Am Freitag wurde der Weltspartag gefeiert. Was für eine Party bei diesen Zinsen! Man musste frühmorgens damit beginnen, um spätnachts überhaupt etwas von den Prozenten zu merken. Vielen Sparschweinen wurde dabei der Garaus gemacht…
Die Kinder schleppten sie zur Bank und bekamen Bonbons, Kugelschreiber und Luftballons mit auf ihren Weg. Sparen ist wichtig! Die Kleinen müssen doch lernen, dass Sparen bedeutet, weniger auszugeben als man einnimmt.
Dennoch ist es ein teils trauriger Akt voller Hoffnung, bedrucktes Papier zu sammeln oder minderwertiges Metall bzw. elektronische Verrechnungseinheiten auf dem Konto. Das Zeug ist später mal nichts mehr wert. Aber Banken lieben die Sparer! Des Sparers Geld dient ihnen als Grundlage, um ein Vielfaches davon als Krediten herauszugeben.
Seit dem ersten Weltspartag im Jahr 1925 haben Sparer ein paarmal fast alles verloren, also Sparbücher, Bankeinlagen und Versicherungen – mal schneller mal langsamer, mal direkt, mal indirekt. Die meisten Aktien von damals hat es auch bis auf wenige Ausnahmen zerrissen. Komisch ist aber, dass diese Sparformen heute am beliebtesten sind, außer Aktien.
Nach zwei Generationen muss man offenbar immer wieder die gleichen Erfahrungen machen, da die alten Erfahrungen der alten Leute, die sie gemacht haben, von uns gegangen sind oder nicht ernst genommen werden. Wer hört heute schon auf Opa und Oma?
Eigentlich könnte der Weltspartag nach 90 Jahren auch als Mahnmal stehen, wenn, dann richtig zu sparen und die Werthaltigkeit seiner Ersparnisse ausnahmsweise mal zu hinterfragen.
Werthaltigkeit
Laut einer Umfrage der Sparkassen im Vermögensbarometer 2015 setzen 58 Prozent der Deutschen beim Aufbau von Vermögen auf die selbstgenutzte und 28 Prozent auf die vermietete Immobilie – gefolgt von Aktien/Investmentfonds (28%), Bausparverträgen (24%), Lebensversicherungen (23%) und Rentenversicherungen (22%).
Ist das mit der Immobilien eine sichere Sache? Soweit ich sehe, handelt es sich dabei um Verbrauchsgegenstände, die sich, wie der Name schon sagt, mit der Zeit verbrauchen – vielleicht aber langsamer als die Kaufkraft des Geldes. Man hat es warm und trocken, bis das Dach und anderes undicht wird. Nach dem Sparbuch (16%) rangieren die Edelmetalle mit 15% in der Gunst der Sparer. Fraglich ist aber, ob diejenigen, die dem Gold vertrauen, auch wirklich welches besitzen außer einem Ehering.
Tagesgeld (10%), Festgeld (8%) und auch die Riester-Rente (10%) wirken da sehr abgeschlagen in dieser Studie. Moment! Es laufen doch aktuell über 16 Millionen Riester-Verträge… Vielleicht nur deshalb, weil man etwas geschenkt bekommt aber ihnen sonst wenig vertraut? Kost` ja nix! Bringt vielleicht auch nix? (Quelle: Statista)
Mag sein, dass es derzeit einen schleichenden Übergang im Sparverhalten gibt – weg von den Versprechen hin zu echten Werten. Manche davon passen ja gar nicht in ein Sparschwein.
Wie dem auch sei, wenn die Not später mal wieder Elend trifft, specken herkömmliche Sparschweine schnell ab. Der bedrohten Art aus Keramik wird schon jetzt zugesetzt: Ob durch permanente Geldentwertung, einem möglichen Bargeldverbot oder weil das Futter für sie knapp wird. Sollten Sie ihr Sparschwein besonders gerne haben, sorgen Sie auch für dessen ausgewogene Ernährung und mischen dem bunten Papier und Blech ab und zu mal ein paar Gold – und Silbermünzen bei.
Kommentare
Ich unterstelle auch, dass nicht alle Deutschen Schwaben sind, die fast ein erotisches Verhältnis zur eigenen Scholle haben...
ich glaube aber trotzdem, dass viele Deutsche einfach aus anderen Gründen einen Traum von der eigenen Immobilie besitzen und diesen, bezogen auf alle anderen EU-Staaten, viel SELTENER umsetzen.. Oder wie erklärt sich die sehr niedrige Immobilienbesitzquote Deutschlands...?? Ich möchte auch nicht auf die Problematik eines Lastenausgleichs hinweisen, aber zumindest anmerken, dass es vielleicht einfach Deutsche gibt, die gerade WEGEN der zu erwartenden Mickerrenten den größten monatlichen Rechnungsposten im Alter (die Miete) vorab finanziert haben möchten, um just dann, wenn das Geld als Rentner knapp wird besser über die Runden zu kommen...
Vom Gedankengang, den Kindern was zu hinterlassen, so krükelig der Bungalow dann auch sein mag, ganz zu schweigen..
Natürlich kann dies in vielen Fällen eine Milchmädchenrechnung sein...!! Aber ganz absurd ist der Gedankengang nicht...
Die Riesterrente ist häufig ein Steuersparmodell. Einfach mal bei der Lohnsteuerberechnung im Programm mit und ohne Riester die Software durchlaufen lassen..
Zu den Aktien... Die Zahl von 28 % ist mir neu... Ich kenne nur 4 % direkt und 14 %, wenn man Aktienfonds etc. mitzählt. Das sind die Auswirkungen der Dot-Com... und einige wenige sehen den Wegfall der Abgeltungssteuer... Damit wären diese Kapitaleinkünfte mit einer persönlichen Abgabenquoute von 30-50 % zu belegen... Na ja... Aus 7 % Rendite im Idealfall bleiben 3,5 % nach Steuern, die dann von einer Inflation auf eine SCHWARZE NULL gebracht werden..
Die deutsche Sparquote schwankt zwischen 6 und 10 % des frei verfügbaren Einkommens... Dumm nur, wenn es kein FREI verfügbares Einkommen mehr gibt..
Das Durchschnittsnetto je Vollzeitbeschäftigten liegt bei 2000 Euro/Monat... früher sagte man mal 30 % gingen für die Wohnung drauf, heute dürften es mehr sein... Aber gesch..drauf bleiben wir bei 30 %; das wären dann 600 Euro Kaltmiete... Mit Nebenkosten liegen wir bei 800-1000 Euro / Monat
Mobilität und KfZ veranschlagen wir mit günstigen 200-300..(also ca. 250)
Nahrung und Genuss mit günstigen 500....
Klamotten und Hobby mit günstigen 250....
Ach ja der Urlaub...
Hmmm... Mal sehen... Nehme ich jetzt das "satte" Aktienpaket, die Hundertstel Unze oder doch lieber Ballermann...?
und dabei bist du mit einem durchschnittlichen Nettomonatsgehalt von 2.000 EUR noch sehr sehr optimistisch rangegangen.
Wenn mal die Branchen Einzelhandel, öffentlicher Dienst (nicht die Beamten) Pflege, Reinigung usw alle betrachtet, kommt man bestenfalls auf 1.500 netto. Hier bei uns in Hamburg kann man sich mit einer normalen Ausbildung im Grunde keine eigene Wohnung mehr leisten.
Grüße vom Nord-Ostsee-Kanal!
Elke M.