Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1284 (07:10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1250 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.1370.
May gescheitert!
Das britische Unterhaus hat den neu mit der EU kalibrierten Ausstiegsvertrag von Theresa May mit 391 gegen 242 Stimmen abgelehnt. Das war eine krachende Niederlage. Damit sollte der ausverhandelte Ausstiegsvertrag endgültig als Option sein Ende gefunden haben.
Nun will das Unterhaus heute darüber abstimmen, den ungeregelten Brexit auszuschließen. Sollte das der Fall sein, stünden welche Optionen auf der Agenda?
- Aufschub bei der EU wegen Nachverhandlung anfragen: Da die EU keinen Verhandlungsraum mehr hat, ist es fraglich, ob die 27 EU-Staaten diesem Ansinnen zustimmen können. Die sachliche Basis erlaubte das nicht.
- Aufschub bei der EU anfragen, um Neuwahlen abzuhalten - Voraussichtliche Zustimmung der EU.
- Aufschub bei der EU anfragen, um zweites Referendum abzuhalten - Voraussichtliche Zustimmung der EU.
- Rücktritt vom Austritt aus der EU.
Sollte das Unterhaus den ungeregelten Ausstieg aus der EU nicht ausschließen, nähme das Risiko eines derartigen Austritts dynamisch zu. Genau das wollen der "Club" ERG, Boris Johnson und weitere ideologisch verankerte Brexiters. Die DUP (Nordirland) forderte, dass das UK notfalls ohne Vertrag aus der EU ausscheiden solle. Mithin ist die Chance der ökonomischen Selbstbestrafung im UK ausgeprägt. Dazu passt: Laut dem BGA wenden sich immer mehr Importeure in Deutschland von dem UK wegen der Unsicherheiten ab (keine langfristigen Lieferverträge).
Die EU plant strategisch?
Struktur ist die Grundlage von Erfolg (Aristoteles). Die EU ist und hat eine Struktur. Der Erfolg der EU ist eigentlich atemberaubend. Als ich Ende der 70er Jahre durch Europa per Interrail unterwegs war, gab es Armut in Südeuropa, die Infrastruktur war marode und ineffizient. Ohne die EU und auch die Eurozone stünden diese Länder ganz anders da. Wer sich heute dieses Europa, die EU anschaut, sieht den Erfolg losgelöst von den auch fraglos gegebenen Problemen, die jedoch in den nationalen Räumen hausgemacht sind.
Wir "danken" diesbezüglich verantwortungslosen Politikern, die maßgeblich konsumtiv orientierte Politikansätze fuhren, anstatt investiv vorzugehen. Dabei schaue ich auch Berlin fest in die Augen! Welche Maßnahmen waren zuletzt investiv, welche konsumtiver Natur?
Die billige Nummer, hausgemachte Probleme der EU oder der Eurozone anzulasten, ist ein Narrativ für die eigene Bevölkerung zur eigenen Machterhaltung der nationalen "Eliten" (Egozentrik der Handelnden gegen "Res Publica")
Diese Fehler sind nicht der Struktur der EU anzulasten. Ich bin immer wieder irritiert, wie wenig es einen sachlichen Diskurs über diese offenbaren Zusammenhänge gibt. Mit der Eurozone ist ein Mechanismus verbunden, der Charaktermerkmale des Goldstandards aufweist.
Im Goldstandard musste ein Land, das konsumtiv die Zukunft verspielte, die Goldreserven dafür auflösen. Waren sie aufgebraucht, musste das konsumtiv orientierte System reformiert werden (Struktur/Aristoteles "soft"). Das war bisweilen brutal. Der Mechanismus in der Eurozone ist ähnlich, jedoch sozial durch die Solidargemeinschaft abgefedert. Bei Fehlverhalten in der Budget/Strukturpolitik gibt es blaue Briefe. Wenn der Stress zu groß wird, gibt es Hilfspakete (soziale Abfederung) gegen Reformpolitik (Aristoteles "soft"). Das ist definitiv nicht undemokratisch!
Intrinsisch ist das ein massiver komparativer Vorteil gegenüber anderen Wirtschaftsräumen (siehe USA), die ihre konsumtiven Fehlentwicklungen dank Notenbankpresse fortsetzen können und damit nachhaltige Zukunftsfähigkeit verspielen.
Dazu, als eine Facette des Themas Zukunftsfähigkeit:
Nach diesem sachlichen Vorspiel kommen wir zum eigentlichen Thema:
Die EU plant nach Angaben von Kanzlerin Merkel, über industrielle Großprojekte zu sprechen. Das macht Sinn! Pläne basieren auf Struktur und optimieren Struktur, sofern sie realitätsnah und nicht notwendig konsumtiv kalibriert sind.
Die Strukturen der EU basieren zum großen Teil auf den Geschäftsmodellen der Unternehmen der 80er und 90er Jahre. Hier ist Anpassungsbedarf gegeben, da die Unternehmen heute global aufgestellt sind. Damit ist das EU-Regelwerk anachronistisch und liefert einen strukturellen Nachteil gegenüber unseren maßgeblichen Konkurrenten.
Wir bewegen uns in einer globalen Welt mit global aufgestelltem Kapitalstock. Da gilt es, die "Naseweisbrille" der nationalen Wirtschaftsräume tunlichst zu vermeiden. Das Projekt Airbus kommt einem als die große Erfolgsstory in den Sinn, auch vor dem aktuellem Hintergrund Boeing. Diesbezüglich noch einmal ein "DANKE" an FJS und Bayern!
Aber leider kommt das nachfolgende Thema bisher zu kurz. Das größte Thema ist "Big Data" und damit auch Datensicherheit. Es ist seit Jahren überfällig, dass Kontinentaleuropa seinen eigenen "Hardware/Software/Internet Airbus" auf die Beine stellt. Wir sind der Hort der "Hidden Champions" (Eurozone hält bei 4,6% der Weltbevölkerung und circa 60% der "Hidden Champions" = innovativer Kapitalstock). Um diesen Kapitalstock, an dem unsere Zukunft hängt, zu erhalten und zu sichern, dürfen wir uns definitiv nicht auf die USA verlassen (NSA/Snowden).
Das, was auf die Agenda für Brüssel am 21. und 22. März gesetzt wurde, ist fraglos von hoher Bedeutung. Es ginge um die EU-Industriepolitik und um eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit.
Merkel hatte mit dem französischen Präsidenten Macron verabredet, das Thema Industriepolitik auf die Agenda des EU-Gipfels zu setzen. Beide Regierungen haben Vorschläge für eine gemeinsame Industriepolitik vorgelegt, die auch eine Reform des EU-Wettbewerbsrechts beinhaltet. Das kann aber nur der Anfang sein (europäische Bildungspolitik/OBOR)!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100-1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
Kommentare
"Mit der Eurozone ist ein Mechanismus verbunden, der Charaktermerkmale des Goldstandards aufweist."
Danke für den Lacher des Tages.
"Der Erfolg der EU ist eigentlich atemberaubend. Als ich Ende der 70er Jahre durch Europa per Interrail unterwegs war, gab es Armut in Südeuropa, die Infrastruktur war marode und ineffizient. Ohne die EU und auch die Eurozone stünden diese Länder ganz anders da."
Einen solchen Satz würde ich eher in der ARD oder ZDF vermuten - aber Herr Hellmeyer ist was EU betrifft wohl ein paar (absichtlichen?) Irrtümern erlegen. Aber der Reihe nach:
a) Die Erfolgsgeschichte, von der Herr Hellmeyer spricht, endete 1993 mit dem Wechsel von der wahrlich erfolgreichen EG zur europafeindlichen EU mit den Maastrichter Verträgen.
b) die Armut, die Herr Hellmeyer in den 70ern in Südeuropa gesehen hat, ist nun wieder -und verstärkt- da. Und sie hat nun auch Zentraleuropa erreicht. Das wäre nicht so, gäbe es noch die EG und keinen Euro, ja und vor allem keine "Bankenrettung". Der Wohlstand insbesondere in Deutschland ist seit den 80ern massiv gesunken, in Südeuropa nach kurzem Höhenflug wieder auf dem Niveau der 80ern angekommen.
c) Seit Einführung des Euro kann ich mich an keine Entscheidung oder Handlung der EU erinnern, die nicht im Effekt gegen das Wohl der europäischen Bürger gerichtet gewesen wäre. Diese EU ist eine EU der Banken und Konzerne, nicht eine EU der Bürger.
d) die "Struktur" von der Herr Hellmeyer spricht, ist eine autokratische, in der der europäische Bürger nichts zu melden hat. Nicht einmal das sogenannte Parlament hat irgendwas wesentliches zu entscheiden.
Wer braucht eine solche EU? Keiner.
Wer will so eine EU, cui bono? Da fallen mir schon ein paar ein. Die meinen es aber nicht gut mit uns Bürgern.
In diesem Kontext kann man die Briten nur verstehen, und ich wage zu behaupten, daß auch bei weiteren europäischen Völkern, würde man sie denn fragen, ein EU-Exit die bevorzugte Wahl wäre.
Diese pervertierte EU ist meines Erachtens nicht mehr reformierbar. Nur spektakuläre Austritte können die nötigen Korrekturen bewirken. Daher wäre es fatal für Europa, würden die Briten den Brexit widerrufen.
Ich gehe jede Wette ein: Nach ein paar Chaos-Monaten wird Brexit-UK wie der Phönix aus der Asche steigen und es wird, genau wie mit der Schweiz, alle nötigen bilateralen Abkommen geben. Ganz geräuschlos. Es soll ja keiner merken.
Hallo, Hallo Herr Hellmeyer, für mich als ganz einfacher EU Bürger hat mir die EU im großen und ganzen nichts gebracht (abgesehen von Reisefreiheit und Geldwechsel) den die, wir Bürger aber teuer bezahlen.
Die EU ist zu solch einem Kollos ausgeartet wo sich die "Berater" zu tausenden tummeln und nur, und das ausschließlich nur die Interessen der großen Konzerne vertreten. Nein, die EU ist für den kleinen Mann nicht gut gewesen, können Sie schreiebn was Sie wollen. Die Kleinbetriebe, fängt bei den Bauern an, über den Handel werden systematisch kaputt gemacht. Die Globalsierung hätte an allem Schuld? ha ha ha mit Verlaub.
Die EZB gibt rücksichtslos unser Geld aus und hift damit Goldman Sachs und Cia sich hzu bereichern. Also welchem Arbeiter diehnt es das jeden Monat über 50 Millarden, das sind 50.000 Millionen gedruckt werden und nie von den Staaten zurückgezahlt werden können? Die werden beim Bürger hängen bleiben und somit zahlt der Bürger zusätzlich zu all den Steuern die heute schon über 70% sind die jeder Bürger zahlt.
Nein Herr Hellmeyer, die EU hat meines Erachtens nicht viel Gutes für den Deutschen Bürger gebracht.
ES ist allerhöchste Zeit das gewaltige Reformen gemacht werden in dieser EU damit sie hoffentlich überlebt, aber in anderem Gewand so wie Sie sie beschreiben und wollen.
Dabei wäre es so einfach, wer nicht diesen Bestimmungen zustimmt und liefert kann in der EU nicht verkaufen .
So einfach wäre es, aber die wollen nicht, das ist es!
Es sollten auch Europaweit einheitliche Stecker für Stromanschlüsse geben, wo sind die???
https://netzpolitik.org/2019/wie-apple-uns-seine-kabel-aufzwingt/#
In welcher Welt lebt denn Herr Hellmeyer?