Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1850 (06:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1830 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,02. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,64. EUR-CHF oszilliert bei 1,0834.

In den letzten 24 Handelsstunden erreichten uns eine Reihe bemerkenswerter Daten.

Wir beginnen mit den deutschen Steueraufkommen. Per Juli 2020 sanken die Steuereinnahmen im Jahresvergleich nur noch marginal um 0,3 % auf 53,34 Mrd. Euro. Zum Teil lässt sich dieses erstaunlich positive Ergebnis mit Steuerstundungen aus dem April begründen, die per Juli fällig wurden. Das griffe aber zu kurz. Die deutsche Wirtschaft kam in den politisch verordneten Absturzmodus im 2. Quartal.

Diesbezüglich ist der Rückgang des Steueraufkommens in den ersten sieben Monaten überschaubar. Von Januar bis August lag das Steueraufkommen acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Gemäß der Steuerschätzung wird für das Gesamtjahr 2020 ein Rückgang von zehn Prozent unterstellt. Diese Steuerschätzung steht aus meiner Sicht zur Disposition, sofern sich die Corona-Lage nicht massiv zuspitzt.

Auch die Entwicklung der Leistungsbilanz der Eurozone per Juni, die sich wieder in bekannte Fahrwasser solider Überschüsse dank attraktiver und konkurrenzfähiger Produkte und Dienstleistungen bewegt (siehe Datenpotpourri), impliziert eine für den Mainstream unerwartete Widerstandskraft der Weltwirtschaft.

Interessant sind auch die Umsatzzahlen der Maersk-Reederei per 2. Quartal. Es ergab sich ein Umsatzrückgang um sieben Prozent in dem Quartal des globalen Lockdown. Das ist erstaunlich überschaubar.

Wir haben uns bewusst nicht am Wettlauf der BIP-Negativprognosen, die viel mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, beteiligt. "Food for thought!"

Neue Fed-Strategie ist Verstärkung der alten Strategie!

Die Federal Reserve steht nach durch die Corona-Krise bedingten Verzögerungen vor dem Abschluss ihres Strategiechecks.

Hintergrund: Der Auftrag der Federal Reserve ist es, Vollbeschäftigung zu fördern (anders als die EZB!) und für Preisstabilität zu sorgen. Bei der Inflation strebt sie eine Jahresteuerung von zwei Prozent an.

  • Auf der aktuellen Fed-Sitzung wurden Modelle besprochen, die eine flexiblere Auslegung des Ziels um den Inflations-Ankerpunkt von zwei Prozent ermöglichen würden.
  • Bezüglich der wirtschaftlichen Umbrüche sei eine Präzisierung der Stellungnahme zu Langfristzielen und zur geldpolitischen Strategie hilfreich, verlautet es aus der US-Notenbank.

Man will die Geldpolitik damit transparenter und nachvollziehbarer machen. Die Änderungen sollten in naher Zukunft umgesetzt werden.

Damit verschärft die US-Notenbank die Vollkaskopolitik seitens der Notenbank, die unter Alan Greenspan nach der Ära Paul Volcker implementiert wurde. Es ist also kein Strategiewechsel, sondern es handelt sich um eine Strategieverschärfung. So steht eine Nivellierung der Aussagkraft der Inflationsdaten durch flexiblere Auslegungen im Raum - und noch mehr Verbalakrobatik, um erhöhte Berechenbarkeit der Notenbank für die "Märkte" zu gewährleisten.

Vollkaskopolitik minimiert natürliche Risikoaversion, die für Märkte sehr gesund ist (Selbstkontingentierung). Anders ausgedrückt will man seitens der US-Notenbank nicht erkennen, dass der unter Alan Greenspan eingeschlagene Weg mehr als diskussionswürdig war und ist. Die Finanzbranche wird sich freuen, denn faktische Vollkaskoversicherung des Staates macht das Leben einfacher. Diplomatischer konnte ich das nicht ausdrücken.

Mit der Überarbeitung der Strategie wird die Fed voraussichtlich weiter eine sehr lockere Geld- und Interventionspolitik umsetzen.

Erneut appellierte der Fed-Chef an die Politik, tatkräftig bei der Stabilisierung der US-Wirtschaft mitzuwirken. Bei den derzeitigen Gesprächen über das neue Hilfspaket zwischen den Demokraten und den Republikanern hakt es bekanntlich. Laut Insidern könnte es im Rahmen einer Kompromisslösung auf ein Hilfsprogramm im Volumen von rund 500 Mrd. USD hinauslaufen.

Fazit: Der Nivellierungscharakter der Strategieverschärfung wird dem USD und dem USD-Leitwährungsstatus keine Unterstützung bieten, ganz im Gegenteil.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die datentechnischen Verwerfungen als Folge der Corona-Krise nivellieren sich in der Eurozone Stück für Stück. Gestern war das an der Normalisierung des Leistungsbilanzüberschusses der Eurozone erkennbar. Dieser Überschuss ist übrigens Ausdruck des attraktiven Angebots aus der Eurozone im Kontext freier Märkte, für die die USA auch einmal standen, aber das ist lange her. Dort mag man Dirigismus, wenn es für einen selbst nicht läuft (und nur dann!)! Auch dieser Schwenk in den USA ist Ausdruck von Beliebigkeit, nicht von Kontinuität im Wertekontext.

Eurozone: Leistungsbilanzüberschuss normalisiert sich

Laut finaler Berechnung sanken die Verbraucherpreise im Monatsvergleich per Berichtsmonat Juli um 0,4 % (Prognose -0,3 %) nach zuvor +0,3 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,4 % nach zuvor 0,4 % (Prognose 0,4 %). Die Kernrate der Verbraucherpreise ging per Juli im Monatsvergleich um 0,3 % zurück (Prognose -0,2 %) nach zuvor -0,2 %. Im Jahresverglich ergab sich eine Zunahme um 1,2 % (Prognose 1,2 %) nach zuvor 1,2 %.

Die Leistungsbilanz wies per Berichtsmonat Juni in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 20,69 Mrd. Euro nach zuvor 8,00 Mrd. Euro aus. Damit kommt die Leistungsbilanz nach den Corona-Irritationen wieder in bekanntes Fahrwasser.

Die deutschen Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2 % (Prognose 0,1 %) nach zuvor 0,0 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,7 % (Prognose -1,8 %) nach zuvor -1,8 %.

UK: Eine zarte Prise Stagflation

Im UK legten die Verbraucherpreise per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,4 % (Prognose -0,1 %) nach zuvor 0,1 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,0 % (Prognose 0,6 %) nach zuvor 0,6 %. Die Kernrate der Verbraucherpreise nahm per Juli im Monatsvergleich um 0,4 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor 0,2 % zu. Im Jahresvergleich stieg sie um 1,8 % (Prognose 1,3 %) nach zuvor 1,4 %.

China: Zentralbank mit ruhiger Hand

Die chinesische Zentralbank (PBoC) hat die Leitzinsen unverändert belassen. Die Prime Rate für einjährige Kredite steht weiter bei 3,85 % und die für fünfjährige Kredite bei 4,65 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1400 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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