Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0705 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0651 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 133,88. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,32. EUR-CHF oszilliert bei 0,9782.

Finanzmärkte: DAX-Börsenampel dreht auf "gelb"

Die US-Regionalbankenkrise zeitigt sehr unterschiedliche Folgen. Obwohl die EZB keine direkten Folgen für unseren Wirtschaftsraum erkennen will, standen europäische Aktienmärkte international betrachtet unter dem massivsten Abgabedruck. In der Folge drehte die DAX-Börsenampel von "grün" auf "gelb". Dagegen konnten die Aktienmärkte im Epizentrum des Problems in den USA Stabilität gewährleisten. Damit stellt sich die Frage nach den Hintergründen. Es bieten sich drei Erklärungsvarianten an.

  • Die verminderten Zinserhöhungserwartungen in den USA, aber weniger in der Eurozone, wirkten auf US-Märkte stabilisierend. Fakt ist, dass die Aktienmärkte in der jüngeren Zeit zinssensibel waren.
  • Europa hat nur eine sklerotische Aktienkultur. Ausländer bestimmen hier die Trends, allen voran Marktteilnehmer aus den Finanzzentren New York und London. Mit dem beginnenden Krisenmodus wurden Mittel aus Europa zu Gunsten der US-Märkte abgezogen.
  • Die "Working Group on Financial Markets" oder umgangssprachlich das „Plunge Protection Team“, das unter US-Präsident Reagan im Jahr 1987 mit der Executive Order 12631 ins Leben gerufen wurde (siehe das Buch"Endlich Klartext" Seite 59 ff.), um Marktturbulenzen entgegen zu wirken, wurde aktiv. Voraussichtlich ist die Stabilität der US-Märkte eine Melange aus den genannten Einflussfaktoren. An den Rentenmärkten kam es zu einer Entspannung. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,29% (gestriges Tagestief bei 2,18%, Vorwochenhoch bei 2,77%, Vortag 2,45% ), während 10-jährige US-Staatstitel mit derzeit 3,56% rentieren (gestriges Tagestief bei 3,43%, Vorwochenhoch bei 4,07%, Vortag 3,68%).

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Der USD verlor an Boden. Hinsichtlich der veränderten Zinserhöhungserwartungen zulasten des USD ist die Tendenzaussage für das Währungspaar EUR-USD (Bias) außer der Reihe auf „Positiv“ gesetzt worden. Der EUR konnte Höchstkurse bei 1,0748 im US-Handel markieren. Gold und Silber, die Währungen ohne Fehl und Tadel gewannen deutlich an Boden.

Bundesbank berät über US-Bankenkrise

Der Finanzkrisenstab der Bundesbank beriet gestern über Auswirkungen der US-Regionalbankkrise (Kollaps der SVB-Bank und der Signature Bank). Es ging darum, die Situation zu analysieren und die möglichen Folgen für die deutsche Finanzbranche und die Finanzmärkte zu erörtern. Das Scheitern der zwei Regionalinstitute hatte Schockwellen an den Finanzmärkten ausgelöst. Die Bundesbank hat seit der Finanzkrise einen Finanzkrisenstab. Bundesbank-Präsident Nagel hatte als damaliger Leiter des Bereichs Märkte mitgewirkt, ihn einzurichten. In ihm sitzen unter anderem Vertreter der Fachbereiche Märkte, Aufsicht und Volkswirtschaft.

Kommentar: Es ist sinnstiftend, sich seitens der Bundesbank im Rahmen einer Notfallplanung mit der Regionalbankenkrise in den USA auseinanderzusetzen. Es schafft für den Fall, dass sich die Krise ausweiten sollte, eine optimierte Reagibilität seitens der Bundesbank mit positivem Einfluss auf die EZB, die kein Treffen anberaumte.

Chinas Pläne

Nach dem Volkskongress kristallisieren sich zwei Themenkomplexe heraus, die von wesentlicher Bedeutung sind.

Das private Unternehmertum soll in China gefördert werden, um die Wirtschaft zu stärken. Der neu gewählte Ministerpräsident Li Qiang erklärte, er wolle in der Wirtschaft gleiche Bedingungen für alle schaffen. Private Unternehmen sollten besser als bislang unterstützt werden, damit sie wachsen und gedeihen können.

Weiter führte er aus, dass sich das Umfeld für Unternehmer verbessern würde. Er forderte Beamte auf allen Ebenen auf, sich Unternehmer zu Freunden zu machen.

Der Fokus liege auf Wissenschaft und Technologie. China müsse seine Innovationskapazitäten ausbauen und sich auf eine hochwertige Entwicklung konzentrieren.

Kommentar: An dieser Ausrichtung wird deutlich, dass China im Hinblick auf die Wirtschaftsverfassung pragmatischer wird. Implizit ergibt sich in Ansätzen übrigens eine Anlehnung an das deutsche Mittelstandsmodell, das uns regionale und damit auch nationale wirtschaftliche Stabilität brachte. Aus meinen Kontakten und Gesprächen weiß ich, dass China erfolgreiche Strukturen dritter Länder goutiert und eben auch kopiert (Hintergrund Konfuzianismus).

China will darüber hinaus sein Militär aufrüsten. Eine Modernisierung des Militärs würde die Streitkräfte zu einer "Großen Mauer aus Stahl" machen, sagte Staatschef Xi Jinping. Xi führte weiter aus, dass der Ausbau des Militärs wichtig sei, um die nationale und die öffentliche Sicherheit Chinas zu stärken. Sicherheit sei die Grundlage für Entwicklung, Stabilität sei die Voraussetzung für Wohlstand.

China müsse zudem mehr Eigenständigkeit und Stärke in den Bereichen Wissenschaft und Technologie erlangen, sagte er vor dem Hintergrund, dass die USA China den Zugang zu Spitzentechnologien zuletzt erschwerte.

Kommentar: Chinas Haltung ist vor dem Hintergrund des hybriden Finanz- und Wirtschaftskriegs losgelöst von internationalen Rechtsnormen (WTO) seitens der USA und zunehmend der G-7 Nationen (aktuell UK, Vereinnahmung Niederlande ASML) als auch der Negation des völkerrechtlich verankerten Status des Alleinvertretungsrechts (Thema Taiwan, UN Resolution 2758) nachvollziehbar. Die Haltung wird noch nachvollziehbarer hinsichtlich des weiter ausgeweiteten US-Militärbudgets auf historisch einmalige 886 Mrd. USD. Chinas Militärbudget liegt bei circa 225 Mrd. USD.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Griechenland mit besserer Preisstabilität als Deutschland

Griechenland: Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 6,1% nach zuvor 7,0% zu. Das war der niedrigste Anstieg seit Dezember 2021.

Bemerkenswert ist, dass Griechenland eine bessere Preisstabilität vorzuweisen hat als Deutschland, die Niederlande oder Finnland (siehe unten) oder die Eurozone in der Gesamtheit.

In den Niederlanden nahmen die Verbraucherpreise per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 8,0% nach zuvor 7,6% zu.

In Finnland verzeichneten die Verbraucherpreise per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich einen Anstieg um 8,8% nach zuvor 8,4%.

USA: Keine neuen Erkenntnisse

Der "Employment Trends Index" nahm per Februar von zuvor 118,14 (revidiert von 118,74) auf 118,29 Punkte zu.

Indien: Marginale Entspannung bei der Preisinflation

Die Verbraucherpreise legten per Februar im Jahresvergleich um 6,44% (Prognose 6,35%) nach zuvor 6,52% zu.

Hinsichtlich der durch die US-Regionalbankenkrise veränderten Rahmenbedingungen (unter anderem Risikoaufschläge für Einlagen im Regionalbanksektor, erhöhte Kosten für Kreditnehmer, Unsicherheiten) und geringeren US-Zinserhöhungserwartungen in den USA verändern sich Konstellationen am Devisenmarkt zulasten des USD.

Somit ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!
 

 

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