Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1366 (07:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1310 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.46. EUR-CHF oszilliert bei 1.1197.

Die letzten 24 Handelsstunden lieferten einen fulminanten Beleg für die negative Markt- und Wirtschaftspsychologie losgelöst von Fakten. Es gibt derzeit offensichtlich förmlich eine Lust am negativen Narrativ.

Sie lieferten auch ein weiteres Indiz, dass die von Computern und Algorithmen geschaffene Liquidität aus den vernetzten Systemen die Funktionalität der Märkte im Sinne der Markteffizienz, die irrtümlich immer noch an Universitäten gelehrt wird, nur bedingt herstellen kann.

Die Liquidität der Computer gibt es in unkritischen Zeiten. Dieses System versagt meistens dann, wenn Liquidität bitter notwendig ist. Offensichtlich ist dieses System prozyklisch und damit systemisch gefährlich.

Die Gedanken schweifen zurück in die 80er und 90er Jahre, als der Finanzsektor noch "Marketmaker" lieferte, die sich verpflichteten auch in Sturmzeiten die notwendige Liquidität darzustellen. Das schaffte eine andere Qualität der Belastbarkeit. Ergo fehlt den heutigen Märkten ein Stück weit der Faktor Mensch!

Kommen wir zu den Fakten:

"Sorge vor Konjunkturabkühlung in China belastet Asiens Börsen" lautete die Reuters-Schlagzeile heute früh. Eine Prognosesenkung des US-Konzerns Apple hat die asiatischen Börsen belastet. Der CSI300 und das südkoreanische Börsenbarometer verbuchten leichte Verluste von weniger als 0,5%, während die Indices im asiatisch-pazifischen Raum mit 2% einen größeren Abschlag erfuhren. Apple hatte nach Börsenschluss mitgeteilt, das Umsatzziel im abgelaufenen Quartal auch wegen eines schwachen China-Geschäfts um mehrere Milliarden US-Dollar zu verfehlen. Es geht um eine Verfehlung um 7,5 Mrd. USD (von 91,5 auf 84 Mrd.).

Diese Aussage schürte erneut Sorgen vor einer Verlangsamung der Konjunktur in China, lautet es in den einschlägigen Medien.

Hier gilt es, inne zu halten. Die US-Politik, die aggressive Handelskonflikte kreiert und schürt und mit dem Begriff Feindstatus gegenüber früheren Partnern sportlich umgeht, mag eine Konsequenz bei der internationalen Akzeptanz von US-Produkten haben. Vielleicht ist es nur eine Absatzverschiebung und Huawei und Samsung profitieren bei dem Absatz von Handys & Co.? Hier einen solitären Zusammenhang zu der Konjunkturlage Chinas zu formulieren, erscheint ambitioniert.

Ohne Frage ist die Sensibilität an den Märkten ob der Konjunkturlage in China ausgeprägt. Worüber reden wir hier? Die chinesische Zentralbank warnte davor, dass die chinesische Wirtschaft weiter an Schwung verlieren könnte und es möglich sei, dass das Wachstum im 4. Quartal 2018 unter die Schwelle von 6,5% gefallen sei. Analysten unterstellen einen Anstieg um 6,4% nach 6,5% im 3. Quartal 2018.

Ist das ein "konjunktureller Beinbruch" vor dem Hintergrund der Anfechtungen, denen sich China seitens der USA derzeit ausgesetzt sieht oder kann es Ausdruck einer erheblichen Widerstandskraft hinsichtlich der durch die USA forcierten Risiken sein? Anders ausgedrückt, ist das Glas Wasser halbleer oder halbvoll?

Ohnehin ist das mit der Prozentrechnung so eine Sache. Sollte der IWF richtig liegen und das Wachstum in China bei "nur" 6,2% im Jahr 2019 angesiedelt sein (unsere Prognose 6,4%), so entspräche das einer Expansion des BIP per 2018 in Höhe von 6,60%. Mit den Basiseffekten im Rahmen der Prozentrechnung ist das für einige Kollegen offensichtlich ein Problem.

Perspektivisch muss die Dynamik des BIP-Wachstums Chinas sogar sinken, um ungesunde Überhitzungen der Konjunktur Chinas zu vermeiden.

Heftige Auswirkungen hatten diese Apple-Ängste auf den JPY:

Der JPY kletterte innerhalb kurzer Zeit kräftig, in der Spitze um mehr als 3%. Anders ausgedrückt wurde wegen einer Umsatzverfehlung per 4. Quartal 2018 um 7,5 Mrd. USD bei dem US-Unternehmen Apple Japans Volkswirtschaft mit einem Volumen von 4,3% der Weltwirtschaft um in der Spitze 3% höher bewertet. Das ist ein ordentlicher Hebeleffekt, er hat aber nichts mit sachlicher Diskontierung von Cash-Flows zu tun.

Das ist schlicht weg und einfach lediglich grotesk und muss als eine systemische Schwäche der Struktur der sogenannten westlichen freien Märkte definiert werden.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Markit PMI, Verarbeitendes Gewerbe, Dezember: 51,4 (Prognose 51,4)

USA: Markit PMI, Verarbeitendes Gewerbe, Dezember: 53,8 nach zuvor 53,9

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250-80 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!

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