Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1873 (07.37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1870 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.16. EUR-CHF oszilliert bei 1.1454.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker machte gestern Schlagzeilen.
Seine Rede war geprägt von einer sehr starken positiven Emotion für Europa. Diese Emotion begrüßen wir und teilen wir. Nun sollte in den Eliten einer derartige Emotion Grundlage für hohes Engagement sein, das aber die Sachlichkeit und Rationalität in der Ausformung der Politikansätze nicht aus den Augen verlieren darf. Ansonsten spielte man mit der Struktur und reagierte gegen die Basis der europäischen Konstrukte der Gemeinsamkeiten.
Was sagte Jean-Claude Juncker?
Herr Juncker will 2019 nicht wieder als Kommissionspräsident antreten. Juncker hat eine lange Karriere in der EU und europäischen Politik hinter sich. In der Phase einer Neuausrichtung nach der Krisenbewältigung ist es angebracht, auch mit neuen Köpfen in diesen Positionen anzutreten. Danke und "Chapeau" Herr Juncker!
Juncker forderte einen europäischen Finanzminister, der Kommissionsmitglied und Eurogruppenchef sein sollte. Der ESM solle sukzessive zu einem europäischen Währungsfonds ausgeweitet werden. Die Kommission plant eine neue europäische Industriestruktur. Es sollen eine europäische Internet- Sicherheitsagentur und eine Behörde, die die Standards auf dem Arbeitsmarkt überwacht, entstehen. Das ist grundsätzlich sinnvoll.
Laut Juncker soll der Euro Instrument der gesamten EU werden. Es solle ein "Euro-Vorbereitungsinstrument" etabliert werden, das technische und auch finanzielle Hilfe leisten soll. Auch soll die EU auf 30 Mitgliedsländer wachsen. Bezüglich der gegebenen EU-Verträge ist es ohnehin das Ziel der EU, den Euro in den Ländern der EU einzuführen. Lediglich das Vereinigte Königreich und Dänemark sind aus diesem Zielkatalog exkludiert. Als Vision ist diese Aussage zu unterstützen.
Diese Aussage ist aber auch provokant, da sie die Fehler, die in den Erweiterungsprozessen der EU, in den Assoziierungsprozessen der EU und in den Beitrittsmodalitäten zur Eurozone völlig außer Acht lässt. So erfüllte nur eines der zwölf Länder, die der EU (Osterweiterung) beitraten in vollständiger Form die Bedingungen zum Beitritt. So sagte Guido Westerwelle als Außenminister, dass die Ukraine die Bedingungen zur Assoziierung im ersten Assoziierungsverfahren, dass durch Deutschland am 2. Mai 2012 beendet wurde, mangels Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative (KO-Kriterium!) nicht erfülle. Die dann erfolgte Assoziierung der Ukraine im zweiten Anlauf wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten gegeben werden können (korrupter, undemokratischer, keine Gewaltenteilung, wirtschaftlich zerrütteter als 2014 vor Maidan).
Bei der Gründung der Eurozone wurden die Maastricht-Kriterien gebeugt. Bei dem Beitritt Griechenlands ist bekanntlich das Maß der Kreativität massiv gewesen. So hatte Eurostat unter anderem sachlich unbestechlich gewarnt.
Wer bei den Standards zum Beitritt latent nivelliert, hat am Ende kein Niveau.
Diese Fehler der Vergangenheit haben beinahe den Euroraum und die EU zerstört! Daraus müssen zwingende Lernkurven erfolgen. Beitritt darf nur der erhoffen, der die Bedingungen vollständig erfüllt und auch dem Wertekanon der europäischen Aufklärung entspricht. Jede andere Form der Erweiterung wäre die Negation der Erfahrungen der noch nicht beendeten Krise der EU und der Eurozone.
Mehr noch muss die Frage gestellt werden, ob mit dieser Erweiterungspolitik die Interessen der Menschen in der EU, die durch das EU-Parlament und die Kommission vertreten werden, auch sachlich respektiert werden. Denn das Steueraufkommen der Bürger alimentiert diese Strukturen. Die Ablehnung, auf die die EU bei den eigenen Bürgern im Laufe der letzten Jahre stieß (auch Brexit), hat genau mit dieser Problematik zu tun.
Ergo interpretieren wir die Einlassungen Junckers als Vision, die alle diese eben dargestellten Inhalte nicht außer Acht lassen wird, sondern in sachlich unbestechlicher Manier die Lernkurven daraus tief im Herzen verankert und mehr noch im Verstand und Handeln vollständig berücksichtigen wird. Dann bin ich weder wegen der EU noch der Eurozone in tiefer Sorge. Die Zeit der heißen Nähte bei tragenden Entscheidungen im Organigramm der EU und der Eurozone, die in Krisen dazu neigen zu platzen, müssen ein Ende haben. Das gilt auch in Richtung der Einlassung Herrn Oettingers zu Bulgarien …
An den Finanzmärkten kommt das Thema US-Steuerreform zunehmend in den Fokus:
Präsident Trump sucht dazu die Nähe der Demokraten ähnlich dem Vorgehen bei der temporären Haushaltslösung. Es sieht in der Tat in Richtung Jahresende 2017 so aus, als dass ein Kompromiss möglich ist, der nicht das versprochene Volumen aus der Wahlschlacht liefert, aber konjunkturelle Phantasien beflügeln hilft.
Diesbezüglich entspannt sich Risikowahrnehmung an den Märkten bezüglich der Lage der USA. Der USD kann ein wenig punkten und bewegt sich derzeit als Folge südlich von 1,19 gegenüber dem Euro.
Aus der Eurozone erreichte uns gestern ein positiver Datensatz:
Die Industrieproduktion legte per Juli im Monatsvergleich um 0,1% zu. Die Prognose lag bei 0,0%. Im jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 3,2% nach zuvor 2,8%. Das Thema Aufschwung in der Eurozone setzt sich weiter fort. Das wird insbesondere an den Jahresvergleichsraten deutlich.
Aus den USA erreichten uns Informationen von der Preisfront:
Die Erzeugerpreise nahmen per August im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%) zu. Im jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 2,4% nach zuvor 1,9% (Prognose 2,5%).
Die Kernrate legte im Monatsvergleich um 0,1% und im Jahresvergleich um 2,0% nach zuvor 1,8% zu. Das Thema Inflation ist derzeit kein Sorgenträger für Märkte. Das mäßige Niveau ist eher Sorgenträger der Federal Reserve.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des Euros favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1650 – 80 negiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
Kommentare
- Nein, wir wollen keinen gemeinsamen Finanzdiktator! Draghi ist bereits schon eine Zumutung!
- Nein, wir wollen keine ständige Ausweitung der Machtzone EU!
- Nein, wir wollen Brüssel nicht noch teurer für die Steuerzahler machen und schwerfälliger, unbeweglicher und undurchschaubarer!
- Nein, wir wollen kein künstlichen Länderfinanzausgleich! Unterschiedliche Wechelswährungen haben sich als ehrlicher und gerechter erwiesen.
- Und nein, wir wollen keine ständige Bevormundung von Brüssel, die meinen, uns Bürgern das Denken abnehmen zu müssen!
Jetzt Frage ich mich welches Land hat den die Maastricht-Kriterien seit der Euroeinführung je erfüllt.
In den letzten 15 Jahren wurden die Maastricht-Kriterien immer so gebogen, oder ganz mißachtet, das ja alle in den Euro einsteigen und absahnen konnten.
Das Ergebnis ist heute zu sehen. 90% der Beitrittsländer sind mit dem Euro Wirtschaftlich überfordert und praktisch bankrott. Sie werden nur künztlich am Leben erhalten um den Wahnsinn einzelner Eurobürokraten weiter am Leben zu erhalten.
Dieser Wahnsinn wird besonders Deutschland treffen. Wir Bürger werden dies in den nächsten 4 Jahren zu spüren bekommen.
Der kranke Mann ist moralisch so verkommen und wenig geerdet, dass man fast ein wenig Mitleid mit ihm haben könnte - aber nur fast. Er ist ein Nutznießer ( und Strippenzieher) des ekelhaften und aus sich selbst nährenden Parasitenhaufen namen "EU Parlamanet" und will deren mafiösen Strukturen jetzt kurz vorm Untergang, noch möglichst viral verbreiten, denn wen ich nicht überzeuge kann, den kann man ja evtl kaufen. Nichts anderes sind seine unrealistischen feuchten Technokratenträume.
Ich würde nächstes mal wenn "Großväterchen Gluck-Gluck" meint was wichtiges verkünden zu müssen einfach erstmal den Alten "pusten" lassen... ach, der kann ja gar nicht mehr ohne, sonst zittern ja die Händchen.
@amsa65 - volle Zustimmung. Wir brauchen nicht noch mehr EU-Diktatur, sondern ein friedliches Europa der freien, souveränen Völker in Selbstbestimmung, mit direkter Demokratie.
Nein, wir wollen auch keine Kriegspropaganda und Strategie der Angst, sondern Frieden mit Russland.
Nein, wir wollen auch keinen islamistisch-nordafrikanischen Bevölkerungsaustausch, sondern eine kinderfreundliche Gesellschaft und Familienpolitik.
Nein, wir wollen keinen Sozialismus für die 0,01%, sondern eine bürgerlich-freiheitliche Gesellschaft mit
Eigenverantwortung für ALLE.
ich beneide Sie um Ihren Optimismus und Ihre positive Interpretation - allein mir fehlt nach all den Jahren ohne Hirn und Hausverstand der Psychogruppe hinsichtlich Europa & EU der Glaube!
Das ist falsch!
EU ist nicht Europa.
Es ist unfassbar wie tief diese falsche Gleichstellung in den Hirnen der EU Bürger eingepflanzt wurde! (Respekt an Tavistock)
Er ist gegen Europa und für deren Abschaffung! Mittel dazu ist die EU.
Die Leute haben mit so einer Offensichtlichkeit die Möglichkeit aus ihrem Dauerschlaf als Sklaven aufzuwachen.
Erschreckend ist, wie wenig es sind. Es erfolgt in der Tat eine klare Trennung und wer da nicht merkt was Sache ist, darf sich später nicht beklagen.
Übrigens:
In der Ukraine und Georgien wehen vereinzelt EU-Flaggen an öffentlichen Plätzen.
Also doch Euro-Bonds...durch die kalte Küche.
Das hätten sie gern, einen europäischen Finanzminister. Dann wäre Deutschland frei zum Abschuss.
Wir würden uns wundern wofür plötzlich unserer Steuergelder verbraten würden.
Macron und seine südlichen Kollegen können Reformen machen wie Sie wollen , wenn Ihre Länder nicht in der Lage sind dem Weltmarkt wettbewerbsfähige Waren anzubieten, nutzt auch kein Geschrei danach das Deutschland den Export einschränken soll. Wenn überhaupt muß die künftige Politik dafür sorgen das der deutsche Arbeitnehmer mittels längst überfälliger Lohnerhöhungen mehr Kaufkraft erlangt und den Binnenkonsum stärkt. Solange aber auf Teufel komm raus die Politik ausschließlich den immer weiter anschwellenden Renditewünschen der Wirtschaft nachkommt, von denen wahrhaft nur wenige etwas haben, wird das alles nicht funktionieren.
Und wenn man im Liechtensteiner Fürstentum aufgewachsen ist, dann kann man schon mal vor einer Versammlung voller Lobbyisten schaurig-schöne Märchen erzählen. Und wenn Sie nicht gestorben sind........
welche Standards auf dem gewünschten europäischen Arbeitsmarkt sollen denn dann bejubelt gelten:
Hartz IV, befristete Verträge, Leiharbeiter oder vielleicht nehmen wir gleich die "hohen" Standards der aus Syrien, Irak, Somalia usw. stammenden "Zuwanderer"
Hat sich die EU denn überhaupt jemals an Ihre eigenen gesetzten Maßstäbe, Gesetze und Vorgaben gehalten. Egal was die beschließen, in der nächsten Sitzung wird das Beschlossene gleich wieder REFORMIERT.
Ich kann das Wort Reform nicht mehr hören.
Können diese überbezahlten Beamten auch mal was handwerklich richtig machen, was auch mal eine längere Halbwertzeit als ein halbes Jahr hat. Nicht mal Gurken verschonen sie vor Ihrem Wahn.
Sehr geehrter Herr Hellmeyer,
ich beneide Sie um Ihren Optimismus und Ihre positive Interpretation - allein mir fehlt nach all den Jahren ohne Hirn und Hausverstand der Psychogruppe hinsichtlich Europa & EU der Glaube!
Kommen wir stattdessen zurück zur Realität: MACHT ODER ÖKONOMISCHES GESETZ. Diese Formel von Eugen Böhm von Bawerk sagt nichts anderes aus, als dass Machthaber, die dem Markt zuwider handeln, immer nur eine zeitweilige Erscheinung sein können. Der Fehler dieser Gesellschaft ist, solchen Unpersonen ein Podium zu geben, und sie mit Befugnissen und üppiger Alimentation zu dekorieren.