Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0009 (05:38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9925 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,80. EUR-CHF oszilliert bei 0,9918.

Finanzmärkte: Guter Start in die Woche, aber …

Gestern hielt die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten an. Aktienmärkte tendierten freundlich. Hintergründe waren vielfältig. Die Markttechnik lieferte Unterstützung. In der Ukrainekrise sind sehr zarte Akzente einer Hinwendung zu Diplomatie spürbar. So wurde beispielsweise bekannt, dass Moskau und Washington in Gesprächen zur Abwehr einer nuklearen Eskalation sind.

An den Kapitalmärkten setzte sich die Zinsversteifung fort. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe liegt heute früh bei 2,34 %. US-Staatsanleihen rentieren mit 4,23 %.

Der USD hat leicht Federn gelassen. Der Euro konnte sich über die Marke der Parität zum USD bis auf 1,0034 im US-Handel befestigen. Edle Metalle verloren dagegen gegenüber dem USD leicht an Boden.

Es war ein gelungener Start in die Woche. Hinsichtlich der anstehenden „Midterm Elections“ in den USA wird Nervosität zunehmen. Nervosität ist kein unterstützender Katalysator für Risikobereitschaft. Ergo nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass Aktienmärkte die Terraingewinne konsolidieren oder dass leichte Korrekturen dominieren. Da es sich um ein US-Risiko handelt, sind weitere leichte Kursverluste des USD nicht auszuschließen.

Klimagipfel: UN-Chef Guterres warnt

UN-Chef Guterres hat die internationale Gemeinschaft auf dem Klimagipfel, an dem 200 Länder teilnehmen, zum Handeln aufgerufen. Es seien zu wenige Fortschritte gemacht worden, um die Erde vor einer übermäßigen Erwärmung zu retten. Guterres forderte einen Pakt zwischen den reichsten und ärmsten Ländern der Erde, um sicherzustellen, dass ärmere Länder ihre Emissionen reduzieren. Die beiden größten Volkswirtschaften, die USA und China, hätten eine besondere Verantwortung, sich gemeinsam dafür einzusetzen.

Kommentar: Die Warnung seitens Guterres ist unanfechtbar. Es ist Kooperation auf multilateraler Basis erforderlich. Passt dazu ein unilateraler Anspruch, der Grundlage geopolitischer Krisen ist, die sich allesamt negativ auf die Klimabilanz auswirken?

„Midterm elections“:

In den USA stehen heute Kongresswahlen an. Es stehen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Sitze im Senat zur Disposition.

In dem Wahlkampf wurde die Teilung der Gesellschaft und des Landes mehr als deutlich. Die Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die technische Rezession in den USA als auch die hohe Inflation liefern den Republikanern in dem Wahlkampf Munition. Die Demokraten fokussierten sich im Wahlkampf auf die Verteidigung der Demokratie.

Was wäre notwendig, um die aktuelle politische Balance im Repräsentantenhaus zu verändern?

Die Republikaner benötigen gegenüber der letzten Wahl fünf zusätzliche Sitze, um die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu gewinnen.

Wie wahrscheinlich ist das?

Laut Umfragen ist die Wahrscheinlichkeit hoch.

Was wäre notwendig, um die aktuelle politische Balance im Senat zu verändern?

Bisher dominieren die Demokraten den Senat mit nur einer Stimme. Hinsichtlich der aktuellen Umfragen ist das Bild hier nicht eindeutig.

Welche Risiken gibt es für US-Präsident Biden?

Sollten die Demokraten die Kontrolle über eine der beiden Parlamentskammern verlieren, könnten die Republikaner die Arbeit der Regierung erschweren. Sollten beide Kammern verloren gehen, besteht das Risiko einer „lame duck“ Präsidentschaft.

Was wird noch gewählt?

Neben dem Kongress werden 36 Gouverneursposten und weitere politische Ämter auf Bundesstaats- und Kommunalebene besetzt.

Kommentar: Ich gehe davon aus, dass mindestens eine Kammer von den Demokraten verloren wird. Damit wird das Regierungsgeschäft Bidens schwieriger. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Folgen für das US-Management der Ukraine-Krise haben. Das gilt umso mehr, wenn beide Kammern verloren gingen.

Abzuwarten bleibt, ob es bei dieser Wahl nicht wieder zu Auseinandersetzungen über die Wahlergebnisse kommt. Darin liegt in meinen Augen ein erhebliches Risiko für die USA, für das Ansehen der USA, aber auch ultimativ für den Führungsanspruch der USA. Es lieferte auch einen Fragenkatalog für Westeuropa.

Finanzminister Lindner warnt

Hinsichtlich der massiven Subventionen (u.a. Halbleiter 52 Mrd. USD) und Steuervorteile der US-Regierung für Investitionen hat Bundesfinanzminister Lindner vor Folgen für Europa gewarnt. Der Inflation Reduction Act von Präsident Biden hätte Konsequenzen für Europa. Man müsse schauen, dass es nicht zu einem Handelskonflikt komme. Die Bundesregierung sei besorgt, dass europäische Unternehmen und Industrien betroffen sein könnten. Der richtige Weg sei es, im Rahmen der gemeinsamen Task Force das Gespräch mit der US-Regierung zu suchen. Beide Seiten sollten an Handel und Zusammenarbeit interessiert sein.

Kommentar: Es erfreut, dass die Bundesregierung das kritische Thema erkennt. Das Interesse der USA, sich zu reindustrialisieren, ist seit Jahren bekannt. Europa bezahlt maßgeblich für die Sanktionspolitik und eröffnet den USA Chancen, die jetzt durch Subventionsprogramme potenziert werden. Die Avancen der US-Regierung an die deutsche Industrie hatte das Handelsblatt schon vor Wochen öffentlich gemacht. Das Interesse der Bundesregierung an einem Handelsabkommen mit den USA, das gestern öffentlich gemacht wurde, darf vor diesem Hintergrund auf keinen Fall europäische Augenhöhe vermissen lassen! Sorgen sind berechtigt!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Konsumstimmung schwächer – Deutsche Industrieproduktion positiv

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Oktober von 45,3 auf 44,9 Punkte.

Der Sentix Index für die Eurozone legte per November von zuvor -38,3 auf -30,9 Punkte zu (Prognose -35,0).

Deutschland: Die Industrieproduktion nahm per September im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor -1,2 % (revidiert von -0,8 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,52 % nach zuvor 2,10 % (revidiert von 2,52 %).

UK: Einzelhandel im Jahresvergleich weiter auf positivem Terrain

Laut BRC verzeichneten die Einzelhandelsumsätze per Oktober im Jahresvergleich eine Zunahme um 1,2 % nach zuvor 1,8 %.

USA: Anstieg der Verbraucherkredite geringer als erwartet

Der Index „Employment Trends“ sank per Oktober von zuvor 120,73 (revidiert von 120,17) auf 119,57 Zähler. Das Niveau ist historisch betrachtet weiter hoch.

US-Verbraucherkredite nahmen per September um 24,98 Mrd. USD (Prognose 30,0 Mrd. USD) nach zuvor 30,18 Mrd. USD (revidiert von 32,24 Mrd. USD) zu.

China: Devisenreserven nehmen zu

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonat Oktober auf 3.052 Mrd. USD (Prognose 3.018 Mrd. USD) nach 3.029 Mrd. USD.

Japan: Durchwachsenes Bild

Die Devisenreserven beliefen sich per Oktober auf 1.194,6 Mrd. USD nach zuvor 1.238,1 Mrd. USD.

Die Ausgaben der privaten Haushalte legten per September im Monatsvergleich um 1,8 % (Prognose 1,7 %) nach -1,7 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,3 % (Prognose 2,7 %) nach zuvor 5,1 %.

Der Index der Frühindikatoren sank per September um 3,9 Punkte (Vormonat +2,4), während der Lageindex um 0,7 Zähler nachgab (Vormonat +1,7).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg

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