Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9656 (05:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9569 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138,97. EUR-CHF oszilliert bei 0,9501.

Folgen der Ukraine-Krise immer weitreichender

Die Konsequenzen aus der Ukraine-Krise werden für Europa immer umfassender, da die Krise latent weiter eskaliert. Entspannungen sind nicht absehbar.

Kommentar: Neben den negativen Weltkonjunkturfolgen, die in der im Oktober anstehenden Konjunkturprognose des IWF (World Economic Outlook) quantitativ augenfälliger werden (bisher prognostizierter Schaden am Welt BIP bei circa zwei Billionen USD, BIP der Ukraine circa 150 Mrd. USD), ergeben sich insbesondere in Europa politische Entwicklungen, die Ausdruck zunehmender Frustration in den Bevölkerungen spiegeln. Das galt für Schweden, es gilt nun auch für Italien. Damit stellen sich für die EU und Eurozone zunehmend politische Funktions- und Stabilitätsrisiken ein (Themen u.a. öffentliche Haushalte, Asylpolitik, Sanktionspolitik).

Darüber hinaus ergeben sich an Finanzmärkten Vertrauensrisiken, die in der Bewertung des Euros messbar sind. Der Verfall des Euros, der heute in Fernost den tiefsten Stand seit Sommer 2002 markierte, korreliert mit dem Verfall der Handelsbilanz, die zuletzt ein historisch hohes Defizit von mehr als 40 Mrd. EUR auswies. Diese Entwicklung beschreibt unter anderem das Risiko der Deindustrialisierung Europas. Die Risiken importierter Inflation (Verlust der binnenwirtschaftlichen Kaufkraft) und der Verarmung im internationalen Kontext (Verlust der außenwirtschaftlichen Kaufkraft) stehen für die EU und die Eurozone im Raum.

Dabei gibt es einen qualitativen Unterschied zu den bisherigen Stresslagen, beispielsweise der Defizitkrise. Die vorherigen Krisen konnten durch Reformpolitiken und eigenständiges Handeln innerhalb Europas neutralisiert werden. Die aktuelle Krise hat eine andere Qualität. Sie kommt von außen. Diese Krise ist erkennbar nicht durch Europa beendbar, nachdem sich die EU in der Sanktionspolitik vereinnahmen ließ. Das Krisenmanagement liegt in Moskau und Washington.

Euro schwach – Pfund bricht ein

Der Verfall des Außenwerts des Euros und noch mehr des britischen Pfunds werden zunehmend kritisch. Der Euro hat gegenüber dem USD im Jahresvergleich von 1,17 auf heute früh in Fernost in der Spitze 0,9569 verloren. Das ist ein Kursverlust in Höhe von circa 18 %. Der Verlust des Pfundes gegenüber dem USD stellte sich im identischen Zeitraum auf circa 23 %.

Kommentar: An der Bewertung unserer europäischen Währungen wird deutlich, dass der europäische Standort für reale und finanzwirtschaftliche Investitionen massiv an Attraktivität verloren hat. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen (Korrelation zur Ukraine-Krise), stünden uns in Europa nicht nur temporäre, sondern dauerhafte Wohlstands- und Stabilitätsverluste ins Haus.

Die politischen Subventionsmaßnahmen, die derzeit getroffen werden, mögen den kurzfristigen Schmerz der eingeschlagenen Politik mildern, mehr jedoch nicht, denn es sind allesamt konsumtive Maßnahmen, die am Ende die Chancen der kommenden Generationen erodieren. Subventionen muss man sich darüber hinaus leisten können. Die internationalen Devisenmärkte stellen Europa diesbezüglich ein emotionsloses und eindeutiges Zeugnis aus.

Italien hat sich entschieden

Italien hat gewählt. Laut aktuellen Hochrechnungen kommt das so genannte rechte Lager auf 42,8 % der Stimmen. Das reicht hinsichtlich der in Italien angewandten Arithmetik für die absolute Mehrheit im Parlament.

Kommentar: Damit verändert sich voraussichtlich die politische Landkarte in der EU und in der Eurozone. Hinsichtlich der bisher verfolgten Politikansätze der EU wird es absehbar nicht einfacher. Entscheidend für das Schicksal der EU und der Eurozone wird sein, in wie weit die Interessen der Bürger der EU und der Eurozone ernst genommen werden oder ob andere Loyalitäten eine profundere Rolle spielen werden.

Deutschland: Immobilienmarkt noch resilient – oder gibt es einen anderen Grund?

Die Immobilienpreise in Deutschland ziehen trotz hoher Bauzinsen, teurer Baumaterialien und hoher Energiekosten weiter mit hohem Tempo an. Laut eines Vorabberichts der Zeitungen der Funke Mediengruppe geht das aus Untersuchung des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) unter 450 Städten und Gemeinden hervor.

Nach dem IVD-Wohn-Preisspiegel hätten Einfamilienhäuser mit mittlerem Wohnwert im Betrachtungszeitraum vom zweiten Quartal 2021 bis Ende des zweiten Quartals 2022 im bundesweiten Durchschnitt um 9,7 % zugelegt. Bei Eigentumswohnungen stellte sich eine Zunahme um 12,1 % ein. Als Konsequenz dieser Entwicklungen geht der IVD-Präsident Jürgen Michael Schick davon aus, dass die Mietpreise künftig wieder stärker steigen könnten.

Kommentar: Diese Entwicklung ist bemerkenswert. Sie deckt jedoch nur den Zeitraum bis Ende Juni ab. Sowohl die seitdem fortgesetzte Eskalation der Ukrainekrise als auch der gleichzeitige Konjunkturverfall insbesondere in Europa implizieren potentielle schwächere Preisentwicklungen am Immobilienmarkt. Das Thema Privatinsolvenzen wird aktueller, damit voraussichtlich auch das Thema von Zwangsverkäufen, die sich negativ auf das Preisgefüge auswirken.

Die Widerstandskraft am deutschen Wohnimmobilienmarkt mag aber auch damit zusammenhängen, dass das Misstrauen gegen den Euro zunimmt und freie Liquidität Sachanlagen sucht. Das politische und das zentralbankpolitische Versagen forciert Misstrauen in einem System, das solitär auf Vertrauen basiert ist. „Food for thought!“

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: PMIs schwächer - Eurozone verliert

Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per September:

Verarbeitendes Gewerbe:48,5 (Prognose 48,7) nach zuvor 49,6
Dienstleistungssektor:48,9 (Prognose 49,0) nach zuvor 49,8
Composite Index:48,2 (Prognose 48,2) nach zuvor 48,9

 

UK: Composite Index schwächer

Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per September:

Verarbeitendes Gewerbe:48,5 (Prognose 47,5) nach zuvor 47,3
Dienstleistungssektor:49,2 (Prognose 50,0) nach zuvor 50,9
Composite Index:48,4 (Prognose 49,0) nach zuvor 49,6

 

Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel sank per September von zuvor +37 auf -20 Punkte (Prognose +10).

USA: Im Vergleich zu Eurozone und UK der Gewinner!

Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per September:

Verarbeitendes Gewerbe:51,8 (Prognose 51,1) nach zuvor 51,5
Dienstleistungssektor:49,2 (Prognose 45,0) nach zuvor 43,7
Composite Index:49,3 nach zuvor 44,6

 

Japan: Japan besser als USA, UK und Eurozone (Composite Index)

Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices (Jibun Bank) per September:

Verarbeitendes Gewerbe:51,0 nach zuvor 51,5
Dienstleistungssektor:51,9 nach zuvor 49,5
Composite Index:50,9 nach zuvor 49,4

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag wünscht Ihnen

Folker Hellmeyer

In eigener Sache:

Mein Report fällt in dieser Woche von Dienstag bis Freitag wegen Reisetätigkeiten und anderer Verhinderungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis.

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