Zurzeit kommen einige Mails von besorgten Lesern, die die oben genannte Frage in der einen oder anderen Form stellen.

Ich kann die Sorge nachvollziehen, niemand möchte den Aufschwung verpassen. Für viele Anleger ist Verlust machen nicht so schlimm, wie bei einem Anstieg nicht dabei zu sein. Irrational, aber menschlich.

Die große Kunst an der Börse ist es aber, nicht jeder vagen Möglichkeit hinterherzurennen, sondern besonnen und geduldig auf die klaren Chancen zu warten. Ich hatte Ihnen die Bärenmarktrally hier rechtzeitig angekündigt und wer kurzfristig sein Glück versuchen möchte, der kann solche „Rein-Raus-Chancen“ natürlich spielen. Allerdings geht es mir auch um langfristige Anlagemöglichkeiten. Darüber hinaus sehe ich es als eine wichtige Aufgabe, Sie vor reellen und hohen Risiken zu warnen. Daher richten sich viele meiner Kommentare  auch  ganz besonders an die Menschen, die langfristig und sicher ihr Kapital erhalten und aufbauen wollen.

Ich habe Ihnen hier einen aktuellen DAX-Chart seit Mitte 2004 eingefügt:

 

 

Bei jedem roten X kam zwangsläufig die eingangs gestellte Frage auf. „Haben wir den Einstieg verpasst?“ Die Antwort kennen Sie im Nachhinein genau. Auf die Frage heute muss ich genauso antworten, wie ich es bei den anderen „X-“en getan habe: Vielleicht! Natürlich kann sich aus dieser Gegenwelle – und nichts anderes ist es bislang, wie Sie dem Chart wunderbar entnehmen können – eine Strömungsumkehr entwickeln. Aber das ist nicht die höchste Wahrscheinlichkeit. Solange wir unterhalb von 5200/5350 (ergibt sich aus verschiedenen Analysemethoden) bleiben, ist es eine Korrektur innerhalb des Bärenmarktes. Darüber könnte man etwas riskieren, aber erst ab 6200 wird es (aus heutiger Sicht) ein belastbares Kaufsignal, welches uns dann auch in Daxbereich über 10000 Punkte führen kann. Das bedeutet nicht, dass wir in Zukunft nicht bereits bei deutlich tieferen Kursen zum Einstieg blasen. Selbstverständlich versuchen wir die Tiefstpunkte zum Einstieg zu erwischen. Doch dafür müssen hinreichend Anhaltspunkte für ein belastbares Tief und eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Strömungswechsel vorhanden sein. Das alles war bisher nicht der Fall.25% Kursanstieg per heute klingt beeindruckend, wenn Sie sich aber anhand der Grafik die Dimensionen klarmachen, was bisher geschah, wird schnell klar, dass hier noch längst keine „Riesenhausse“ entstanden ist, wie einige bereits vermuten. Kann man darauf wetten, dass es doch schon der erhoffte Anstieg ist? Klar! Man kann auch in Bad Homburg im Kasino einen schönen Abend verbringen. Es kann auch gut ausgehen. Aber der vorsichtige Investor wartet klare Signale ab, auch wenn er mit hoher Wahrscheinlichkeit den tiefsten Punkt verpasst. Wer auf dieses klare Signal nicht wartet und zu früh investiert, der hat unter Umständen sein Pulver verschossen und hohe Verluste eingefahren, bevor die belastbare Chance gekommen ist. Wie sagte mir gerade ein älterer und sehr besonnener Börsianer „Man muss keinem Markt hinterher rennen. Es gibt jeden Tag Aktien.“

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