Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0893 (05:45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0803 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 129,69. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,25. EUR-CHF oszilliert bei 1,0000.

Finanzmärkte: Freundlicher Wochenausklang

Die letzte Woche endete mit einem versöhnlichen und freundlichen Ausklang an den Finanzmärkten. Aktienmärkte, insbesondere US-Märkte, gewannen an Boden. In China herrscht Ruhe wegen des „Spring Festivals“ (Chinese Lunar New Year).

An den Kapitalmärkten ergab sich eine Zinsversteifung. In der Eurozone wurde diese Entwicklung durch falkenhafte Töne des niederländischen Zentralbankchefs Knot unter anderem forciert (siehe unten). 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 2,17 % (Vortag 2,05 % ), US-Staatsanleihen mit 3,47 % (Vortag 3,40 %).

Der USD neigte auch wegen der Einlassungen Knots gegenüber dem Euro zu Schwäche. Zwischenzeitlich kam es zu Notierungen oberhalb der Marke von 1,0900. Gold und Silber konnten in der Folge leicht Boden gegenüber dem USD gewinnen.

FT: Brasilien und Argentinien wollen gemeinsame Währung prüfen

Brasilien und Argentinien werden laut Financial Times (FT) zeitnah den Start von Vorarbeiten für eine gemeinsame Währung verkünden. Der Plan soll in der neuen Woche bei einem Gipfeltreffen in Buenos Aires diskutiert werden. Es würde erörtert, wie die neue Währung den Handel in der Region verstärken und die Abhängigkeit vom USD verringern könne. Brasilien will die neue Währung „Sur" nennen. Der argentinische Wirtschaftsminister sagte, es werde eine Entscheidung geben, die nötigen Parameter für eine gemeinsame Währung zu prüfen. Dabei werde es etwa um die Größe der Volkswirtschaften, Finanzthemen und die Rolle der Notenbanken gehen.

Kommentar: Diese Absichtserklärung passt in das globale Bild. Der Missbrauch des Leitwährungsstatus des USD durch die Regierungen der USA in den letzten Jahren, der sich unter anderem in der Konfiszierung von Devisen- oder Goldreserven dritter Länder (Venezuela, Afghanistan, Russland) ohne Rechtsgrundlagen als auch Sanktionsregimes bar internationaler Rechtsgrundlagen manifestierte, führt zu Maßnahmen in Ländern, denen ihre Souveränität etwas bedeutet. Es sind bisher jedoch nur Absichtserklärungen. Der Weg dorthin wird steinig sein.

EZB: Steile Äußerungen von Klaas Knot

Die EZB wird laut niederländischem Ratsmitglied Knot sowohl im Februar als auch März die Zinsen um jeweils 0,5 % anheben. Auch in den Monaten danach würde die EZB mit weiteren Zinserhöhungen nachlegen.

Kommentar: Knot impliziert damit eine Zinserhöhungen der EZB auf bis zu circa 4,00 %. Flankiert wurden seine Einlassungen durch den Vertreter Österreichs im EZB-Rat, der sich für mehrere Zinserhöhungen um 0,50 % stark machen will. Das Lager der „Falken“ gewinnt offensichtlich an Boden. Damit würde sich die Zinsdifferenz zum USD deutlicher als von den Märkten antizipiert verkürzen. Der EUR käme unter diesen Konstellationen unter stärkeren Aufwärtsdruck. Entsprechend würde dadurch das Thema der importierten Inflation in das Thema importierter Disinflation verändert. Die konjunkturellen Folgen dieser Entscheidungen lassen wir hier heute außer Acht, denn es ist zunächst Verbalakrobatik. Fakt ist, dass sich bei der letzten Sitzung die moderateren Kräfte durchsetzten. Fakt ist, dass nicht Herr Knot alleine entscheidet.

DIHK-Thesenpapier - Industrie verliert zunehmend Vertrauen in den Staat

Die deutsche Industrie verliert einem Thesenpapier des DIHK zufolge zunehmend das Vertrauen in den Staat. Die klassischen Standortvorteile Deutschlands gingen immer mehr verloren. Dazu zählten verlässliche und transparente Behörden, sichere Energieversorgung, gute Bildung, ausreichende Fachkräfte sowie gute Verkehrsinfrastruktur. Der DIHK forderte von der Koalition zeitnahe Gegenmaßnahmen. Bürokratische Vorschriften und Auflagen müssten gestrichen werden. Verwaltungsverfahren sollten mit verbindlichen Start- und Endterminen versehen werden. Eingereichte Anträge, die in diesem Zeitraum durch Versäumnisse der Behörden nicht beschieden werden, würden automatisch als genehmigt gelten.

Kommentar: Der DIHK kommt mit diesem Thesenpapier sehr spät. Das Vertrauen gegenüber der Industrie wird seit vielen Jahren erodiert. Dazu gehörte auch Merkels Entscheidung (aus parteipolitischen Gründen!) bei dem vorgezogenen Atomausstieg gegebene Gesetzgebung zu brechen. Dieser Gesetzes- und Vertrauensbruch unterminierte die Standortqualität sowohl hinsichtlich des Aspekts der Rechtssicherheit als auch der Kosten. Beide Aspekte sind für Investitionstätigkeit zur Erhaltung des Kapitalstocks, von dem alle Einkommen für den Staat und private Haushalte generiert werden, elementar.

Arbeitgeberpräsident - Werden gewohnten Wohlstand nicht halten können

Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat die Lage der Unternehmen in Deutschland mit Blick auf die steigenden Energiekosten als kritisch eingeschätzt. Viele Unternehmen sähen ihre Existenz in Gefahr und meldeten zum Teil bereits Insolvenz an. Neben der Krise befänden wir uns mitten in einem Strukturwandel. Deutschland sei im internationalen Standortwettbewerb mittlerweile weit zurückgefallen. Wir würden den Wohlstand, an den wir uns in Deutschland gewöhnt haben, nicht halten können. Zudem würde bis 2030 die Zahl der Erwerbstätigen um circa fünf Millionen sinken. Der Staat würde entsprechend weniger Steuern und Beitragseinnahmen zur Verfügung haben.

Kommentar: Die Arbeitgeber kommen spät zu dieser Erkenntnis. Ich verweise auf folgende Interviews (Links): Wir riskieren Schäden wie seit 1949 nicht mehr , Wir sehen derzeit eine einmalige Wohlstandsvernichtung

KfW warnt vor Ära schrumpfenden Wohlstands

Die staatliche Förderbank KfW warnt vor einer wirtschaftlichen Zeitenwende in Deutschland. Laut einer KfW-Analyse bröckele das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum (Vorabbericht der FAZ). Hintergründe seien demnach der Rückgang des Fachkräfteangebots als auch die schwache Produktivitätsentwicklung in den Unternehmen. Sofern sich daran nichts änderte, drohte in Deutschland in dieser Dekade anhaltend stagnierender oder schleichend schrumpfender Wohlstand. Es seien zunehmende Konflikte um eine Verteilung und eine verstärkte Konkurrenz um die Nutzung von knappen Ressourcen zu erwarten.

Die KfW-Experten schlugen drei Maßnahmen vor, um die Probleme zu lösen. Menschen in Deutschland in Arbeit bringen, mehr Zuwanderer ins Land locken und die Arbeitsproduktivität steigern. Keine dieser Stellschrauben allein könnte das Problem lösen.

Kommentar: Das Risiko ist seitens der KfW erkannt, aber nur partiell thematisiert. Das „heiße“ Thema wurde nämlich nicht adressiert. Es geht um den Investitionsstandort und dessen Konkurrenzfähigkeit. Wir leben in einem energetischen Zeitalter. Ohne Energie geht nichts. Energie (Versorgungssicherheit und Preislichkeit) und Produktivität sind miteinander korreliert. Positiv ist, dass die von zu wenigen Köpfen bereits vor Monaten adressierten Risikothemen nun auch von diversen anderen Seiten des Wirtschaftsestablishments aufgenommen werden.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: D: Anstieg der Erzeugerpreise auf niedrigstem Stand (J) seit 11/2021

Die deutschen Erzeugerpreise sanken per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich um 0,4 % (Prognose -1,2 %) nach zuvor -3,9 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 21,6 % (Prognose 20,8 %) nach zuvor 28,2 %. Es war die niedrigste Zunahme im Jahresvergleich seit November 2021.

UK: Einzelhandel bricht weiter ein

Die Einzelhandelsumsätze fielen per Dezember im Monatsvergleich um 1,0 % (Prognose -0,5 %) nach zuvor -0,5 % (revidiert von -0,4 %). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang von 5,8 % (Prognose -4,1 %) nach zuvor -5,7 % (revidiert von -5,9 %).

USA: Immobilienmarkt unter Stress

Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien ging per Dezember im Monatsvergleich um 1,5 % nach zuvor -7,9 % (revidiert von -7,7 %) zurück. In der auf das Jahr hochgerechneten Fassung kam es nominal zu einem Rückgang von 4,08 Mio. (revidiert von 4,09 Mio.) auf 4,02 Mio. (Prognose 3,96 Mio.). Es war der niedrigste Wert seit Mai 2020.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

 

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