Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1923 (06:01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1885 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,95. EUR-CHF oszilliert bei 1,0800.
An den Finanzmärkten hat sich bis auf eine Ausnahme nicht viel getan. Bitcoin stürzte gestern zweistellig ab.
In den letzten 24 Handelsstunden erreichten uns aus China extrem positive Daten. Die Gewinne der Industrieunternehmen sprudeln (siehe Datenpotpourri).
EU-Problem: Warschau und Budapest
Das Rechtsstaatlichkeitsgebot, das ohne Gewaltenteilung unmöglich ist, ist für EU-Mitglieder bindend und keine Beliebigkeit. Die Versuche Warschaus und Budapests, essentiellste EU-Grundlagen mit erpresserischen Mitteln auszuhebeln, ist Ausdruck dafür, dass sie die EU solitär als Melkkuh interpretieren.
An dieser Stelle wird unumstößlich klar, dass der Erweiterungsprozess der EU unter Missachtung der Kriterien, die für den Beitritt eindeutig definiert waren, fehlerhaft war. Aus diesem Grunde sind wir sehr glücklich, dass zumindest Präsident Macron den Erweiterungsprozess (Balkan) unter Berücksichtigung der Erfahrungen neugestalten will. Die Position Berlins wirft hier nur inhaltsschwere Fragen auf.
Zu den Fakten: Im Konflikt über den EU-Finanzplan, der von Warschau und Budapest initiiert wurde, haben sich Polen und Ungarn für eine Änderung der EU-Verträge ausgesprochen. Das ist sportlich, wenn zwei überschaubar große EU-Länder faktisch 25 andere EU-Länder majorisieren wollen (undemokratisch), um essentielle Grundlagen der EU nach eigenem Gusto umzugestalten und dafür das EU-Budget als Erpressungsmaßnahme wählen.
Aus Polen und Budapest verlautet, dass zur Überwindung der von ihnen ausgehenden Blockade des EU-Budgets zweigleisig vorgegangen werden solle. Gleichzeitig zu den Verhandlungen über das EU-Budget sollte im Europäischen Rat "diskutiert" werden, ob die Rechtsstaatlichkeitsthematik und die finanziellen Interessen der EU gekoppelt werden sollten. Faktisch wollen Warschau und Budapest mit der Entkoppelung der Themen sicherstellen, dass die Gelder fließen und das essentielle Thema Rechtsstaatlichkeit/Gewaltenteilung, das in Polen und Ungarn karikiert wird, keine absehbaren Folgen hat.
In EU-Kreisen wurde der Vorstoß zu Recht zurückgewiesen. Es gebe keine Unterstützung im Rat/EU-Parlament, die Frage der Kopplung neu zu diskutieren. Polen und Ungarn sind immer stärker in der EU isoliert. Das ist auch bitter notwendig.
Erlauben Sie mir eine süffisante Anmerkung. Polen unterstützt die USA an allen Stellen, so auch in der Demokratisierung der Ukraine, dem Kampf gegen Moskau und geht selbst innenpolitisch Wege, die in eine ganz andere Richtung weisen. Was sagt Ihnen diese Asymmetrie bezüglich Glaubwürdigkeit? Wem gegenüber ist Polen eigentlich loyal, der EU (die bisher zahlt) oder den USA (die Geschäfte macht)?
Verbalakrobatik der EZB: Da kommt was!
Das Thema verstärkter expansiver Schritte der bedeutenden westlichen Zentralbanken drängt dank diverser Einlassungen immer stärker in den Vordergrund.
Gestern lieferte die EZB unmissverständliche Verbalakrobatik. EZB-Chefvolkswirt Lane warnte davor, einen längeren Zeitraum eine zu niedrige Inflationsrate in der Eurozone zu akzeptieren (dritter Monat in Folge negative CPIs, zuletzt -0,3 %).
Diese Akzeptanz würde sich belastend auf die Erholung des Konsums und auf die Investitionstätigkeit auswirken. Zusätzlich würden die Inflationserwartungen fallen. Diese Einlassungen sind implizit eine Ansage, dass weitere expansive Maßnahmen zeitnah anstehen.
Aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Holzmann (Notenbankchef Österreichs) wird der Umfang möglicher neuer Schritte von den EZB-Konjunkturprognosen, die am 10. Dezember veröffentlicht werden, abhängen. Er betonte, dass die EZB nicht nur über weitere Programme nachdenken, sondern alle Möglichkeiten diskutieren würde.
Explizit schloss er Aktienkäufe zunächst aus. Dass er das Thema ansprach, verdeutlicht, dass man seitens der EZB die Erfahrungen der Bank of Japan und der Schweizer Nationalbank, die beachtenswert Kapitalstock (Aktien) einsammeln (impliziter Inflationsschutz), auf dem Radarschirm potentieller Maßnahmen hat.
Wir sind erfreut, dass eine weitere Absenkung der EZB-Einlagezinsen offensichtlich nicht erwogen ist (kritischer Grenznutzen).
Ergo zeichnen sich zwei Maßnahmenpakete ab:
• Das Anleiheprogramm PEPP wird quantitativ und qualitativ erweitert.
• Liquiditätsspritzen (TLTROs) für den Finanzsektor werden verstärkt (Umfang, Zeitfenster).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: China kommt!
China: Starke Gewinnentwicklung in Industrie
Die Gewinne der Industrieunternehmen Chinas legten per Oktober im Jahresvergleich (ergo vor Covid-19) um 28,20 % nach zuvor 10,10 % zu. Im Ablauf von Januar bis Oktober ergab sich ein Anstieg im Jahresvergleich um 0,7 % nach zuvor -2,4 %.
Eurozone: Keine neuen Erkenntnisse
Die Geldmenge M-3 legte per Oktober im Jahresvergleich um 10,5 % (Prognose 10,4 %) nach zuvor 10,4 % zu. Die Kreditvergabe an private Haushalte stieg wie im Vormonat um 3,1 %. Unternehmenskredite weiteten sich im Jahresvergleich um 6,8 % nach zuvor 7,1 % aus. Der Index des Verbrauchervertrauens Irlands legte per November von zuvor 52,6 auf 65,5 Zähler zu und markierte den höchsten Indexstand seit März 2020.
Japan: Preisrückgang
In Tokio sanken die Verbraucherpreise im Jahresvergleich per Berichtsmonat November um 0,7 % nach zuvor -0,3 %. Hier kam es zum größten Rückgang seit April 2013.
Russland: Wenig Veränderung bei Reserven
Die Devisenreserven stellten sich in der Berichtswoche per 20. November auf 584,9 nach zuvor 583,9 Mrd. USD.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
Kommentare
mir scheint Sie haben in Ihrer Kritikfähigkeit gegenüber der EU einen blinden Fleck. Ungarn und Polen tun gut daran, sich einem willkürlich auslegbaren Rechtstaatsgebot (es ist nirgends eindeutig und klar definiert) nicht zu unterwerfen. Es ist nichts anderes als ein Angriff auf deren Souveränität. Wenn sie ihr Veto bzgl. des EU-Budgets inkl. Schuldenaufnahme einlegen, dann ist das ihr vertraglich garantiertes Recht – und vielleicht sollten wir ihnen dafür sogar dankbar sein.
Die EU, obwohl sie nahezu in allen für Europa vitalen Belangen versagt, strebt nach immer mehr Macht und Zentralismus und weißt selbst hohe Transparenz- und Demokratiemängel auf (z.B. Einsetzung von vd. Leyen).
Zudem kommt der Verdacht auf, dass Polens und Ungarns Weigerung Massen von kulturfremden jungen Männern in ihr Land zu lassen für manche ein „Rechtsstaatlichkeitsproblem“ ist und sie deshalb dazu genötigt werden sollten.
PS: Noch ein Gedanke, von Polen und Ungarn sind mir keine „Bevölkerungsschutzgesetzte“ und niedergeknüppelte Demonstrationen zu gehör gekommen, von anderen „Rechtsstaaten“ indes schon.
im nach links verrutschten DT gibt es nachweislich auch immer weniger Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung. Wer ernennt hier die Richter? Welche Rechte nimmt das Parlament noch wahr? Wie berichten die gleichgeschalteten Medien? Soll ich die Liste fortsetzen?
Ich schlage vor, dass man Polen/Ungarn einfach aus der sozialistischen EU nach dem Muster GBs einfach rausekelt! Zum Schluß bleiben nur noch zwei übrig: Deutschland und Frankreich und streiten, wie krumm die Salatgurke sein darf...
Also, einfach Grenzen auf für NWOs und Einwanderer, dann ist wieder alles gut und stimmig mit der Rechtsstaatlichkeit nach Definition der EU.
Übrigens ist sind Infektionsschutzgesetz und Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten hierzulande natürlich vorbildlicher Rechtsstaat...
mein Eindruck ist, dass die Einlassungen hier nicht notwendig auf meinen Kommentar abzielen.
Meine grundsätzliche Kritik an unserem westlichen System ob mannigfaltiger Mängel sollte hinlänglich bekannt sein. Das gilt auch für das "Vermächtnis" von Angela Merkel. Ich kann mit dem Wort Diskriminierung (politischer Hintergrund, Ukraine, Seidenstraße) hinsichtlich meiner persönlichen Erfahrungen etwas anfangen. Dirk kann das übrigens auch. So viel zu Pluralismus und Sachorientierung als Grundsuppe der Demokratie.
In "Endlich Klartext" begann das Vorwort mit "Zuerst verlieren wir die freien Märkte, dann die Demokratie" und das Schlusswort endete mit dieser Mahnung. Ich gehe davon aus, dass meine Kritiker in diesem Forum diese Thematik seinerzeit noch nicht auf ihrem Radarschirm hatten.
Hier geht es um ein spezifisches Thema. Welche Rolle spielt Polen in der EU? Die Rolle dss UK als U-Boot, um ein politisches Zusammnwachsen Europas zu verhindern (war bis 1971 das Ziel/ de Gaulle)?
Wen besuchte Trump zuerst in Europa? War das Polen? Die USA machen dort Geschäfte/Militärpolitik und die EU zahlt? Wird hier nicht immer argumntiert, dass der "deutsche Michel" zuviel zahlt?
Bei uns mag nicht alles perfekt sein, es ist aber viel besser als in dem meisten Teilen der Welt. Polen geht jetzt einen Weg (auch im Medinsektor), wo offen (Betonung auf offen!) gleichgeschaltet wird. Vielleicht können Sie mit dem Begriff etas anfangen un djetzt schißen Sie sich weiter auf mich ein ...
LG aus Worpswede
Folker Hellmeyer
es geht um Gewaltenteilung als unverzichtbare Basis für jedwede Rechtsstaatlichkeit.
wurde das nicht deutlich?
LG
FH
Meiner Meinung nach Europa, vorne an Deutschland kaputt zu machen, die Industrie und die guten Gene der Europäer, der angelsächsichen, zu zerstören. Der große Reset woran die van der Leyen arbeitet sagt es ja ganz offen und die Rockefellers haben es ja schon vor Jahren ausgesprochen, 500 Millionen Menschen auf diesem Planeten reichen für uns aus um gut zu leben.
Ich finde es vorbildlich, dass Sie auf Kommentare antworten, was nicht alle Autoren so praktizieren.
Bitte weiter so, lieber Herr Hellmeyer !!
Was den moralischen Anspruch betrifft, der eigentlich in all Ihren Beiträgen und Interviews zur Geltung kommt, so bin ich voll bei Ihnen.
Meine Wahrnehmung der EU ist allerdings eine andere und ich halte dieses undemokratische Bürokratiemonster leider für nicht mehr reformierbar. Dank transatlantischem Personal in entscheidenden Positionen, verkommt dieses Konstrukt immer mehr zum NATO-Block gegen Russland.
Polnische Medien konsumiere ich nicht, so dass mir ein direkter Vergleich zu unseren Hauptmedien nicht möglich ist. Ich registriere allerdings eine zunehmende aggressive Haltung der Polen gegenüber Russland, was in den USA gelobt aber für Deutschland zum Problem werden wird. Unsere Mainstreammedien empfinde ich seit der skandalös einseitigen, regierungshörigen Berichterstattung zu Ukrainekrise und unkontrollierten Masseneinwanderung ebenfalls zunehmend gleichgeschaltet, da Diskurs und Regierungsferne mittlerweile Fremdwörter sind.
Ob offener Einheitsbrei oder schleichend verdeckter ist eigentlich egal, da in beiden Fällen ungenießbar.
VG aus Sachsen
"Ungarn hat zudem den Finanzfaschisten Orban vor die Tür gesetzt und das ist ein Verbrechen."
Ist der Name gewollt?
Vielleicht verinnerlichen und die Ruhe reinbringen:
Trotz emotionaler Anspannung mal vor dem Senden nochmal durchlesen - entspannt wirklich.
Leider sind Orban und die Polen, Patrioten Sie wollen Gutes für Ihr Land und Sie wollen Ihr Land nicht so einfach nicht so schnell dem neoliberalistischen Superkapitalismus preisgeben. Deswegen POKERN Sie, alles legitm ! Und Sie handeln einen Guten Preis heraus ! Alle OK und legitim !
Macello !
Zu guter Letzt noch was von Gewaltenteilung. Schauen wir uns mal an was für politische Typen im sog. Verfassunsgericht sitzen...wo sie herkommen und was sie bis jetzt getan haben....
deutsche Staatsanwälte dürfen keine europäische Fahndungsbefehle mehr ausreichen...warum weil sie dem entsprechenden Minister unterstehen der jede Klage gegen ein Merkel vom Tisch wischt...Gewaltenteilung??
eine unfähige Ministerin die die Steuergelder mit offenen Händen an ihr genehme Berater vergeben hat wurde zur 1 Person in dieser EU gemacht....tut mir Leid Herr Hellmeyer dieser Staat und sein Staatswesen fängt an am Kopf an zu ........usw.usf.
Was die Polen veranstalten haben sie Jahrhunderte lang getan...jetzt mit den usppa Kameraden....