Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1023 (06:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0927 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,73. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118,76. EUR-CHF oszilliert bei 1,0595.

Die Corona-Krise, an deren Folge bisher knapp 43.000 Menschen weltweit verstorben sind (Deutschland Grippesaison 2018 25.000 Tote), verunsichert die Welt zutiefst. Psychologisch ist es verständlich, dass dabei die mit dem Corona-Virus einhergehenden Risiken im Vordergrund stehen.

Die Chancen, die eine derartige Krise bietet, werden zumeist bestenfalls verzerrt wahrgenommen. Bei den Chancen handelt es sich grundsätzlich nie um Primäreffekte, die in der Krise immer emotionalisieren, sondern grundsätzlich um Sekundär- und Tertiäreffekte. Analysten müssen dabei abwägen, ob die Primäreffekte oder die Sekundär- und Tertiäreffekte von größerer und bleibender Bedeutung sind. Das Mittel, diese Erkenntnis zu erlangen, liegt in der Abstraktion, die nicht eine emotionale, sondern eine rationale Übung darstellt.

Damit sind wir bei dem Forex Report vom 17. März 2020. Der darin vorgestellte "Top-Down Ansatz" liefert die bleibenden Folgen, die ohne das Virus vor Wochen noch undenkbar und völlig unrealistisch waren.

Zu diesen Folgen gehören:

  • Das Null-, Niedrigzinsniveau ist in den USA etabliert, das perspektivisch ganz andere Haushaltsmöglichkeiten und damit Investitionsspielräume eröffnet.
  • Das Null-, und Niedrigzinsniveau erhöht die Schuldentragfähigkeit in einem globalen Kontext (Beispiel Japan, Nullzins auf 240 % Verschuldung).
  • In der Eurozone ist das Thema "Schwarze Null" und Haushaltsdisziplin entkernt. Das Thema Eurobonds gewinnt an Kontur. Investitionsspielräume eröffnen sich (Forderung vom IWF und anderen Protagonisten).
  • Die US-Agenda, die Globalisierung in Teilen zurückzudrehen, hat "sportliche" Flügel bekommen. Damit ist ein partieller Rückbau der Globalisierung in vor Monaten noch nicht vorstellbarer Geschwindigkeit verbunden (positiv für Welt-BIP und globale BIP-Struktur).
  • Diese Liste ist verkürzt und nicht vollständig.

Neue strukturelle Aspekte drängen sich dank der heutigen Nachrichtenlage auf:

Den USA wird bewusst oder bewusster, dass man nicht allein auf dieser Welt ist. Das "America first" ist deutlich leiser geworden.

In einer komplexen Welt bedarf es eben der Kooperation und nicht der Konfrontation losgelöst von der internationalen Ordnung, von internationalen Regeln und bilateralen oder multilateralen Verträgen. Nichts Anderes lehrt die aktuelle Krise.

Die USA haben die letzten Jahre das Vertrauen in die USA aus Washington selbst in nie gekannter Form seit Ende des 2. Weltkriegs untergraben. Diese Corona-Krise bietet den USA die Möglichkeit ohne nachhaltigen Gesichtsverlust aus einigen dieser Politikansätze auszusteigen.

Das könnte derzeit gerade passieren, wenn die Nachrichten, die uns heute erreichten, belastbar sind und damit extrapolierbar wären.

Es handelt sich um folgende Meldungen:

  1. Laut Medienberichten nehmen die USA Hilfen Russlands in der Corona-Krise an. Nachdem die USA den Versuch unternahmen, Russland in Grund und Boden zu sanktionieren, erkennt man auch in Washington, dass Russland durch Reformpolitik und geopolitische Neuorientierung stärker ist als 2014. Die Hilfe Russlands ist nicht "vergiftet", übrigens ebenso wenig die Hilfe Chinas an Drittländer. Man hilft nicht nur Ländern, sondern vor allen Dingen den bedrohten Menschen in den Ländern. Jede andere Sichtweise wäre mehr als zynisch.
  2. Laut Außenminister Pompeo sind die USA bereit, wegen der Corona-Krise Sanktionsregime zu überdenken. Das ist höchste Zeit, da die US-Sanktionsregime zu größten Teilen keinen belastbaren rechtlichen Rahmen haben und damit Mittel einer nicht tolerierbaren Aggression sind.

Diese Krise eröffnet den USA mindestens einen partiellen Ausstieg aus der verfehlten Politik der Vergangenheit ohne Gesichtsverlust. Ob diese Chance wahrgenommen wird, lässt sich noch nicht beantworten. Sollte die Chance genutzt werden, würde der dann stabilere politische Rahmen dank der darin innewohnenden Friedfertigkeit einen positiven Einfluss auf die Weltwirtschaft ausüben.

 

Aktuelle Lage zur Ausbreitung:

Die verstärkten Tests sind ein Grund für die Zunahme der nachgewiesenen Infektionen. Damit sinkt tendenziell die Zahl der nicht erfassten Fälle.

Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte um 73.568 auf 859.796 zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 12.260 auf 178.301, während die Zahl der Todesfälle um 4.521 auf 42.341 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 639.154 (Vortag 582.367).

In Europa nahm die Zahl der Infizierten um 35.110 auf 451.983 (Vortag 416.873) zu. Die Zahl der Genesungen legte um 8.767 auf 66.924 (Vortag 58.157) zu, während die Zahl der Todesfälle um 3.223 auf 30.256 (Vortag 27.033) stieg. Ergo liegt die Zahl der akuten Fälle bei 354.803 (Vortag 331.683).

In den USA hat sich die Zahl der Infizierten um 25.015 auf 189.618 (Vortag 164.603) erhöht. Die Zahl der Todesfälle liegt bei 4.079 (Vortag 3.170). Insgesamt sind 7.109 (Vortag 5.896) Infizierte geheilt. Die Anzahl der aktuellen Fälle stellt sich auf 178.430 (Vortag 155.537).

In Hubei/Wuhan liegt die Zahl der Infizierten unverändert bei 67.801. Die Zahl der Genesungen stellt sich unverändert auf 63.153 (Vortag 63.153). Es kam zu keinem weiteren Todesfall (aktuell 3.187). Damit gibt es 1.461 akute Fälle (Vortag 1.461).

In Gesamtchina liegt die Zahl der Infizierten bei 82.294 (Vortag 82.240), es kam zu zwölf weiteren Genesungen (aktuell 76.206) und es sind 3.310 (Vortag 3.309) Todesfälle zu beklagen. Ergo liegt die Zahl der aktuell Infizierten bei 2.778 (Vortag 2.737).

 

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Daten soweit unkritisch

In Deutschland nahm die Arbeitslosenzahl per März in der saisonal bereinigten Fassung um 1.000 zu (Prognose 29.000). Die Quote verharrte bei 5,0 % (Prognose 5,1 %). Die Folgen der Corona-Krise werden erst ab April Auswirkungen zeitigen.

Die Verbraucherpreise der Eurozone legten laut Erstschätzung per März im Jahresvergleich um 0,7 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 1,2 % zu. Die Kernrate stieg um 1,0 % nach zuvor 1,2 % (Prognose 1,1 %).

In Portugal sank die Arbeitslosenquote per Februar von zuvor 6,7  % (revidiert von 6,9 %) auf 6,5 % und oszilliert damit nahe den Tiefstständen (6,4 % per 08/19) seit 2002.

USA: Daten zumeist besser als erwartet

Laut Case/Shiller Hauspreisindex (20 Städtevergleich) nahmen die Wohnimmobilienpreise per Januar im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,4 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,1 % (Prognose 3,2  %) nach 2,8 % (revidiert von 2,9 %). Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sank per März von zuvor 49,0 auf 47,8 Zähler (Prognose 40,0). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board fiel von 132,9 (revidiert von 130,7) auf 120,0 Punkte (Prognose 110,0) und markierte damit den tiefsten Wert seit Juli 2017.

Der Dienstleistungsindex in Texas (u.a. Ölgeschäft) kollabierte per Berichtsmonat März von 7,0 auf -78,8 Punkte und erreichte den tiefsten Indexstand in der für uns verfügbaren Historie zurückgehend bis 2006. Es war auch der historisch stärkste Einbruch.

Japan: Tankan-Zahlen schwach, aber besser als erwartet

Der Tankan-Index für große Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sank per 1. Quartal von 0 auf -8 Punkte (Prognose -10, tiefster Wert seit 2013). Der Tankan-Index für kleine Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes fiel per 1. Quartal von zuvor -9 auf -15 Punkte (Prognose -17, tiefster Wert seit 2013). Der Tankan-Index für große Dienstleister verlor per 1. Quartal von 20 auf acht Punkte (Prognose 6, tiefster Wert seit 2013). Der Tankan-Index für kleine Dienstleister ging per 1. Quartal von sieben auf -1 Punkt zurück (Prognose -7, tiefster Wert seit 2014). Der von Jibun Bank ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per März unverändert auf 44,8 Punkte.

China: NBS Zahlen im PMI durch Caixin in Tendenz bestätigt

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per März von zuvor 40,3 auf 50,1 Punkte zu (Prognose 45,5).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0750 - 1.0780 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund & viel Erfolg!

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