Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1330 (07:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1309 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.84. EUR-CHF oszilliert bei 1.1328.

Kontinentaleuropa ist immer wieder Anfechtungen ausgeliefert:

Ein politisch geeintes Europa hat im Westen nicht nur Freunde und würde Machtfragen auch im westlichen Kontext aufwerfen. Lange war das UK willentlich oder unwillentlich der Garant dafür, dass es keine nachhaltige Integration innerhalb der EU gab.

Die Welt entwickelte sich dynamisch. China stieg auf, die USA verloren an Bedeutung (Anteil an Welt-BIP), um eine Facette der Veränderung aufzunehmen. Die EU blieb außenpolitisch auch wegen der heterogenen Interessenlage der neuen Mitglieder im Osten statisch. Man machte es sich bequem im Fahrwasser der US-Außenpolitik und wurde entsprechend von den neuen stärker werdenden Kräften der Weltwirtschaft eingeordnet. Der im internationalen Verkehr daraus resultierende politische Bedeutungsverlust, dem am Ende immer auch wirtschaftlicher Potentialverlust folgt, stellt perspektivisch eine erhebliche Herausforderung dar.

Man muss seine Wirtschaft verteidigen können. "Business of Scale" verlangt nach "Politics of Scale". Als Beispiel sei hier das Thema Verteidigung des eigenen Kapitalstocks (Hidden Champions) genannt. Der Brexit ist eindringlicher Beleg dieses Zusammenhangs, den man nicht gut finden muss. Er ist aber Realität. Die jetzt aktionistisch wirkende Politik aus dem Hause Altmaier ist Ausdruck dieses Dilemmas, das mittlerweile (recht spät) erkannt wird, obwohl einige wenige kluge Köpfe dieses Thema seit Jahren versuchten, in der politischen Arena Europas zu verankern, die seinerzeit jedoch zu politisch korrekt im Fahrwasser anderer Interessen, die nicht die eigenen Interessen sein konnten, lavierte.

Der aggressive Versuch, die Eurozone im Rahmen der Finanzkrise zu zerlegen, der von den Finanzzentren aus New York und London forciert wurde, hatte eben auch eine politische Dimension, die von vielen Marktbeobachtern mangels Erkenntnis der Komplexität missachtet wurde oder andere Hintergründe hatte. Unter Donald Trump sind die Kampfreihen leichter auszumachen. So gibt es den US-Emissär Stephen Bannon, der das Banner des "divide et impera" innerhalb Europas deutlich vor sich her trägt.

Es gibt aber auch aktuelle implizite Belege der US-Politik gegen europäische Integration, nachdem das UK als Bollwerk ausscheiden könnte. So besuchte Trump Polen als erstes Land in Europa. Polens Politik setzt auf Nationalismus und Schulterschluss mit den USA und ist faktisch gegen Integration Europas gerichtet. Es ist an der Zeit, Muster zu erkennen, Muster zu benennen und entsprechend Maßnahmen zur Abwehr zu treffen. Das wird offensichtlich in Paris verstanden! Die Sprache ist nicht so direkt wie im Forex Report, sie ist dennoch erfrischend.

O-Ton Präsident Macron: "In einigen Wochen werden die Europa-Wahlen über die Zukunft unseres Kontinents entscheiden. Europa war nie seit dem Zweiten Weltkrieg so nötig wie heute, aber noch nie war Europa auch in solcher Gefahr. Dabei biete der Nationalismus den Menschen nichts, er sei ein Projekt der Ablehnung."

Macron forderte die Gründung einer europäischen Behörde zum Schutz der Demokratie (Abwendung der Manipulationsgefahr - Moskau oder Washington? - anekdotische Evidenz ...). Er thematisierte ein Verbot der Parteienfinanzierung aus dem Ausland. Er setzt sich für eine Überarbeitung des Schengen-Systems, eine gemeinsame Grenzpolizei und eine europäische Asyl-Behörde ein. Firmen, die die strategischen Interessen der EU bedrohten, sollten verboten werden. Berlins Schulterschluss sollte diesbezüglich wünschenswert sein.

Volkskongress in China mit Navigationspunkten:

Bezüglich des Handelsstreits mit den USA und der Abkühlung der Weltkonjunktur soll Chinas Wirtschaft in diesem Jahr langsamer wachsen. Ministerpräsident Li Keqiang gab bei der Jahrestagung des Volkskongresses für 2019 ein Wachstumsziel von 6,0 bis 6,5% aus.

Man will mit Steuersenkungen und weiteren Entlastungen für Unternehmen im Volumen von umgerechnet mehr als 260 Mrd. Euro konjunkturelle Akzente setzen. Mit Investitionen in die Infrastruktur soll die Konjunktur unterstützt werden. Die Rüstungsausgaben sollen um 7,5% auf rund 157 Mrd. Euro steigen. Das Ziel für das Haushaltsdefizit hob die Regierung von 2,6% per 2018 auf 2,8% des BIP per 2019 an. Diese Erklärungen passen zu den Annahmen, die wir Ihnen hier bezüglich der Gegenmaßnahmen der Regierung in Peking gemacht haben. Der Wachstumsclip zwischen 6,0% und 6,5% ist unkritisch.

Projiziert auf das Jahr 2018 (6,6% Wachstum) entspräche das einer Bandbreite zwischen 6,4% bis 6,9%. Mit Prozentrechnung ist das halt so eine Sache. Wir halten an unserer Wachstumsprognose für China bei 6,4% fest (IWF 6,2%).

Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

Dienstleistungsindices per Februar:

  • Japan: 52,3 nach zuvor 51,6 Punkten
  • China: 51,1 nach zuvor 53,6 Punkten
  • Indien: 52,5 nach zuvor 52,2 Punkten
  • Russland: 55,3 nach zuvor 54,9 Punkten
  • Irland: 55,9 nach zuvor 54,2 Punkten
  • Saudi-Arabien: 56,6 nach zuvor 56,2 Punkten


Eurozone: Der Sentix Index legte per März von -3,7 auf -2,2 Punkte zu (Prognose -3,1). Erzeugerpreise stiegen per Januar im Monatsvergleich um 0,4% und im Jahresvergleichum 3,0% (Prognose 2,9%).

USA: Der ISM New York Business Conditions Index sank per Februar von 63,4 auf 61,1 Punkte. Die US-Bauausgaben fielen per Dezember unerwartet stark im Monatsvergleich um 0,6%. Die Prognose lag bei +0,2%. Hier gibt es einen Kontext zu der US-Zinspolitik (Affordability Gap), die die Kosten eben in der Vergangenheit deutlich erhöhte. Das steigende Zinsniveau gekoppelt mit der von den USA durch Handels- und Geopolitik forcierten Konjunkturentschleunigung auf globaler Ebene (exogener Effekt) hat seinen Preis.

   

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1200-30 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!

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