelegt. Es sei an der EU zu entscheiden, ob sie ideologische Reinheit der Realwirtschaft vorziehe.

An Herrn Fox: Die Realwirtschaft der EU wird von der Produktionsstättenverlagerung aus dem UK nach Kontinentaleuropa profitieren. Fordern Sie nicht bei dem Brexit gerade eine ideologische Reinheit zu Lasten der Interessen der EU?

China zeigt sich bereit, die Handelsauseinandersetzung mit den USA anzunehmen:

Chinas Medien haben die Handelspolitik Trumps harsch kritisiert. Die USA hätten den internationalen Handel zu einem Nullsummenspiel gemacht, hieß es unter anderem in der People's Daily.

In der Tat "spielen" die USA mit dem Wohl und Wehe der Weltwirtschaft. Dabei ist erkennbar, dass die Disruption seitens der USA Mittel zum Zweck einer Verhandlungslösung zu Gunsten der USA ist. Dieses Muster wird immer durchschaubarer, da die Konsequenzen bei einem Scheitern dieser Taktik nachhaltig negative Folgen für den US-Wirtschaftsraum mit sich brächten (u.a. Preiseffekte).

Trump gefährde die US-Glaubwürdigkeit. Ja, es muss aber richtiger heißen, Trump hat die Glaubwürdigkeit der USA bereits bis ins Mark erschüttert, da die USA sich eben nicht an Verträge halten, die ihnen nicht passen. Damit mutiert jeder Vertrag mit den USA zu einer Unterordnungserklärung. So etwas bietet keine Attraktivität und stiftet kein Vertrauen. Das läuft allem US-Hegemonialstreben faktisch zuwider und zwingt den Rest der Welt, sich perspektivisch von den USA zu emanzipieren.

Am Wochenende spitzte sich die Lage zu, als China den USA Erpressung vorwarf, die aber keinen Erfolg haben werde. China denkt den Fall der US-Disruption bis an das Ende durch und erkennt den potentiellen Schaden nicht nur für China und den Rest der Welt, sondern eben auch den Schaden für die USA, der nicht im Interesse Trumps liegen kann.

Trump meint, die Strategie der Strafzölle gegen China wirke besser als erwartet. Wir kennen nicht die US-Erwartungshaltung. Nun ja, bisher hat Trump damit zur Öffnung der chinesischen Märkte beigetragen. Damit ist dieses Statement tendenziell wohl richtig.

Beide Seiten bleiben gesprächsbereit. Genau das ist wichtig. Diese Suppe wird voraussichtlich schlussendlich nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. "Freuen" wir uns auf die nächsten Kapriolen, die uns in diesem Stück aus Washington offeriert werden.

Fakt ist, dass dieses Thema ob der damit einhergehenden Risiken für die Weltwirtschaft losgelöst von unserer Einlassung und Bewertung Märkte und Realwirtschaft weiter belastet!

Datenpotpourri durchwachsen:

Eurozone:

Per Berichtsmonat Juni sank der deutsche Auftragseingang unerwartet stark um 4,0% im Monatsvergleich (Prognose -0,4%) nach +2,60% im Vormonat. Der von Markit ermittelte Dienstleistungsindex sank per Juli laut finaler Berechnung von zuvor 54,4 auf 54,2 Punkte. Der Composite Index verharrte beim 54,3 Zählern.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone nahmen per Juni im Monatsvergleich um 0,3% zu. Der Vormonatswert wurde von 0,0% auf +0,3% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,2% nach zuvor 1,6% (revidiert von 1,4%) ein.

USA:

Die Arbeitslosenrate sank per Juli von zuvor 4,0% auf 3,9%. Die Quote U-6, die in Ansätzen unter qualitativen Gesichtspunkten mit der Quote der Eurozone vergleichbar ist, ging von 7,8% auf 7,5% zurück. Der Beschäftigungsaufbau außerhalb der Landwirtschaft lag bei 157.000 Jobs. Die Prognose war bei 190.000 angesiedelt.

Das US-Handelsbilanzdefizit stieg per Juni von zuvor 43,2 auf 46,3 Mrd. USD. Wegen der angedrohten Zölle kam es in den letzten Monaten zu Rückgängen der Defizite, die nicht notwendig als Trendwende klassifiziert werden können. Der von Markit ermittelte Dienstleistungsindex sank per Juli laut finaler Berechnung von zuvor 56.2 auf 56,0 Punkte. Der Composite Index fiel von 55,9 auf 55,7 Zähler.

Der viel beachtete ISM-Dienstleistungsindex brach per Juli von 59,1 auf 55,7 Punkte ein. Die Prognose lag bei 58,6 Zählern.

Fazit:

Das durchwachsene Datenbild, das uns aus der Eurozone und den USA erreicht, ist auch eine Warnung an Washington, denn die strukturelle Qualität der wirtschaftlichen Expansion ist in den USA ungleich schlechter (Haushaltsdefizite!) als in den anderen Regionen der Welt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

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