Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0545 (05:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0537 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,28. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,73. EUR-CHF oszilliert bei 0,9926.

Finanzmärkte: „Bewölkter“ – US-Daten und Geopolitik belasten

Zum Wochenschluss nahm Risikoaversion an den Finanzmärkten zu. Besser als erwartete US- Konjunkturdaten und mehr noch kritischere US-Inflationsdaten (siehe Datenpotpourri) befeuerten Zinsängste, die sich an Aktienmärkten belastend auswirkten.

Zusätzlich zeichnet sich ein Bild analog zum März 2022 ab. Seinerzeit scheiterte der von der Türkei initiierte und begleitete Vermittlungsversuch in der Ukraine-Krise, der weit gediehen war, durch Intervention aus Washington und London (Besuch Boris Johnsons in Kiew). Der aktuelle Versuch Chinas, die Kontrahenten an den Vermittlungstisch zu bringen, stößt auf Widerstand und Skepsis in westlichen Ländern (u.a. Steinmeier).

Das G-20 Treffen endete ohne Kommuniqué. Sanktionen werden seitens der EU und den USA weiter gegen Moskau verschärft. Die Sanktionen fragmentieren die Weltwirtschaft und weisen insbesondere für Europa in Richtung einer Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Investitionen und Wachstum. Gleichzeitig wird die Finanzierung Kiews durch Weltbank, IWF und die westlichen Staaten sichergestellt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Bild, das die Wahrscheinlichkeit einer weiteren militärischen Eskalation wahrscheinlich erscheinen lässt. So zeigte sich London offen für Flugzeuglieferungen an Kiew. In der Folge dieser Entwicklungen kamen die europäischen und amerikanischen Märkte unter Druck. Auch Asiens Aktienmärkte verzeichnen heute früh leichte Verluste.

Am Rentenmarkt ergab sich eine Zinsversteifung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh bei 2,53 % (Vortag 2,47 %) und 10-jährige US-Staatstitel werfen 3,94 % ab (Vortag 3,87 %).

Der USD zeigt sich gegenüber dem EUR freundlich. Mit zutiefst 1,0537 markierte der EUR im US-Handel den schwächsten Stand seit dem 6. Januar 2023. In der Folge standen auch Gold und Silber gegenüber dem USD unter Druck.

Kommentar: Aktienmärkte verlieren, Rentenmärkte verlieren, Immobilienmärkte verlieren, Gold und Silber verlieren. So sieht Risikoaversion aus. Sie bedingt eine Liquiditätspräferenz. Wer gewinnt in diesem Kontext? Der USD gewinnt an Boden. Nervosität hat erkennbar zugenommen. Das Risiko, dass es zu einem verschärften Abverkauf von Risikoaktiva kommt, hat zugenommen.

Frankfurt: Bundesbankpräsident Nagel positioniert sich klar

Der Preisdruck sei im Euroraum viel zu hoch. Nagel sieht die EZB-Politik noch nicht im restriktiven Bereich. Es wäre ein Kardinalfehler zu früh mit der Straffung nachzulassen. Das Erfordernis weiterer deutlicher Zinsschritte könnte nicht ausgeschlossen werden.

Kommentar: Sachlich ist nichts gegen die Positionen Nagels einzuwenden. Die Worte sind auch an den Devisenmarkt gerichtet, denn ein Verfall des Euros würde importierte Inflation forcieren und damit den Zielen der EZB entgegen wirken. Fazit: Höhere Zinsen = Risiko für Risikoaktiva.

Deutschland: Hochsteuerland

Im Vergleich werden Unternehmen in Deutschland durchschnittlich stärker mit Steuern belastet als in anderen großen Volkswirtschaften innerhalb Europas. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des ZEW in Mannheim, das regelmäßig für die EU-Kommission erstellt wird. O-Ton: „Deutschland hat gegenüber Frankreich, Italien und UK Hochsteuerlandcharakter für Investitionen.“ Der Grund seien seit 15 Jahren fehlende Reformen.

 

Die deutsche Wirtschaft (BDI) hat deshalb eine Entlastung mit einem künftigen Steuerziel von 25 % gefordert. Damit wäre Deutschland international zumindest im Mittelfeld und nicht länger ein Höchststeuerland für Unternehmen.

Kommentar: Deutschland steht im globalen Wettbewerb um Investitionen. Der Status als Hochsteuerland, nur Spanien (29 %) und Japan (34,1 %) zahlen mehr, ist äußerst hinderlich.

Deutschland: Weitere Belastung!

Die Arbeitgeber kritisierten die Erhöhung der Pflegebeiträge um 0,35 %, die 6,6 Mrd. EUR in die Kassen der Pflegeversicherung spülen soll.

Kommentar: Aus Sicht der der Unternehmen ist die Kritik verständlich, denn der Kostendruck steigt an allen Enden, ob bei Löhnen, ob jetzt bei Beiträgen zur Pflegeversicherung, durch mehr Bürokratie oder durch höhere Energierechnungen bei gleichzeitig nahezu den höchsten Steuerbelastungen im globalen Kontext.

Deutschlands Standortbedingungen: Klartext!

Was erwartet die deutsche Politik von unseren Unternehmen und potentiellen internationalen Investoren: Toleranz eines Höchststeuersystems - Toleranz bezüglich eines Hochpreisenergielandes bei Versorgungsrisiken (nach 2024) - Toleranz bezüglich eines üppigen Sozialstaats bei wachsenden Belastungen - Toleranz gegenüber einem abnehmenden Bildungsniveau - Toleranz gegenüber immer mehr Bürokratie - Toleranz gegenüber kritischer Demografie - Toleranz gegenüber maroder und ineffizienter Infrastruktur - Toleranz gegenüber einer Außenpolitik, die eigene Interessenvertretung kleiner schreibt.

Was machen die Unternehmen? Kommen sie oder gehen sie (BASF, BMW, Bosch, Linde)?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutschlands BIP enttäuscht

Deutschland: Gemäß detaillierter Berechnung sank das BIP Deutschlands per viertem Quartal 2022 im Quartalsvergleich saisonal bereinigt um 0,4 % (Prognose -0,2 %, vorläufiger Wert -0,2 %). Im Jahresvergleich kam es in der saisonal bereinigten Fassung zu einem Anstieg um 0,9 % (Prognose und vorläufiger Wert 1,1 %).

Deutschland: Der GfK-Konsumklimaindex legte per Berichtsmonat März von zuvor -33,8 (revidiert von -33,9) auf -30,5 (Prognose -30,4) Punkte zu.

Frankreich: Der Konsumklimaindex sank per Februar von 83 (revidiert von 80) auf 82 Punkte (Prognose 82).

USA: Wirtschaftsdaten und Inflation höher

Der PCE (Personal Consumption Expenditure) Index, der im Fokus der US-Notenbank steht, legte per Januar im Monatsvergleich um 0,6 % nach 0,2 % (revidiert von 0,1 %) und im Jahresvergleich um 5,4 % nach zuvor 5,3 % (revidiert von 5,0 %) zu. Damit wurde die fallende Tendenz im Jahresvergleich seit Juni 2022 ausgehend von 6,80 % gebrochen. Die Kernrate dieses Preisindex legte im Jahresvergleich von 4,6 % (revidiert von 4,4 %) auf 4,7 % zu (Prognose 4,3 %, Hochpunkt Februar 2022 5,2 %).

Die persönlichen Einkommen nahmen im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor 0,3 % (revidiert von 0,2 %) zu. Die Konsumausgaben verzeichneten im Monatsvergleich einen Anstieg um markante 1,8 % (Prognose 1,3 %) nach zuvor -0,1 % (revidiert von -0,2 %). Es war der größte Anstieg seit März 2021.Zudem stieg die Sparrate. Bei der Extrapolation dieser Daten ist Vorsicht geboten, da es im Berichtsmonat zu erheblichen statistischen Anpassungen gekommen ist.

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich laut finaler Ermittlung per Februar auf 67,0 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 66,4). Damit markierte der Index den höchsten Stand seit Januar 2022.

Der Absatz neuer Wohnimmobilien lag in der annualisierten Fassung per Januar bei 670.000 (Prognose 620.000) nach zuvor 625.000 (revidiert von 616.000). Es war der höchste Absatz seit August 2022 (685.000).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 – 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!

 

 

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