Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1165 (07:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1159 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.1239.
Italien rückt an den Märkten und in der Politik wieder in den Mittelpunkt. Vize-Premier Salvini will der EU den Stempel aufdrücken, um seine maßgeblich konsumtive Politik, die auf die Lust des Moments und nicht die Zukunft abzielt, zu ermöglichen.
Er will sich nicht mehr dem Regelwerk der Haushaltsdisziplin der EU unterwerfen. Das Regelwerk soll entsprechend verändert werden. Gleichzeitig erwartet er von der EZB die Garantie der Staatsfinanzierung nach dem Muster der USA. Dass dafür erst einmal das Modell der Vereinigten Staaten von Europa erforderlich wäre (politische Union), was Salvini ablehnt, blendet Salvini aus.
Asymmetrische politische Forderungen zeichnen diesen italienischen Geist aus. Solidarität der Eurozone/EU hat Italien erst das Überleben ermöglicht. Jetzt will man mehr, viel mehr. Aus Salvinis Sichtweise ist Solidarität eine Einbahnstraße pro Italien. London dachte das übrigens auch bezüglich der Brexit-Verhandlungen. Der Politikansatz Salvinis, dass Italien tun und lassen kann, was es will, während die EZB und damit der Rest der Eurozone haftet, ist unfassbar uneuropäisch.
Egoismus ist eine menschliche Eigenart. Diese Form der Egomanie ist schlicht und ergreifend asozial, da sie 270 Millionen Menschen in die Geiselhaft Roms brächte, das nicht bereit ist, in zartesten Ansätzen Verantwortung zu übernehmen. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft Europas. Damit ist Italien eine kritische Größe. Es wäre aber absurd, dass der Rest der Eurozone sich von Rom bestimmen ließe. Hunde wackeln mit dem Schwanz, nicht andersherum! Fakt ist: Der europäische Krisenmodus nimmt zu, Risikoaversion auch!
Der Handelskonflikt USA/China eskaliert sukzessive weiter. Eine Lösung ist nicht absehbar. Laut uns zugängigen Informationen scheiterte der Handelsdeal an adhoc Nachforderungen der USA, die innenpolitisch Souveränitätsverlust Chinas dargestellt hätten. Dieser massive und politisch nicht zulässige Affront und Angriff der USA auf die Selbstbestimmung Chinas stößt in Peking auf Granit.
Dieser Konflikt wird mittlerweile unterschätzt. Das wenig handlungsfähige Europa könnte gezwungen sein, Entscheidungen treffen zu müssen, denn die USA greifen auch in europäische Souveränitätsrechte ohne jedwedes Mandat ein, unter anderem auf dem Energiesektor. Die USA haben Europa Feindstatus verliehen. Ist die EU handlungsfähig, wird europäische Souveränität angemessen verteidigt?
Es wäre höchste Zeit, wenn Souveränität für unsere Eliten, die uns zu vertreten haben, nicht nur billige Verbalakrobatik sein soll. Vor diesem Hintergrund ist nachfolgender Artikel ein "must read".
Fazit: Der Krisenmodus nimmt zu, Risikoaversion wird forciert.
Wenn die EU etwas eint, ist es derzeit die Uneinigkeit. Als überzeugter Europäer bin ich mittlerweile nicht nur bitter enttäuscht, sondern tief konsterniert und erschüttert. Diese Form der Uneinigkeit ist der Schlüssel, das Vermächtnis des Friedens, der Entwicklungschancen und der Prosperität zu verlieren.
Diejenigen, die jetzt der Begriff Prosperität provoziert, sei das Bild der Prosperität der Südländer in den 70er und 80er Jahren beispielsweise in Spanien oder Portugal oder im Osten in Polen und Tschechien vor Augen geführt. Wo stünden die Länder ohne EU und die Kohäsionsmittel, ohne die Aufbauhilfen in administrativen Feldern? Es sei darauf hingewiesen, dass selbst verursachte Fehlsteuerungen und die natürliche Zyklik der Ökonomie nicht dem Konstrukt der EU anzulasten sind!
Aktueller EU-Ticker:
- Macron lehnt Prinzip der Spitzenkandidaten ab.
- Ratspräsident Tusk will zwei Frauen in Spitzenpositionen.
- Ratspräsident will auf Juni-Gipfel Namen für Top-Jobs nennen.
- Juncker: Keine Neuverhandlungen mit UK.
Fazit:
Fassen wir zusammen: Italien fordert die EU/Eurozone heraus. Die EU ist uneinig und wenig reformbereit oder handlungsfähig, während die USA die ökonomische und politische Welt unilateral für ihren Machterhalt ohne Rücksicht auf geltende Rechtsnormen und Institutionen angreifen (Abkehr von sogenannten westlichen Werten). Sieht so der perfekte Sturm für Ökonomie und Finanzmärkte aus?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone:
Die Geldmenge M-3 stieg per April im Jahresvergleich um 4,7 % nach 4,5 % (Prognose 4,4 %). Kredite an private Haushalte legten per April im Jahresvergleich um 3,4 % nach 3,2 % zu. Kredite an Unternehmen nahmen per April im Jahresvergleich um 3,9 % nach 3,5 % zu. Der Economic Sentiment Index verzeichnete per Mai einen unerwarteten Anstieg von 103,9 auf 105,1 Punkte (Prognose 104,0).
Frankreich:
Das BIP legte im Quartalsvergleich per 1. Quartal 2019 um 0,3 % zu. Die Verbraucherausgaben nahmen per April im Monatsvergleich um 0,8 % (Prognose 0,4 %) zu. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 1,1 % nach 1,5 %. Damit setzten die Daten aus der Eurozone positive Akzente.
USA:
Laut Case/Shiller legten die Hauspreise im 20 Städtevergleich im Monatsvergleich um 0,1 % (Prognose 0,3 %) und im Jahresvergleich um 2,7 % nach zuvor 3,0 % zu. Der Index des US-Verbrauchervertrauens stieg laut Conference Board unerwartet per Mai von zuvor 129,2 auf 134,1 Punkte (Prognose 130,0). Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank dagegen per Mai von zuvor 2,0 auf - 5,3 Zähler. Das Bild in den USA fällt durchwachsen aus.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 - 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
Kommentare
Von diesen korrupten Haufen in Brüssel, haben die Menschen in der EU, schon längst die Nase voll.
Aber mein Gefühl sagt mir, es kommt noch schlimmer.
Das ist strategisches Vorgehen auf hohem Niveau, kein Wunder dass Steve Bannon öfters bei Salvini zu Besuch war...
Wenn die EU durchgreifen würde, hätte es heftige (wirtschaftliche und ergo politische) vielleicht unumkehrbare Konsequenzen.
Da man zusätzlich aber in dieses Machtwerk zum Großteil nur abgehalfterte Politikmarionetten entsandte bei denen man im eigenen Land schon erkannte, dass nicht einmal der nötige Hausverstand geschweige den mehr vorhanden ist, dass keine demokratische Legitimation vorhanden ist, dass in kurzer Zeit Vertäge gebrochen und anders ausgelegt werden und, und, und. konnte man schon mehr als skeptisch sein, Die alten Sprichwörter wie : Je größer ein Schiff, desto schwerer durch den Sturm oder zuviele Köche verderben den Brei kommen ja nicht von ungefähr sondern basieren auf Erfahrungen. Eine EU wie sich die meisten erhofft hatten, war von vornherein zum scheitern verurteilt, denn dazu hätte die Illusion : der Mensch ist edel, ehrlich, anständig und gut, Realität sein müssen.
Ich für meinen Teil bin weder sauer noch verbittert, nein ich bin traurig dass die Menschen sich so hinter das Licht führen lassen, dass sie nicht mehr selber denken, dass sie nicht hören was gesagt wird, das dass wofür Generationen gekämpft haben wieder verloren geht. Der Mensch ist halt nur entwicklung- und nicht lernfähig! Die Spezies Mensch begreifen zu wollen ist sehr interessant, aber eine never ending Story.
Ja, so kann man natürlich auch Ursache und Wirkung verdrehen.
Italien hat wie Deutschland auch ohne Spaltpilz Euro und EU - Bürokratie ganz gut und friedlich gelebt.
"Wo stünden die Länder ohne EU und die Kohäsionsmittel, ohne die Aufbauhilfen in administrativen Feldern?"
Es war noch die gute alte EG, die hier half. Die EU hat die genannten Länder im aktuellen Jahrtausend wieder auf das Niveau der 70er zurückkatapultiert. Eine große Masse in Spanien verdient wieder Geld wie in den 70er, ca. 1000€ pro Monat.
Mit den "Krediten" für Zypern und Griechenland welche nie zurückgezahlt werden wurde verdeutlicht 'macht mal, es hat keine Folgen wenn es ernst wird' . Ja, der 'kleine' griechische Bürger muss Einschnitte ertragen. Nur wie stark wären diese Einschnitte bei einer Saatspleite von GR ?
Auch Irland hängt am Topf der der EU, und ist Irland bereit von Apple und Co Steuern zu kassieren ?
Digitalsteuer der EU an Irland gescheitert. Konsequenz der EU … keine.
Die Melkkühe von EU und Euro zeigen Tag für Tag "Bitte, verarscht uns".
Und die Bundesrepublik ist da ganz vorn mit dabei. Was ist denn mit den Target Salden der Bundesbank ? Man könnte zumindest einen Teil bei der EZB fällig stellen. Die EZB müsste dann in ihren Ankaufsprogramm von Staatsanleihen entsprechend priorisieren. Was in der Konsequenz auch bedeutet das weniger Anleihen aus z.B. IT gekauft werden können. Also deren Zinsen steigen. Das kann helfen, aber offensichtlich will man diesen Weg nicht gehen.
Was in der Konsequenz wohl auch den Brexit ausgelöst hat (neben den Märchen der britischen Politik- Schauspieler).