Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1957 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1952 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,21. EUR-CHF oszilliert bei 1,1108.

Die Fed ist kein Seifenspender!

Die mit Spannung erwartete Rede des Fed-Chefs Powell konnte die Märkte gestern nicht besänftigen. Powell bekräftigte, dass die US-Wirtschaft für geraume Zeit auf Hilfen angewiesen sei. Die Notenbank hilft der US-Konjunktur mit sehr niedrigen Zinsen und monatlichen Wertpapierkäufen im Volumen von 120 MRD. USD.

Powell sagte, die Fed würde an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten trotz des einsetzenden Aufschwungs. Er erwarte keine Rückkehr zur Vollbeschäftigung per 2021. Man würde auch bei deutlich verbesserten Bedingungen am US-Arbeitsmarkt nicht überstürzt handeln. Man erwarte bei der Inflation einen Anstieg im Rahmen einer Konsumwelle, der jedoch Merkmale eines Einmaleffekts haben würde. Powell betonte, dass er nicht mit einer dauerhaften Verfestigung der Inflation rechne.

Powell bezog Stellung zum Renditeanstieg am US-Bondmarkt: Dieser sei zwar bemerkenswert ausgefallen, doch sehe er darin keine ungeordnete Bewegung. Daher gebe es keine Notwendigkeit für die Fed, stärker am Markt zu intervenieren. Die Markthoffnung der Ankündigung einer Aufstockung der Bondkäufe durch die Fed blieb aus. Das war der Katalysator, den USD gegenüber Hauptwährungen und edlen Metallen höher zu bewerten und Aktien zu verkaufen.

Märkte sind dreist. War die Sorge vor einigen Wochen noch, dass die Fed zu schnell Richtung Verschärfung der Politik tendieren würde, gab es jetzt Erwartungen von mehr Lockerung. Die Fed tat gut daran, sich nicht als „Seifenspender“ der Märkte billig herzugeben. Die Ansage ist klar und unmissverständlich, die Fed bleibt sehr locker, sie lässt sich aber von dem Finanzmarkt nicht nach Belieben vorführen.

Reverse Repo: Ungeheuerlich

Warum agieren die Märkte so forsch und so dreist in ihren Erwartungen gegenüber der Fed? Die Antwort lautet, dass das im Eigeninteresse der Positionierung passiert.

In unseren Medien weitgehend unbemerkt ergibt sich am "Reverse Repo Market" in den USA Ungeheuerliches. Die aggressiven Shortpositionen in den US-Treasuries müssen im Rahmen von Leihegeschäften finanziert werden. Das passiert durch die "Reverse-Repos". Dafür sind Zinsen zu entrichten. Hier läuft alles aus dem Ruder. Gestern wurden in der Spitze 4,25 % Zinsen für Reverse Repos bezahlt (für Treasuries mit einem Zins von circa 1,5 %). Der maximale Zins, der für Nichtbelieferung aufgerufen wird, liegt bei drei Prozent. Diesen "Notausgang" wählen Marktteilnehmer aber ungerne, da er mit einem Reputationsverlust gekoppelt ist.

Anders ausgedrückt: Die Spekulationswelle auf steigende US-Zinsen ist so ausgeprägt, dass das notwendige Leihmaterial sehr knapp ist. Mit jedem Tag, an dem sich dieses Zinsniveau am Repo-Markt weiter fortsetzt, wird die Spekulation gegen US-Treasuries teurer. Wie lange halten die "Glücksritter der Shortpositionen" das durch?

Fakt ist, dass es zu einem dynamischen Zinsanstieg bei den 10-jährigen Treasuries seit Oktober 2020 von 0,60 % auf 1,50 % in kurzer Zeit gekommen ist. Dagegen ist die Anpassung bei den Bundesanleihen von -0,50 % auf -0,20 % völlig überschaubar.

Was wir am Reverse-Repo-Markt sehen, ist eine historische Anomalie, die Ausdruck einer Schwäche des angeblich liquidesten Marktes der Welt ist. Auch hier kann man die Erosion des Status der Weltleitwährung USD in zarten Ansätzen erkennen, wenn man es erkennen will.

Zum Nachlesen:

© Bloomberg

Zurück zu Powells Haltung gestern: Die Nichtbeachtung des Wunsches des Marktes macht vor diesem Hintergrund aus Sichtweise der US-Notenbank noch mehr Sinn. Die Marktkräfte, die gegen die Interessen der Fed vorgehen, werden nicht subventioniert.

Was Märkte aus diesem Thema machen (Aktien, USD-Bewertung) mag vor diesem Hintergrund unangemessen sein. Es liegt im Auge des Betrachters.

China: Top und beeindruckend im Vergleich zu USA

Auf der Sitzung des Nationalen Volkskongresses hat China das Wirtschaftswachstumsziel auf mehr als sechs Prozent festgelegt (IWF Prognose 8 %+). Man habe laut Ministerpräsident Le Keqiang dabei die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität berücksichtigt. Trotz der Pandemie wuchs das BIP des Landes im vergangenen Jahr um 2,3 %, was für große Wirtschaftsnationen per 2020 ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Top!

Im Einklang mit der sich erholenden Wirtschaft erwartet die Regierung für 2021 ein Haushaltsdefizit in Höhe von circa 3,2 % des BIP (USA circa 15 % des BIP). Für die Verbraucherpreisinflation hat sich die Regierung per 2021 auf rund drei Prozent festgelegt.

Was China an Daten liefert, ist beeindruckend. Die Daten lassen sich indirekt verifizieren (Rohstoffverbrauch, Handelsbilanzen etc.) und machen Sinn. Der euroasiatische Raum ist Taktgeber für die Weltwirtschaft. Ein Angriff durch hybride Kriege (USA/Westen) ist immer auch ein faktischer Angriff auf sich selbst (Westen).

USA: Flop im Vergleich zu China:

Das Haushaltsbüro des US-Kongresses (CBO) erwartet, dass die öffentlichen US-Schulden bis 2051 auf 202 % des BIP zunehmen. Flop!

Es werden aber nicht nur die öffentlichen Schulden sein. Die Gesamtverschuldungsdynamik ob, Staat, private Haushalte und Unternehmen ist im Verhältnis zum BIP kritisch.

Wir verweisen diesbezüglich erneut darauf, dass die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft unausgeprägt sind und absehbar bleiben, auch wenn es nicht politisch korrekt ist.

So sieht ein ausgeprägter Flop des Westens aus: Entwicklung seit Lehman bis heute

© SOLVECON-INVEST GmbH

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Ex-Retail läuft es, starker Arbeitsmarkt!

Der von IHS/Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors stieg per Februar von zuvor 44,1 auf 45,0 Punkte. Die Einzelhandelsumsätze sanken per Berichtsmonat Januar maßgeblich wegen der verfügten Lockdowns im Monatsvergleich um 5,9 % (Prognose -1,1 %) nach zuvor +1,8 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 6,4 % (Prognose -1,2 %) nach zuvor +0,9 %.

Die Arbeitslosenrate verharrte per Januar nach der Revision des Dezemberwerts von 8,3 % auf 8,1 % bei 8,1 % (Prognose 8,3 %). Der Auftragseingang der Industrie Deutschlands verzeichnete per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,4 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor -2,2 % (revidiert von -1,9 %).

USA: Positiv!

Laut Challenger Report waren per Februar 34.531 Jobs von Entlassungsankündigungen betroffen (Vormonat 79.552, Vorjahr 56.660). Die Arbeitslosenerstanträge legten in der Berichtswoche von zuvor 736.000 (revidiert von 730.000) auf 745.000 zu (Prognose 750.000). Gemäß Revision sank die Produktivität per 4. Quartal im Quartalsvergleich um 4,2 % (Prognose -4,7 %, vorläufiger Wert -4,8 %). Der Auftragseingang der Industrie stieg per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 2,6 % (Prognose 2,1 %) nach zuvor 1,6 % (revidiert von 1,1 %).

Japan: Reserven leicht reduziert

Die Devisenreserven stellten sich per Februar auf 1.379,4 Mrd. USD nach zuvor 1.392,1 Mrd. USD.

Russland: Reserven legen leicht zu

Die Devisenreserven stiegen per Stichtag 26. Februar von zuvor 585,8 Mrd. USD auf 589,6 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2220 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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