Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1555 (07:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1439 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.73. EUR-CHF oszilliert bei 1.1246.

Es gibt derzeit eine dominierende Konfluenz positiver Daten und Entwicklungen. Die Handelsgespräche zwischen Peking und Washington scheinen gemäß der verfügbaren Verlautbarungen erfolgreich gewesen zu sein. Wir erwarten heute eine Presseerklärung seitens der Trump-Administration.

Der Handelskonflikt zwischen Brüssel und Washington ist dagegen weiterhin ungelöst. Stimmen aus Brüssel implizieren, dass es dort keine Fortschritte, aber auch keine Rückschritte gibt. Wir sind zuversichtlich, dass es auch hier zu tragfähigen Kompromissen kommen wird.

Rückläufige Energiepreise, also exogene Faktoren, sorgten in den letzten Monaten für Entspannung an der Preisinflationsfront. Das gilt nicht nur für Europa, sondern auch für China und die USA.

In den USA wird dieses Thema der Entspannung an der Preisfront gekoppelt mit den Konjunkturrisiken, die sich aus der US-Handelsaggression ergeben, von der US-Zentralbank ernst genommen.

Das Thema einer sportlichen Dynamik bei US-Zinserhöhungen steht zur Disposition. Wir haben im Jahresausblick 2019 maximal zwei weitere Zinserhöhungen prognostiziert. Eine Zinserhöhung wurde nach der Veröffentlichung des Ausblicks seitens der Fed bereits geliefert. Es steht noch maximal eine weitere Erhöhung um 0,25% aus.

Wir verweisen diesbezüglich auf die im Fed-Protokoll verlautbarten Einlassungen. Mehrheitlich ist man im Offenmarktausschuss der Federal Reserve der Meinung, dass bezüglich des rückläufigen Preisdrucks und der Risiken Geduld gefragt sei.

Diese Äußerungen dürfen als Indiz einer Wende der US-Zinspolitik diskontiert werden.

Wir sekundieren hier gerne, indem wir beiden genannten Aspekten zustimmen, aber indem wir einen weiteren Katalysator benennen, dessen Tragkraft nicht unterschätzt werden sollte.

Die historisch hohen Verschuldungsgrade des US-Staats, der US-Verbraucher und der US-Unternehmen könnten bei weiteren Erhöhungen des US-Zinsniveaus konjunkturelle und systemische Problemherde in zeitlicher Nähe eröffnen.

Hinsichtlich der Verantwortung der US-Zentralbank für angemessenes Wachstum verbietet sich damit die Fortsetzung des dynamischen Zinserhöhungszyklus. Das Thema der relativ hohen US-Zinsen und das Risiko weiterer dynamischer US-Zinserhöhungen stellten Belastungsfaktoren für die Bewertung der aufstrebenden Länder und der Aktienmärkte dar. Dieser Belastungsfaktor ist deutlich minimiert.

Das Thema Brexit lässt uns nicht los. Die jüngste Wendung bedarf einer kurzen Kommentierung.

Das Parlament hat unter Missachtung der Regeln des Parlaments (historische Anomalie!) die Regierung May verpflichtet, bei einer Ablehnung des verhandelten Deals mit der EU (nach aktuellem Stand sehr wahrscheinlich) innerhalb von drei Tagen einen neuen Plan vorzulegen. Das nehmen wir zur Kenntnis.

Fakt ist, dass die EU den Deal nicht noch einmal neu verhandelt. Damit kann sich der vom Parlament eingeforderte Plan nur darum drehen, den ungeregelten Brexit als Plan zu verfolgen (keine Mehrheit im Parlament), vom Brexit zurückzutreten (keine Mehrheit im Parlament) oder den Austrittstermin mit der EU zu verschieben (problematisch wegen der EU-Wahl), um ein Referendum oder Neuwahlen abzuhalten. Die Politik des UK, die der Welt offeriert wird, lässt den Betrachter nahezu atemlos zurück.

Fakt ist, dass das UK durch das Brexit-Thema gespalten ist. Für die EU wäre dieses gespaltene Land bei Verbleib in der EU ein erheblicher Belastungsfaktor.

Es ist an der Zeit, dass das UK sich verabschiedet. Der Inhalt und die Form der Auseinandersetzung im UK und gegenüber der EU zeigte und zeigt, dass große Teile der Bevölkerung und des Establishments nie in der EU angekommen sind. Da ist ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen.

Kontinentaleuropa freut sich auf die Produktionsstättenverlagerungen im Rahmen des Brexit aus dem UK heraus. Das schafft Kapitalstock, das schafft Wachstumspotential bei uns. Im Fall des ungeregelten Brexit wären die kurzfristig anfallenden Transaktionskosten gegenüber dem geregelten Brexit höher. Das Tempo und die Intensität der Produktionsstättenverlagerungen wäre bei dem ungeregelten Brexit dagegen ultimativ ausgeprägter. Ergo: Keine Angst vor Brexit in Kontinentaleuropa!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die Arbeitslosenrate der Eurozone sank per November von zuvor 8,0% (revidiert von 8,1%) auf 7,9% (Prognose 8,1%). Damit markierte die Quote das niedrigste Niveau seit Oktober 2008. Wir steuern auf das niedrigste Niveau in der Geschichte zu, das per Ende 2007 bei 7,3% markiert wurde. Dieser Erfolg am Arbeitsmarkt wäre auch nicht möglich ohne die Solidarität innerhalb der Eurozone.

Was wäre wohl das Ergebnis am Arbeitsmarkt, wenn man die Eurozone aufgegeben hätte (so wie das UK die EU verlassen will), wie es manche Populisten so lautstark forderten und manche immer noch fordern?

Griechenlands Industrieproduktion setzte per November mit einem Anstieg im Jahresvergleich um 3,1% einen positiven Akzent.

In Italien sank die Arbeitslosenquote per Berichtsmonat November von 10,6% auf 10,5%.
Dagegen enttäuschte das Verbrauchervertrauen in Frankreich, das mit einem Rückgang von 91 auf 87 Punkte das tiefste Niveau seit vier Jahren markierte. Hier sehen wir einen Zusammenhang mit der Problematik "Gelbe Westen".

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250 - 80 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!

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