Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1085 (06:38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1015 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,52. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120,28. EUR-CHF oszilliert bei 1,0680.

Das Coronavirus ist derzeit bestimmendes Thema an den Finanzmärkten, aber auch in der Realwirtschaft wegen der fragilen globalen Lieferketten in einem "just in time"-Modus. Die Dynamik des Ausbruchs ist bisher nicht gestoppt. Laut offiziellen Angaben sind in China 17.205 Personen infiziert. 361 Personen sind an den Folgen des Virus bisher verstorben. Die internationale Verbreitung des Virus ist bisher aber überschaubar. Entwarnung kann zum jetzigen Zeitpunkt vor dem Hintergrund der verfügbaren Daten nicht gegeben werden.

Hoffnungen, dass es zu einer Eingrenzung des Virus kommen wird, sind berechtigt. Nie zuvor hat es in einer vergleichbaren Situation eine derartig professionelle Vorgehensweise gegeben, um die Risiken eines Virus zu bekämpfen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Chinas Umgang hinsichtlich Information und getroffener Gegenmaßnahmen ausdrücklich gelobt. Aber auch der Rest der Weltgemeinschaft agiert mit extremen, jedoch fraglos angemessenen Aktionen.

Exkurs: Die negative westliche Berichterstattung über die Situation in Krankenhäusern in der Provinz Hubei mag realistisch sein, aber bevor man hier explizit kritisiert und implizit belehrt, sollte man sich fragen, wie es in deutschen Krankenhäusern in einer vergleichbaren Situation aussähe (denken Sie an BER, Stuttgart 21 …)? Könnten wir vergleichbare Ressourcen in Quantität und Qualität auffahren, um den Menschen vor Ort zu helfen? Krisenszenarien sind für die Betroffenen nie fair oder gerecht. Es mag aber unfair sein, dieses historisch einmalige Krisenmanagement Chinas kleinzureden.

Einmal geht es um die Krisensituation für Mensch und Gemeinschaft. Andererseits geht es um die Folgen für die Wirtschaft und die Stabilität der Märkte, die auch elementar, wenn auch verzögert, auf die betroffenen Menschen wirken.

Die chinesische Zentralbank hat zu Beginn der Woche massiv interveniert, um drohenden Kaskadeneffekte an Märkten und in der Kreditversorgung entgegen zu wirken. Laut Insidern hat die chinesische Börsenaufsicht CSRC Finanzunternehmen angewiesen, Leerverkäufe zu verweigern. Diese Politik ist in der jetzigen Situation sachlich unanfechtbar. Dennoch kam es zu einem markanten Rückgang an den chinesischen Aktienmärkten nach dem Neujahrsfest. Die Amplitude der Anpassung der Bewertung ist hoch, aber im Hinblick auf die Anpassungen, die im Verlauf der letzten Woche an den anderen internationalen Märkten gesehen wurden, nicht überproportional.

Um die Finanzmärkte zu stützen und die Kreditvergabe zu gewährleisten, injizierte die PBoC über Repo-Geschäfte 173,8 Mrd. USD Liquidität in den chinesischen Geldmarkt (u.a. wegen Anleihefälligkeiten). Auch das ist richtig. Mehr noch werden besonders betroffene Regionen und Unternehmen staatlich gestützt.

Fazit:

Die Situation bleibt kritisch. Das Krisenmanagement ist als ausgesprochen gut zu klassifizieren.

Heute erwarten wir die Einlassungen des britischen Premiers Boris Johnson:

Nachdem das UK in der Nacht zum Samstag offiziell aus der EU ausgeschieden ist, will Boris Johnson heute in einer Rede seine Pläne bezüglich der zukünftigen Beziehungen zur EU erläutern.

Angeblich favorisiere Johnson, lockere Handelsbeziehungen zur EU unterhalten zu wollen. Man prüfe in London die Option eines Handelsabkommens nach dem Vorbild der Vereinbarungen EU/Australien. Es gäbe nur zwei Möglichkeiten, ein Abkommen wie mit Kanada oder eine (lockerere) Vereinbarung wie mit Australien.

Die Verlautbarungen, die uns aus London erreichen, können nicht erstaunen. Die Ultra-Brexiteers wollen zu einem großen Teil überhaupt keinen Deal. Ergo sind die Modelle Kanadas oder Australiens bereits Kompromisse seitens der Regierung für die Ultra-Brexiteers.

Das elementare Ziel der britischen Regierung ist es, sich von den Standards der EU in Fragen Umwelt, Arbeitsrecht, Freizügigkeit und Steuerrecht zu befreien. Wird diese Politik der Rückführung der Standards gesellschaftliche Probleme im UK heilen oder verschärfen? Macht das den Standort UK attraktiver oder unattraktiver?

Damit wird für Unternehmen auch klar, dass uns Grenzen und Zölle begleiten werden, nicht weil die EU es will, sondern weil das UK es so will. Irland wird vom UK verraten?

Die EU-Elite sollte sich der Verantwortung für die Menschen in der EU sehr bewusst sein. Eine Lex UK darf nicht am Ende der Verhandlungen stehen! Das gilt auch und insbesondere für den Finanzsektor!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: BIP: Überraschender Dynamikverlust

Gemäß Erstschätzung legte das BIP der Eurozone per 4. Quartal 2019 um 0,1 % im Quartalsvergleich (Prognose 0,2 %, Vorquartal revidiert von 0,2 % auf 0,3 %) und um 1,0 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor 1,2 % im Jahresvergleich zu. Negativ überraschten Italien und Frankreich.

Die Verbraucherpreise stiegen in der Eurozone per Januar laut Erstschätzung um 1,4 % nach zuvor 1,3 %. Die Kernrate nahm um 1,1 % nach zuvor 1,3 % (Prognose 1,2 %) zu.

Irland: Der PMI für das Verarbeitende Gewerbe legte per Januar von 49,5 auf 51,4 Punkte zu.

USA: Daten mit Licht und Schatten

Persönliche Einkommen legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,3 %) zu. Der Vormonatswert wurde von +0,5 % auf +0,4 % revidiert.

Die persönlichen Ausgaben stiegen per Dezember im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,3 %) nach zuvor 0,4 %.

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago brach per Januar von zuvor 48,2 (revidiert von 48,9) auf 42,9 Punkte ein (Prognose 48,8) und markierte den tiefsten Wert seit Dezember 2015.

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan legte laut finaler Berechnung von zuvor 99,1 auf 99,8 Zähler zu (Prognose 99,1).

Fernost & Co.: PMIs für das Verarbeitende Gewerbe per 01/2020:

  • China: Der Caixin Index sank von 51,5 auf 51,1 Punkte (Prognose 51,3).

  • Indien: Der IHS/Markit Index stieg von 52,7 auf 55,3 Zähler (Prognose 52,8).

  • Australien: Der AIG-Manufacturing Index sackte von 48,3 auf 45,4 Punkte.

  • Japan: Der Jibun Bank Manufacturing Index fiel von 49,3 auf 48,8 Zähler.

  • Russland: Der Markit Index legte von 47,5 auf 47,9 Punkte zu.

  • Myanmar: Der PMI stieg von 52,0 auf 52,7 Zähler.

  • Taiwan: Der IHS/Markit PMI nahm von 50,8 auf 51,8 Punkte zu.

  • Vietnam: Der PMI sank von 50,8 auf 50,6 Zähler.

  • Philippinen: Der PMI legte von 51,7 auf 52,1 Punkte zu.

  • Malaysia: Der IHS/Markit PMI sank von 50,0 auf 48,8 Zähler.

  • Thailand: Der PMI fiel von 50,1 auf 49,9 Punkte.

  • Indonesien: Der IHS/Markit PMI ging von 49,5 auf 49,2 Zähler zurück.

  • Südkorea: Der IHS/Markit PMI sank von 50,1 auf 49,8 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0950 - 1.0980 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

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