Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0735 (05:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0710 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 132,25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,97. EUR-CHF oszilliert bei 0,9949.

Finanzmärkte: „Falken“ und Ballone belasten

An den Finanzmärkten nahmen zu Wochenbeginn Stresszustände leicht zu. Hintergründe sind einerseits Wetterballone Chinas über Amerika, die vielleicht auch Spionageballone sein könnten, und andererseits „falkenhafte“ Äußerungen unter anderem von Österreichs EZB-Ratsmitglied Holzmann, die sich an den Rentenmärkten belastend auswirkten.

In der Folge stehen die internationalen Aktienmärkte unter mildem Druck. Europa traf es dabei härter als die US-Märkte.

An den Rentenmärkten ergibt sich heute früh folgendes Rendite Bild: 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,29 % (Vortag 2,18 %), US-Staatstitel bringen eine Rendite in Höhe von 3,62 % (Vortag 3,55 %).

Der USD konnte gegenüber dem EUR weiter an Boden gewinnen. In der Spitze markierte der EUR im US-Handel einen Tiefstkurs bei 1,0710. Gold und Silber bleiben unter Abwärtsdruck.

Heute schaut der Markt Richtung Washington. Wir erwarten US-Präsident Bidens Adresse an die Union. Wir hoffen, dass es keine Probleme bei dem Tele-Prompter gibt.

National Health Service (NHS): Größter Streik in der Geschichte

Im UK kommt es zum größten Streik des NHS in der Historie (75 Jahre). Der Streik begann gestern, da bei einer Inflation von zehn Prozent nicht einmal fünf Prozent Lohnsteigerungen angeboten werden. Fünf Prozent seien laut Regierung unbezahlbar. Wegen der unzumutbaren Bedingungen quittierten 25.000 Mitarbeiter 2022 den Dienst. Die Lage des britischen Gesundheitswesens ist prekär. Millionen Bürger stehen auf Wartelisten für Operationen. Angeblich bekommen Tausende Bürger keine angemessene Notfallversorgung.

Kommentar: Der Gesundheitssektor ist elementarer Teil der Grundversorgung. Nicht nur im UK, sondern auch bei uns wird extreme Leistung der Mitarbeiter als selbstverständlich erachtet, ohne dass die pekuniäre Anerkennung diese Leistung spiegelt. Um es provokant zu machen: Geld für Waffen zugunsten Dritter ist kein Thema, Geld für eigene Bürger sehr wohl.

Habeck rechnet mit Entschärfung im US-Handelskonflikt

Bundeswirtschaftsminister Habeck erwartet eine Entschärfung der Handelsstreitigkeiten mit den USA. Dies sei kurzfristig jedoch nicht möglich. Federführung hätte die EU-Kommission. Es gehe darum, die problematischen Teile des US-Subventionspakets (IRA 370 Mrd. USD Subventionen) zu lösen, das Unternehmen bevorzugt, die in den USA produzieren. Habeck wird dazu heute mit seinem Amtskollegen Le Maire in den USA Gespräche mit der Regierung führen und Finanzministerin Yellen, die Handelsbeauftragte Tai und Wirtschaftsministerin Raimondo treffen. Beide hoffen auf mehr Ausnahmen zugunsten europäischer Firmen.

Kommentar: Die Themen Deutschlands und Frankreichs sind deutlich Hoffen und Bitten. Fakt ist, dass sich die USA mit der Subventionspolitik außerhalb des internationalen Regelwerks (WTO) bewegen. Das US-Subventionspaket ist nicht nur problematisch, sondern es entspricht nicht den WTO-Regeln. Wer ist der Paria? Was ist los in dieser westlichen Welt, zu viel „Stockholm Syndrom"? Die EU steht für 14 % des Welt-BIP, die USA für 15 % (Basis KKP). Passt es zu der EU vor diesem Hintergrund Bittsteller zu sein bei einem Partner, der Regeln missachtet? Sind wir wieder bei Shakespeares McBeth (drei Hexen). „Foul is fair and fair is foul“?

Ratingagentur - Deutschland bremst Wachstum in Europa bis mindestens 2030

Deutschland wird laut Ratingagentur Scope das Wachstum in Europa bis 2030 bremsen. Zukünftig würde das Potential bei lediglich 1,0 % liegen. Von 2015 bis 2019 sei es bei 1,7 % gewesen. Für die Eurozone wird ein Rückgang von 2,0 % auf 1,5 % erwartet. So soll Ende 2024 Deutschlands BIP das Niveau von Ende 2019 um 1,2 % übertreffen, das der Eurozone um 5,7 %.

Deutschlands Probleme: Die Zahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter würde bis 2030 um 0,8 % pro Jahr schrumpfen. Es gäbe eine Investitionslücke von circa 410 Mrd. EUR. Deutschland hätte einen anhaltenden Investitionsmangel und eine schleppende Projektumsetzung zu verzeichnen. Dabei sei der Investitionsbedarf angesichts des grünen/digitalen Umbaus der Wirtschaft so hoch wie noch nie. Die Kosten im Zusammenhang mit der Pandemie, dem Krieg und der Energiewende dürften die Staatsfinanzen belasten.

Kommentar: Scope benennt Fakten, die Sie aus diesem Report kennen (u.a. Investitionsdilemma/Kapitalstock). Das Energiepreisproblem ist von Scope insbesondere bezüglich der Investitionslücke nicht voll erfasst.

China und Australien nähern sich in Handelsfragen an

Nach längerer Krise kommt es zwischen Australien und China zu einer zarten Annäherung. Chinas Handelsminister Wentao lud gestern seinen Amtskollegen Farrell zu einem Treffen nach China ein. Wang sagte, das Treffen sei ein bedeutender Schritt, um die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und Australien wieder auf Kurs zu bringen, nachdem sie sich in den letzten Jahren im Zuge des US-Handels- und Wirtschaftskriegs („5-eyes“ inkludiert Australien) krisenhaft zuspitzten. Wang beschrieb China und Australien als wichtige Wirtschafts- und Handelspartner mit einer sich in hohem Maße ergänzenden Struktur, wodurch die Zusammenarbeit für beide Seiten vorteilhaft sei. In jüngerer Zeit kam es bereits zu Entspannungen. China hatte die Importverbote für australische Kohle gelockert. Weitere Beschränkungen für Gerste, Hummer und Wein, sollen fallen.

Kommentar: Bei so viel Eskalation in den letzten Jahren impliziert dieses Entwicklung, dass es keine Einbahnstraßen geben muss, dass der Kraft des normativ Faktischen eine Chance eingeräumt wird. Ob sich daraus eine Tendenz der Entspannung zwischen China/USA anbahnt, bleibt abzuwarten. Australien („5 eyes“) entspannt aber nicht ohne Zustimmung der USA.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Stimmung und deutsche Aufträge steigen – Einzelhandel nicht

Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich einen Rückgang um 2,7 % (Prognose -2,5 %, Vormonat revidiert von +0,8 % auf +1,2 %) und im Jahresvergleich um 2,8 % (Prognose -2,7 %, Vormonat revidiert von -2,8 % auf -2,5 %).

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors legte per Januar von zuvor 42,6 auf 46,1 Zähler zu und erreichte den höchsten Indexstand seit Juni 2022.

Der Sentix-Index für die Eurozone stieg per Februar von zuvor -17,5 auf -8,0 Punkte (Prognose -12,8) und markierte den höchsten Indexstand seit März 2022 (Chart).

 

Deutschland: Der Auftragseingang der deutschen Industrie nahm per Dezember im Monatsvergleich um 3,2 % zu (Prognose 2,0 %). Der Vormonatswert wurde von -5,3 % auf -4,4 % revidiert.

UK: Verbraucher recht erschöpft

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Januar von zuvor 48,8 auf 48,4 Punkte und erreichte den niedrigsten Indexstand seit Mai 2020. In der Folge stellte sich der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft auf 48,5 nach zuvor 49,0 Zählern (ergo Kontraktion).

USA: Employment Cost Index höher

Der Index Employment Trends lieferte per Berichtsmonat Januar einen Anstieg von zuvor 117,06 (revidiert von 116,31) auf 118,74 Punkte.

Japan: Private Haushaltsausgaben enttäuschen

Die privaten Haushaltsausgaben verzeichneten per Dezember im Jahresvergleich einen Rückgang um 1,3 % (Prognose -0,2 %) nach -1,2 % (Monatsvergleich -2,1 %, Prognose +0,3 %).

Die Devisenreserven stellten sich per Januar auf 1.250,2 nach zuvor 1.227,6 Mrd. USD.

Der Index der Frühindikatoren sank per Dezember um 0,5 Punkte (Vormonat -1,2), der Lageindex verlor 0,4 Zähler (Vormonat -0,3).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

 

 

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