Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1961 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1886 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.28. EUR-CHF oszilliert bei 1,1050.

Der Finanzmarkt nahm gestern bis zur Zinsentscheidung eine abwartende Haltung ein. Um 19 Uhr setzte dann Bewegung ein. Der FOMC der US-Notenbank drückte sich glasklar aus und schrieb faktisch die ultralockere Zins- und Geldpolitik fort.

Das forcierte dann Marktbewegungen. Der USD kam gegenüber Hauptwährungen unter Druck. Auch die Edelmetalle reüssierten gegenüber dem USD. Die Bewegungen sind hinsichtlich der Tragweite aber als überschaubar zu klassifizieren. Das gilt umso mehr, als dass die jetzt erkennbar irrtümlichen Zinsspekulationen des Marktes insbesondere die Bewertung der edlen Metalle gegenüber dem USD im Vorwege markant belasteten.

Die US-Aktienmärkte legten zu. Es fielen wieder einige historisch Höchstmarken. Am US-Kapitalmarkt kam es zu einer milden Entspannung. Wir sind gespannt, ob die aggressive Spekulation auf weiter steigende Zinsen am Kapitalmarkt aufrecht erhalten werden kann.

Kommen wir zu den Fakten, die uns der Offenmarktausschuss feil bot:

Die Fed hat den Leitzins (0,00 %-0,25 %) und den Anlagezins (0,10 %, welch erfrischender Unterschied zu der EZB mit positiven Folgen für den US-Finanzsektor!) unverändert belassen. Die Projektion für die Federal Funds Rate liegt für 2022 und 2023 unverändert bei 0,1 %. Die langfristige Projektion steht weiter bei 2,5 %. Zusätzlich will die Fed in zeitlicher Nähe über die verfügten Lockerungen der Regulierung im Rahmen der Corona-Pandemie für den US-Bankensektor (SLR) entscheiden.

Bewertung:

Trotz positiver Konjunkturaussichten will die Fed länger am Niedrigzins festhalten. Die Projektion der Fed Funds Rate zeigt, dass das aktuellen Niveau bis Ende 2023 Bestand haben soll. Diese Aussage wurde nicht ansatzweise von den Märkten erwartet. Uns hat sie nicht überrascht (<link anleihen-und-devisenwelt beitrag deutschland-quo-vadis _blank>siehe Forex Report vom 17.03.2021).

Gleichzeitig rechnet die US-Notenbank mit dem kräftigsten Wirtschaftsaufschwung seit den 70er Jahren (2021 BIP +6,5 %), da das Hilfsprogramm von US-Präsident Biden unter anderem mit Helikoptergeld den Konsum forcieren würde und sich die Wirtschaft simultan im Zuge der Impfkampagne erholte. Quantitativ ist das korrekt.

Der Offenmarktausschuss vermied es, den Mangel selbsttragender Wachstumskräfte zu thematisieren (qualitativer Aspekt), der massivste Haushaltsdefizite (2021 15 %+) zur Folge hat. Um Handlungsfähigkeit des Staats zu ermöglichen, bedarf es daher zwingend niedriger Zinsen via Repression seitens der Notenbank.

Die Fed betonte, dass der Arbeitsmarkt dennoch weiter Sorge bereite. Es müssten circa zehn Millionen Amerikaner in Lohn und Brot gebracht werden. Das sei ein mittelfristiges Unterfangen. Man sei noch weit von den Zielen entfernt. Die Projektion der Fed unterstellt eine Arbeitslosenquote U-1 (kreativ versus Pendant der Eurozone, besser U-6, derzeit knapp unter elf Prozent) per Ende 2021 von 4,5 % und per 2022 von 3,9 %.

Fed-Chef Powell betonte, dass die absehbare Gemengelage zu einem vorübergehenden Anstieg des Preisauftriebs führen würde. Auch wenn die Inflationsrate auf über zwei Prozent anziehen sollte, sei damit keine Voraussetzung für eine Zinserhöhung geschaffen. Dazu müsse sich die Teuerungsrate dauerhaft bei mehr als zwei Prozent festsetzen und Vollbeschäftigung erreicht sein. Damit entkernte der Offenmarktausschuss die potenzielle Wirkung von anziehender Inflation und redete dem real negativen Zins das Wort, der in einem Niedrigzinsumfeld entscheidender ist als der Nominalzins.

Den Umfang der monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Mrd. USD will die Fed so lange beibehalten, bis substanzielle Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht seien.

Fazit: Das war glasklar und ist ultralocker. Die Notwendigkeit ergibt sich aus Qualitätsmängeln in der Ökonomie. Der negative Realzins ist für die USA elementar.

USA eskalieren in verantwortungsloser Manier!

Der US-Präsident unterstellte gestern der russischen Führung Einmischung in die jüngsten US-Präsidentschaftswahlen, ohne jedwede Beweise vorzulegen.

Vor dem Hintergrund, dass die USA Sanktionen gegen Russland wegen einer angeblichen Wahleinmischung 2016 verfügten, die nie nachgewiesen wurde, ist das ambitioniert, denn die folgende rechtliche Überprüfung in den USA konnte die Vorwürfe nicht belegen. Ergo wären Entschuldigungen an Moskau und die Rücknahme der Sanktionen fällig gewesen. Dass genau das nicht passiert und Biden den Weg der unbewiesenen Beschuldigungen erneut betritt, muss als Ausdruck einer bewusst forcierten Eskalation interpretiert werden, die voraussichtlich erneut auf fiktive Narrative setzt.

Biden drohte Russland Konsequenzen an und bezeichnete Putin als einen Mörder. Das ist nicht nur eine Eskalation, sondern das ist eine offene Beleidigung, die mit Diplomatie und professionellem Umgang auf internationaler Ebene nichts zu tun hat. Herr Biden sollte sich und seinen Vorgängern mal an die Nase fassen, denn US-Präsidenten unterschreiben Todeslisten ohne Rechtsverhandlungen.

Diese Tötungen, oder sind es Morde, finden dann häufig völkerrechtswidrig auch noch in dritten Staaten ohne Abstimmung mit diesen Staaten statt (sogar Diplomaten). Häufig fallen diesen Drohnentötungen auch noch Zivilpersonen zum Opfer. Wer tötet und/oder mordet nachweislich, Herr Biden?

Ich bin gespannt, wie milde die westliche Journaille heute mit diesen Fakten umgehen wird. So ein Verhalten, wie das der USA, hat es nicht einmal im Kalten Krieg gegeben.

Kontinentaleuropa sollte sich genau fragen, wie es sich aufstellt, denn zum einen sind Werte keine disponiblen Güter, zum anderen erschüttert Biden damit auch die Sicherheitsarchitektur in Europa. Es ist nicht nur eine Aggression gegen Russland!

In der Folge rief Russland seinen US-Botschafter zu Konsultationen nach Moskau. Das ist mehr als verständlich und stellt die mildeste Reaktionsform dar. Diese Reaktion ist Ausdruck vom Willen zur Deeskalation. Kann Europa mit Deeskalation umgehen?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Bauleistung lieferte positiven Akzent

Die Verbraucherpreise nahmen per Februar gemäß finaler Berechnung im Monatsvergleich um 0,2 % und im Jahresvergleich um 0,9 % zu. Die Kernrate stieg um 0,1 % im Monatsvergleich und um 1,1 % im Jahresvergleich. Alle Ergebnisse entsprachen den Prognosen und den vorläufigen Werten. Die Bauleistung in der Eurozone legte per Januar im Monatsvergleich um 0,83 % zu. Der Vormonatswert wurde von -3,67 % auf -1,46 % revidiert. In den Niederlanden verharrte die Arbeitslosenrate per Berichtsmonat Februar unverändert bei 3,6 %.

USA: Fed mit ruhiger Hand, Wetterbelastung für Bausektor

Die Neubaubeginne sanken per Februar in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von 1,584 Mio. (revidiert von 1.,580 Mio.) auf 1,421 Mio. Objekte (Prognose 1,560 Mio.). Die Baugenehmigungen fielen per Februar in der annualisierten Darstellung von 1,886 Mio. auf 1,682 Mio. Genehmigungen. Beide Entwicklungen führe ich in weiten Teilen auf belastende Wetterumstände per Februar zurück.

Die US-Notenbank hat den Leitzins (0,00 %-0,25 %) und den Anlagezins (0,10 %, welch erfrischender Unterschied zu der EZB mit positiven Folgen für den US-Finanzsektor!) unverändert belassen. Die Projektion für die Federal Funds Rate liegt für 2022 und 2023 unverändert bei 0,1 %. Die langfristige Projektion steht weiter bei 2,5 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2220 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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