Zu meinem Beitrag vom 12.10. „<link wirtschaftsfacts beitrag ueberhitzungsgefahr-druck-auf-die-ezb-steigt>Überhitzungsgefahr! Druck auf EZB steigt“

Äußerte sich ein verwunderter Leser:

„Ich finde es äußerst interessant, dass man immer noch ausschließlich Deutschland sieht, als ob wir keinen Euro hätten und wie Verum schon treffend kommentiert hat, wird es keine Zinswende mehr geben, so lange es den Euro gibt. Die Krisenstaaten haben mehr Schulden als jemals zuvor und die Banken haben ihre toxischen Papiere einfach ignoriert und kaum Rückstellungen für die Abschreibungen vorgenommen!!! Und so tickt die Uhr Richtung Domino Day und es wird getanzt so lange die Musik spielt...“

Der Leser hat sicher recht mit dem Hinweis, dass solange getanzt wird, wie die Musik spielt.

Erweiterter Fokus der Bundesbank

Im Artikel wurde zwar besonders auf die wirtschaftliche Situation eingegangen, jedoch täte man der Bundesbank Unrecht, wenn man ihr unterstellen würde, sie hätte als Mitglied im EZB-Rat ausschließlich Deutschland im Fokus, wenn sie eine Richtungsänderung verlangt.

Dazu möchte ich auf die Rede des Bundesbank-Vorstandsmitglieds Dr. Wuermeling beim Naspa Dialog verweisen. Demnach geht die Projektion des EZB-Stabs für 2017 von einem realen Wirtschaftswachstum von 2,2 % für die Eurozone aus, für die kommenden Jahre von nahe 2 %. Allerdings nähme  der Inflationsdruck nur allmählich zu. Eine expansive Geldpolitik sei zwar grundsätzlich weiter gerechtfertigt, um die wirtschaftliche Erholung und damit den Preisauftrieb im Euroraum zu stützen. Aber das aktuelle Umfeld eröffne die Perspektive für eine geldpolitische Normalisierung.

Die US-Notenbank, die Federal Reserve, habe ihre Ankaufprogramme schon seit längerer Zeit auslaufen lassen und ihre Geldpolitik bereits mit mehrfachen kleinen Anhebungen des Leitzinses gestrafft. Der EZB-Rat wird im Herbst entscheiden, wie es mit den Ankaufprogrammen weitergeht – auf der Grundlage des Zieles der Preisstabilität von nahe, aber unter 2 %.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann betonte einerseits mit Blick auf die Weltwirtschaft, dass sich die globale Konjunktur weiter gefestigt habe. So sei auch das Wachstum der Weltwirtschaft im Frühjahr 2017 mit 0,9 Prozent auf Quartalssicht das stärkste seit vielen Jahren gewesen. Zugleich habe das Volumen des Welthandels weiter zugelegt. Zu Europa sagte er: "Die konjunkturelle Verbesserung ist zudem breit angelegt, vor allem für (…) den Euroraum zeichnet sich ein relativ starkes Sommerhalbjahr ab.“

Er verwies diesbezüglich auf die neuen Wachstumsprognosen des IWF, der für dieses und nächstes Jahr Zuwachsraten des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,6 Prozent bzw. 3,7 Prozent erwartet und damit ältere Prognosen leicht anhob. Weidmann unterstrich, dass der IWF dabei auch die Prognosen für den Euroraum nach oben angepasst habe - auf 2,1 Prozent Wachstum in diesem und 1,9 Prozent im kommenden Jahr.

Es ist nicht auszuschließen, dass die EZB in die Fußstapfen der Fed steigt und sich im nächsten Jahr schleichend aus dem Anleiheankauf zurückzieht.

Für den Rückbau der Fed-Bilanz droht in den USA jedoch eine Geldmengenverknappung.

Damit dies ohne allzu heftige Beben an den Märkten vonstatten gehen kann, müssen die Geschäftsbanken verstärkt als Anleihenkäufer und Kreditgeber einsteigen. Die Fed scheint davon auszugehen, dass genau das passiert und sie wird den Banken den Weg dahin ebnen.

Das kommende Jahr dürfte, mit Blick auf die EZB-Entscheidungen, spannend werden.

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