Was ist der Euro/CHF Kurs?

Grundsätzlich betrachtet gibt der Wechselkurs an, in welchem Verhältnis die Währung des Euroraums gegenüber der des Schweizer Währungsraums getauscht werden kann. Dieser Wechselkurs wird am Devisenmarkt gebildet, welcher mit einem Volumen von über 3,2 Billionen US-Dollar den weltweit größten und liquidesten Markt darstellt. Die Kurse auf den Devisenmärkten sind bestimmt durch Angebot und Nachfrage, während sich aufgrund der Renditeunterschiede und Sicherheitsaspekte in den einzelnen Währungsräumen der Wechselkurs ändert. Hieraus lassen sich die aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse in der Welt ablesen. Notenbanken können Wechselkurse durch Interventionen am Devisenmarkt beeinflussen.

 

Analyse:

Der Schweizer Währungsmarkt gilt als der sechstgrößte Währungsmarkt in der Welt. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers entstand eine weltweite existenzbedrohende Finanzkrise, welche die Finanzmärkte erschütterte. Die hiermit einhergehenden Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten waren so gravierend, dass die Staaten das Finanzsystem weltweit in einer koordinierten Rettungsaktion mit den Notenbanken unterstützten. Die Interventionen der Notenbanken, insbesondere in den USA und Europa, verunsicherten weltweit Investoren. Diese suchten weltweit nach scheinbar sicheren Alternativen. Die Schweiz und seine Banken wurden zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte beliebte Ziele von Investoren. Dieses verstärkte sich im Zuge der Eurokrise.

Die Aufwertung als Risiko

Der Zustrom an Kapital in den relativ kleinen Währungsraum ließ den Schweizer Franken über wenige Wochen gegenüber dem Euro erheblich aufwerten. Diese rapide Aufwertung wurde von der Schweizer Notenbank als Risiko für die Volkswirtschaft identifiziert. Denn durch die rapide Aufwertung, verteuern sich die Waren schweizerischer Unternehmen im Ausland. Dies trifft insbesondere die Exportindustrie, welche zu diesem Zeitpunkt schon mit den Auswirkungen der Finanzkrise und Eurokrise zu kämpfen hatte. Um den Unternehmen Zeit zu geben, sich auf die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen einzustellen und die Auswirkungen auf die Schweizer Volkswirtschaft abzufedern, entschied sich die Schweizer Notenbank am Devisenmarkt zu intervenieren und gab eine Untergrenze für den Euro/CHF Kurs bekannt.

Wie funktionierte die Stabilisierung?

Dieses bedeutet, dass die Währung der Schweiz nur bis zu diesem Punkt aufwerten konnte und darüber hinaus die Notenbank an den internationalen Devisenmärkten eingreift, um diesen Wechselkurs zu verteidigen. Klassischerweise verkaufte sie immer Schweizer Franken, wenn die Grenze in die Nähe rückte, und kaufte Euro. Somit wurde der Wechselkurs durch eine künstliche Situation aus Angebot und Nachfrage stabilisiert und ermöglichte somit den Unternehmen aus der Schweiz den ersten Schock zu überwinden und sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Zu dem damaligen Zeitpunkt war diese Intervention auf dem Devisenmarkt die richtige Entscheidung.

Methoden durch Eurokrise immer kostspieliger

Auf die Eurokrise folgte eine anhaltende ökonomische Schwäche der Eurozone, zu der sich in den letzten Monaten Deflationstendenzen dazugesellten und die EZB zum Handeln zwangen. Immer niedrigere Zinsen führten dazu, dass der Euro gegenüber dem Schweizer Franken immer stärker unter Druck geriet. Dieses wiederum ließ die Interventionen für die Schweizer Nationalbank immer teurer werden, denn um den Wechselkurs bei der festgelegten Marke zu halten, musste die Notenbank immer mehr Euro kaufen und die Bilanz immer weiter ausdehnen. Die Ankündigung der EZB durch Mario Drahgi, im Notfall alles gegen die Deflationstendenzen zu unternehmen und damit faktisch Anleihen im großen Stil aufzukaufen, hätte die Bilanz weiter aufblähen lassen.

SNB zieht die Reißleine

Das Risiko für den schweizerischen Steuerzahler wurde von der Notenbank als höher eingestuft als die Chance das Wechselkursniveau für die Exportwirtschaft zu verteidigen. Zusätzlich konnten sich die Schweizer Unternehmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren auf die neuen Gegenebenheiten einstellen. Diese Punkte veranlassten die Schweizer Notenbank dazu, die Untergrenze des Wechselkurses Euro/CFH aufzugeben. Dieses wurde aus taktischen und Kostengründen natürlich nicht vorab bekanntgegeben, sonst hätte sich die Schweizer Notenbank massiven Angriffen von Hedge-Fonds und Banken ausgesetzt gesehen und die Kosten für den Ausstieg aus der Untergrenze wären explodiert.

Stabilisierung des Wechselkurses?

Viele Investoren wurden von der Bekanntgabe kalt erwischt und mussten teilweise hohe Verluste hinnehmen. Der Wechselkurs explodierte Regelrecht und der Schweizer Franken wertete binnen weniger Minuten um über 25 Prozent auf. Viele Investoren mussten ihre Positionen und Carry Trades schließen und die Panik am Markt verursachte eine erhebliche Aufwertung von 21 Prozent bis zum heutigen Tag. Die weitere Entwicklung jedoch scheint absehbar, aktuell ist der Schweizer Franken gegenüber dem Euro massiv überbewertet.

Diese Überbewertung wird an den Märkten nur eine Zeit lang Bestand haben. Auch wenn in diesem Fall von einer längeren Zeit auszugehen ist, ist zu erwarten, dass sich der Wechselkurs mittelfristig wieder stabilisieren sollte. Mittelfristig orientierte Investoren können diese Überbewertung jetzt nutzen und eine auf mittelfristiger Sicht sehr gute Rendite bei einem geringen Risikoprofil erzielen. Diese Gelegenheit ist eine der Hauptchancen für Investoren mit einem eher konservativen Risikoprofil, eine gute Rendite einzufahren. Das Risiko ist dabei deutlich überschaubar, denn zum einen ist der Wechselkurs aktuell deutlich von einer Überreaktion gekennzeichnet und zum anderen ist eine Erholung der Eurozone insbesondere in den aktuellen Krisenländern Italien und Frankreich eine Frage der Zeit. Auch die klare Positionierung der EZB, die Volkswirtschaften weiter zu unterstützen und ihnen somit Zeit zu verschaffen die Strukturreformen umzusetzen, wird sich langfristig positiv auf das Euro/CHF Wechselkursverhältnis auswirken. 

Fazit:

Insgesamt sollten Investoren einen kühlen Kopf bewahren und an der aktuellen Überbewertung/Panik profitieren. Mittel- bis langfristig wird sich der Wechselkurs wieder stabilisieren und der Euro gegenüber dem Schweizer Franken aufwerten. Bis hierhin gibt es eine super Renditechance für Investoren.

 


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