Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0961 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0955 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.72. EUR-CHF oszilliert bei 1.0854.

Heute steht die Ratssitzung der EZB im Fokus.

Es ist im höchsten Maße unwahrscheinlich, dass es zu einer Veränderung des Leitzinses, des Einlagesatzes oder des Volumens und der Qualität der Ankäufe kommt. Vielmehr ist der Markt an der Verbalakrobatik interessiert, nachdem es zuletzt erste zarte Blüten gab, die der positiv veränderten Konjunkturlage der Eurozone als auch der sich verändernden Inflationslage Rechnung trugen und damit das Thema der Exitstrategie der EZB aufwarfen.

Vor den Wahlen in den USA wird sich der EZB-Rat aller Voraussicht hüten, Spekulationen öffentlich in diese Richtung zu befeuern. Dieses Eventrisiko US-Wahl gilt es, erst einmal galant zu umschiffen.

Ergo bleibt es aller Voraussicht nach bei den bekannten Stereotypen in der Pressekonferenz der EZB. Fakt ist jedoch, dass ein Plan für den Exit erforderlich wird und voraussichtlich im weiteren Verlauf des 4. Quartals mit Inhalten entweder durch den EZB-Rat selbst oder durch Ratsmitglieder zu rechnen ist.
Laut den Berichten aus den regionalen Federal Reserve-Bezirken ist die US-Wirtschaft im Berichtszeitraum wenig oder mäßig gewachsen. Das Lohnwachstum sei nur moderat. Der Preisanstieg sei insgesamt mild gewesen. So ist das mit der Konjunktur. Damit nähert sich die Sichtweise der Federal Reserve der Sichtweise des IWF an. Spät, aber nicht zu spät.

Die Schwäche der US-Konjunktur ist auch an der Entwicklung des Eisenbahntransportverkehrs erkennbar. Diesbezüglich bedienen wir uns des CASS Freight Index - Shipments, der von Michael Shedlock aufgegriffen wurde. Per August sank der Index per September im Monatsvergleich um 0,4%. Im Jahresvergleich lag der Rückgang bei 3,1%.

An dem Chart wird deutlich, dass die Performance per 2016 in den Jahresvergleichen schlicht weg und ergreifend kein Indiz für nachhaltiges Wachstum bietet, ganz im Gegenteil!

Ja, Zinserhöhungen der Federal Reserve passen in das Bild, aber nur wenn man das Stagflationsrisiko ernst nimmt. Vor diesem Hintergrund offenbart die temporäre Stärke des USD, die manche mit einer potentiellen Zinserhöhung in den USA per Dezember kausal verbinden, dass das Wissen um Stagflation sowohl in Finanzmedien, der Analyse und im Markt unausgeprägt ist. "Chapeau!"

Auch bei den Neubaubeginnen gab es gestern in den USA und am Markt kurzfristig lange Gesichter, um dann in voller Ignoranz dieses Datensatzes altbekannte Handelsusancen zu pflegen - asymmetrische Wahrnehmung…

In dieser Datenreihe kam es völlig unerwartet zum größten Einbruch seit fünf Jahren. In der annualisierten Darstellung kam es zu einem Rückgang 9,0% (Jahresvergleich -12%) von 1.150.000 auf 1.047.000 Objekte. Die Prognose lag bei 1.175.000 Neubaubeginnen. Nachfolgender Chart belegt einerseits die schwache Erholung seit 2009 und das erkennbare Schwächesignal.

Andererseits gab es in diesem Bericht auch eine positive Nachricht. Die Baugenehmigungen legten massiv von 1.152.000 auf 1.226.000 zu. Nun müssen insbesondere in Krisenzeiten (Erfahrungswerte liegen aus 2008/2009 vor) Baugenehmigungen nicht notwendig auch in Bautätigkeit enden. Ergo sind die Signale dieses Berichts divergierend.

Die harten Fakten sind definitiv enttäuschend.

Geopolitisch bleibt die Welt in einer kritischen Situation, auch wenn gestern das Treffen im Berliner Kanzleramt den extrem leicht vernehmbaren Hauch des Dufts eines Olivenzweigs geliefert haben könnte.

Bezüglich der Geopolitik gilt es, eine Frage zu stellen. Wenn der obwaltende Hegemon angeschlagen ist, ob politisch (Obama, Trump, Clinton) ob strukturell (Defizite, Ungleichheit) oder konjunkturell und der Hegemon Macht nicht teilen will, dann ist der Hegemon was?

Helfen Sie uns mit passenden Attributen - wir sind für Antworten dankbar.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.

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