Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1858 (06:19 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1763 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.85 In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,70. EUR-CHF oszilliert bei 1,0754.

Fed forciert USD-Debasierung

Die Fed ändert ihre geldpolitische Strategie erwartungsgemäß. Sie hat jetzt ein flexibles Inflationsmodell verankert, das mit Durchschnitten arbeitet, die mittel- bis langfristig angelegt sind.

Die Fed kann so die Inflationsrate für einen längeren Zeitraum über dem Wert von zwei Prozent halten. Sie signalisiert ein längeres Festhalten an Niedrigzinsen und potentiell an weiteren QE-Maßnahmen. Der Arbeitsmarkt hat definitiv vor Inflation oberste Priorität. Das ist eine wesentliche qualitative Veränderung der Fed-Politik.

Die Argumentationskette der US-Notenbank ist lang. In den Erklärungen versucht man, seitens der Notenbank darzustellen, dass diese Neuorientierung nicht der Wall Street, sondern der "kleinen Frau" und dem "kleinen Mann" diene. Das ist auch nicht unbedingt falsch, aber meines Erachtens ist dieses Narrativ löchrig.

Den USA fliegt ihre Schuldenpolitik auf allen Ebenen um die Ohren, da sie staatlich keine Reformpolitik betrieben haben und Verbraucher als auch Unternehmen ihr Verhalten nach 2009 nicht strukturell verändert haben (Unterschied zu Eurozone).

Die öffentliche US-Neuverschuldung liegt im laufenden Jahr per 26. August bei mehr als 3,4 Billionen USD oder circa 17 % des US-BIP. Um perspektivisch politisch handlungsfähig zu bleiben, bedarf es einer Politik, die die Belastung durch den Zinseszins eliminiert (Modell Japan, heterogen Eurozone). Nur so lassen sich die strukturellen US-Mängel in der internationalen Machtauseinandersetzung und dem Bemühen der Beibehaltung des Leitwährungsstatus (temporär) kaschieren.

Dass diese Politik auch für die so genannten "kleinen Leute" positive Folgen hat, ist keine Frage. Die Belastung durch die hohe Konsumverschuldung wird nivelliert. Die Wirtschaft kann im Rahmen von Investitionen von dieser Niedrigzinspolitik profitieren (Arbeitsplätze). Der "Crash", der durch so eine Politik vermieden werden kann (Strukturreformen erforderlich), würde die "kleinen Leute" am stärksten treffen. Wir verweisen auf 1920/23 oder 1929.

Es gibt aber kein "Free Lunch". Diese Politik geht zu Lasten der Kaufkraft des USD. Sie ist eine Politik der USD-Debasierung. Für die Leitwährung USD ist dieser markante Schwenk der US-Notenbank ein Katalysator der sukzessiven Erosion.

Nach der Verlautbarung brach der USD aus unbestechlichen guten Gründen gegenüber Euro und Edelmetallen kurz ein, um dann in den nächsten Stunden temporär Stärke zu zeigen. Diese kurzfristige Bewegung der Stärke hatte aus meiner Sichtweise nichts mit dem Spiel freier Märkte zu tun. Mit der gestrigen verdeckten Intervention wurde der Markt einmal mehr kurzfristig entmündigt. Langfristig funktioniert das nicht, denn langfristig wirkt die Kraft des normativ Faktischen!

Gestern hat die US-Notenbank Geschichte geschrieben. Die Folgen werden uns nachhaltig begleiten.

Aber auch die EZB wandelt auf den Pfaden der Federal Reserve. Der Chefvolkswirt der EZB Lane sagte gestern im Rahmen der Veranstaltung der Fed, dass die EZB zu niedrige Inflation nicht akzeptieren könne. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die EZB einen ähnlichen Pfad in der offiziellen Inflationsdoktrin einschlägt.

Gut, dass die Währungen ohne Fehl und Tadel (Gold und Silber) alle diese Probleme nicht haben. "Food for thought!"

Trump sägt am Investitionsstandort USA

US-Präsident Trump hat mit Strafzöllen für jedes Unternehmen gedroht, das Jobs ins Ausland verlagere.

O-Ton: "Wir werden jedes Unternehmen mit Zöllen belegen, das die Vereinigten Staaten verlässt, um Arbeitsplätze im Ausland zu schaffen."

Damit kündigte Trump eine Fortsetzung des "Wirtschaftsmauerbaus" seitens der Vereinigten Staaten an. Unternehmen, die in den USA tätig sind, wird damit durch Benachteiligung im Rahmen einer drohenden Sanktionierung unternehmerische Freiheit genommen, die sie an anderen Investitionsstandorten der Welt haben. Es ist auch ein impliziter Eingriff in das Eigentumsrecht.

Es ist faktisch die Absage an das Modell freier Märkte, das die USA seitdem ich denken kann bemühten, um sich Märkte zu sichern. Offensichtlich ist das Thema beliebig.

Mauerbau hat so seine Tücken, das weiß Herr Honecker. Das wissen auch die Chinesen aus ihrer Historie (Abschottung). Wollen die USA auch diese Erfahrung machen? Konterkariert diese US-Politik nicht die aktuellen Bemühungen der Federal Reserve?

Ist diese potentielle US-Politik für einen Investitionsstandort förderlich oder hinderlich? Hören europäische Unternehmen diese Signale oder sind sie angehalten seitens Dritter, sie zu überhören. Fazit: Die Zukunft liegt im Osten!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Nahezu vollständig überzeugend (Ausnahme GfK)

Die Geldmenge M-3 der Eurozone stieg per Juli im Jahresvergleich um 10,2 % (Prognose 9,2 %) nach zuvor 9,2 %. Die Kreditvergabe an private Haushalte legte im Jahresvergleich um 3,0 % nach zuvor 3,0 % zu, während die an Unternehmen um 7,0 % nach zuvor 7,1 % zunahm. Der deutsche GfK-Konsumklimaindex sank per September von -0,2 auf -1,8 Punkte (Prognose +1,2).

Das von IFO erstellte Beschäftigungsbarometer stieg per August um 2,2 auf 95,4 Punkte (höchster Wert seit Februar). Es gäbe Signale für Neueinstellungen. Der Geschäftsklimaindex Frankreichs stieg per Berichtsmonat August deutlich von zuvor 82 auf 93 Punkte (Prognose 85).

In Italien verzeichnete der Auftragseingang der Industrie per Juni einen Anstieg im Monatsvergleich um 23,4 % nach zuvor 43,8 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 11,8 % nach zuvor -34,1 %. Der Absatz nahm im Monatsvergleich um 13,4 % nach zuvor 42,3 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 16,4 % nach zuvor -25,9 %.

In den Niederlanden legte der Index „Manufacturing Confidence“ per August von zuvor -8,7 auf -5,4 Zähler zu (Höchstwert seit 03/2020).


USA: Überzeugend

Laut zweiter Schätzung sank das BIP der USA im 2. Quartal 2020 in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung um 31,7 % (Prognose -32,5 %, Erstschätzung -32,9 %). Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 22. August auf 1.006.000 (Prognose 1.000.000) nach zuvor 1.104.000 (revidiert von 1.106.000). Der Index anhängiger Hausverkäufe stieg per Juli von zuvor 115,3 auf 122,1 Punkte und markierte damit den höchsten Indexwert seit Oktober 2005. Der Kansas Fed Manufacturing Index legte per August von zuvor sieben auf 23 Punkte zu.


Russland: Stabilität bei Reserven

Die Devisenreserven stellte sich in der Berichtswoche per 21. August auf 590,8 nach zuvor 590,2 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1400 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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