Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1903 (06:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1893 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,04 In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,22. EUR-CHF oszilliert bei 1,0842.

Die Finanzmärkte mäandern. Starkes Momentum will derzeit nicht aufkommen. Übergeordnet steht USD-Schwäche, fraglos unter Schwankungen, auf der Agenda. Der Yuan markierte gegenüber dem USD den höchsten Kurs seit Mai 2019. Tesla will in den Honigtopf der Überbewertung im Rahmen einer Kapitalverwässerung in der Größenordnung von fünf Mrd. USD greifen. Aus Sichtweise Teslas ist das verständlich.

Wir haben uns bewusst nicht am Wettlauf der prozyklischen BIP-Negativprognosen beteiligt. Das Zurückrudern der Experten hat begonnen. Auch das Wirtschaftsministerium sieht sich jetzt genötigt, positive Prognoseanpassungen zu liefern. Wirtschaftsminister Altmaier hat die BIP-Kontraktionsprognose per 2020 von -6,3 % auf -5,8 % revidiert und sieht Anzeichen einer V-förmigen Erholung.

Die gibt es in der Tat. Gestern stand die Studie des lfW diesbezüglich im Fokus. Heute werfen wir einen Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt. Gestern wurden neue Daten zur Erwerbstätigkeit in Deutschland veröffentlicht. Im Juli stieg die Zahl der Erwerbstätigen Deutschlands erstmalig seit Februar 2020. Das Plus stellte sich bei den Erwerbstätigen auf 64.000. Damit sind derzeit insgesamt 44,60 Millionen Menschen beschäftigt (davon 33,7 Millionen sozialversicherungspflichtig).

Der historische Höchstwert lag per November 2019 bei 45,47 Millionen. Im Vorjahr stellte sich die Zahl per Juli 2019 auf 45,09 Millionen Erwerbstätige. Darüber hinaus ist anzumerken, dass per August die Zahl der Arbeitslosen in der saisonal bereinigten Fassung unerwartet um 9.000 zurückging.

Fazit: Manche könnten von der "Sozialen Marktwirtschaft" lernen.

Fed mit mehr "Spritzen"?

Nach ihrem geldpolitischen Strategieschwenk wird die Fed voraussichtlich noch dieses Jahr neue Konjunkturunterstützungen liefern. Diese Ansage überrascht nicht, denn der Strategieschwenk der US-Notenbank implizierte bereits die Erkenntnis in der US-Notenbank, dass die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft zu unausgeprägt waren und sind (Fed-Gouverneur Evans mag sich an unsere Gespräche in Stockholm und Frankfurt erinnern).

Um das zu untermauern, erlauben wir uns, die Neuverschuldungsdaten des öffentlichen Haushalts in diesem Kalenderjahr anzuführen. Wir bedienen uns der Daten der US-Treasury. Die Neuverschuldung liegt per 31. August bei 3.527 Mrd. USD oder circa 17,6 % des BIP. Die Gesamtverschuldung der USA mit 26.728,8 Mrd. USD entspricht bezüglich der aktuellen BIP-Daten circa gut 130 % des BIP. Keine andere größere Wirtschaftsnation hat eine derartige negative Verschuldungsdynamik in dieser Krise aufzuweisen. China schon gleich gar nicht.

Zurück zu der Fed-Direktorin und ihren Einlassungen: Die als eine der Architektinnen der neuen Strategie geltende Direktorin Lael Brainard signalisierte, dass in den kommenden Monaten Bedarf für weitere Unterstützung seitens der US-Notenbank bestehen dürfte. Die wirtschaftliche Erholung würde noch eine Zeit lang durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt werden. Entsprechend müsse die Notenbank einen stärker konjunkturstimulierenden Kurs forcieren (= "Konjunkturspritzen").

Nein, Frau Brainard, es liegt nicht nur an der Pandemie, es liegt maßgeblich an den Ökonomie-Strukturen und nicht vorgenommenen Reformen (Unterschied zu Eurozone)!

Die überarbeitete Fassung hinsichtlich der Inflationsbewertung biete laut Brainard mehr Spielraum für diesen Politikansatz der US-Notenbank. Die Fed könne höhere Inflationsraten länger über dem Zielwert (circa zwei Prozent) halten, wenn diese zuvor geraume Zeit darunter geblieben sind.

Das Ziel der Vollbeschäftigung dominiert in der neuen Fed-Doktrin das Thema Geldwertstabilität. Am Devisenmarkt darf man sich fragen, ob dieser Politikansatz des reformfreien "Zurechtspritzens" den Wert des USD stützt und die Rolle des USD auf internationalem Parkett tiefer verankert oder das Gegenteil bewirken wird.

Exkurs zu Rechtsgebaren in den USA und Schäden für Deutschland:

Gegen ein Urteil bezüglich des angeblich krebserregende Mittel Glyphosat in Roundup (zwei von drei Behörden sehen keine Krebsgefahr, Klagen nur wegen der einen Behörde) hat Bayer beim Obersten Gerichtshof in Kalifornien Berufung eingelegt. Das Gericht ist gefordert, zu entscheiden, ob ein Hersteller eines zugelassenen Herbizids dafür haftbar gemacht werden könne, wenn dieser keinen Warnhinweis vor Krebs platziert habe, da das Bundesgesetz eine entsprechende Warnung nicht zulasse, erklärte Bayer.

Hier staunt der Rechtsfachmann und der Rechtslaie wundert sich. In welchem rechtlichen Raum befinden sich eigentlich Unternehmen in den USA? Hier werden Zahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe vor diesem Sachhintergrund verfügt? Sind die USA ein Rechtsstaat? Was sagt das über die Risiken des Standorts USA aus?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Daten überwiegend überzeugend

In Deutschland verharrte die Arbeitslosenquote in der saisonal bereinigten Fassung erwartungsgemäß per Berichtsmonat August bei 6,4 %. Saisonal bereinigt ging die Zahl der Arbeitslosen um 9.000 nach zuvor -17.000 zurück (Prognose null). Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten in Deutschland per Juli im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,9 % (Prognose +0,5 %) nach zuvor -1,9 % (revidiert von -1,6 %). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,2 % nach zuvor 6,7 % (revidiert von 5,9 %).

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Eurozone stellte sich in der finalen Berechnung auf 51,7 Punkte (Prognose 51,7). Die Arbeitslosenquote der Eurozone lag per Juli bei 7,9 % (Prognose 8,0 %) nach zuvor 7,7 % (revidiert von 7,8 %). Die Verbraucherpreise der Eurozone nahmen per August im Jahresvergleich um 0,2 % ab (Prognose +0,2 %). Die Kernrate stieg im Jahresvergleich um 0,4 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 1,2 %.

USA: Divergierende PMIs

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank per August von zuvor 53,6 auf 53,1 Zähler. Dagegen verzeichnete der ISM Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per August einen Anstieg von zuvor 54,2 auf 56,0 Punkte (Prognose 54,5). Die Divergenz zum Markit PMI wirft Qualitätsfragen auf. Die US-Bauausgaben stiegen per Juli im Monatsvergleich um 0,1 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor -0,5 % (revidiert von -0,7 %).

Australien: Die Konfrontation mit China hat einen Preis

Das BIP sank per 2. Quartal 2020 im Quartalsvergleich um 7,0 % (Prognose -5,9 %) nach zuvor -0,3 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 6,3 % (Prognose -5,2 %) nach zuvor +1,4 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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