Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9947 (05:45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Stunden bei 0,9901 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136,14. EUR-CHF oszilliert bei 0,9606.

An den Finanzmärkten dominiert Katerstimmung

Zwei Aspekte belasten aus der außenpolitischen Arena hinsichtlich Ausweitung des Ukraine-Kriegs. Im Daily Mirror werden britische Soldaten aufgefordert, sich auf den Krieg in Russland vorzubereiten. Die USA riefen gestern ihre Bürger zum Verlassen der Ukraine auf.

Das Tempo der Abverkäufe an den Aktienmärkten hat sich in den letzten 24 Stunden reduziert. Der USD bleibt am Devisenmarkt en vogue. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD geringfügig zulegen. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe legte auf 1,33 % zu. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt aktuell bei 3,04 %. Beide Entwicklungen belasten Aktienmärkte (Aspekt Diskontierungsfaktor).

Deutschland: Klartext!

Nachdem man seitens unserer politischen Eliten eingangs der Sanktionspolitik der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelte, dass die Sanktionen maßgeblich Russland träfen und damit die Historie von Sanktionspolitiken und die warnenden Stimmen ignorierte (auch schon 2014!), erreicht uns nun die Realität der Wirkungskanäle dieser Politik.

Der Anstieg der Energiepreise geht gemäß einer Umfrage des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) vielen mittelständischen Unternehmen an die Substanz. 42,36 % von 853 befragten Unternehmen gaben an, dass die Energiepreisentwicklung die Existenz des Unternehmens gefährden würden. 72,5 % der Unternehmen leiden demnach unter den derzeitigen Preisen.

Kommentar: Der Mittelstand trägt Deutschlands Wirtschaft. Er ist maßgebliche Innovationskraft. Er ist entscheidende Größe für Beschäftigung und Ausbildung. Wenn eine Bundesregierung gegenüber dem Sektor der Wirtschaft, der für dieses Land und der Stabilität dieses Landes existentiell ist, Loyalitätspflichten vernachlässigte, um anderen Loyalitätspflichten nachzukommen (Hüther, IfW, Nord Stream 2, Loyalität), würfe das Fragen auf. Sollten uns 42 % des Mittelstands wegfallen, wäre auch das global einmalig attraktive Wirtschaftscluster zerstört. Was meine ich mit Wirtschaftscluster. Es ist die Struktur (Aristoteles), die dafür sorgt, dass es eine engmaschige und gleichzeitig hochwertige Versorgungssicherheit im Produktionssektor gibt. Fällt Produzent A aus, ist in geografischer Nähe ein Produzent B, der hohe Qualität liefern kann. Das ist ein Effizienzvorteil gegenüber anderen Wirtschaftsräumen, der historisch einmalig ist. Es ist einer der Gründe, warum Deutschland trotz hoher Arbeitskosten und Energiekosten bis zum 23. Februar 2022 erfolgreich war. Die Gefahr, dass dieses Ass aus dem Ärmel fällt, ist real.

Zusätzlich erreichten uns folgende Nachrichten:

  • Gemäß einer Studie des WSI kommt es im laufenden Jahr zu einem Anstieg der Tariflöhne um 2,9 %. Unter Berücksichtigung der erwarteten Inflationsrate stünde damit ein realer Einkommensverlust in Höhe von 3,6 % an. Der Kaufkraftverlust ist höher, da auf den Anstieg der Löhne Steuern und Abgaben anfallen.

  • Die Inflation zehrt laut Untersuchungen des IFO-Instituts die Sparpolster, die während der Corona-Krise aufgebaut wurden, auf. Sie seien jetzt abgeschmolzen. Der private Konsum werde daher als die Konjunktur unterstützende Kraft ausfallen.

Kommentar: Wir leben in einem energetischen Zeitalter seit 300 Jahren. Energie und deren Optimierung sind die Grundpfeiler aller Errungenschaften und des Wohlstands. Ohne Energie geht nichts. Wer mit der Versorgung spielt, spielt mit dem Rückgrat einer Volkswirtschaft und Gesellschaft. Der erkennbar oberflächliche Umgang mit diesen ehernen Gesetzmäßigkeiten seitens der Verantwortlichen in Berlin, aber auch anderenorts in Kontinentaleuropa wirft Fragen über Loyalitäten auf. Auch steht die Frage im Raum, wie es sein kann, dass eine derartige Fehleinschätzung mit potenziell existentiellen Folgen für unseren Wirtschaftsraum und damit für die Stabilität unserer Gesellschaften als auch die Politik für die Verantwortlichen keine Konsequenzen zu haben scheint. In keiner Phase seit 1949 haben sich die Bedingungen innerhalb Deutschlands innerhalb von sechs Monaten so dramatisch verschlechtert. Seit Monaten wurde meine Warnungen, die faktenbasiert waren und sind (siehe diverse Videos), seitens der politischen Elite ignoriert. „Food for thought!“

Divergenz der Gaspreise USA/EU

Die Erkenntnis, dass neben der Ukraine und Russland das westliche Kontinentaleuropa der größte Verlierer ist, setzt sich durch. Das hängt einerseits an dem Thema Versorgungssicherheit, die hier in Europa am geringsten ausgeprägt ist. Es hängt aber auch an dem Thema der Preise für Rohstoffe. Darauf wollen wir heute einen kurzen Blick werfen.

In den USA verschiebt sich die Öffnung des LNG-Terminals in Freeport/Texas, der eine Schlüsselrolle für LNG-Exporte der USA darstellt, von September auf November. Entsprechend wird die Versorgungslage der USA dadurch besser und in Europa schlechter. Werfen wir einen Blick auf folgenden Chart, der das europäische Preisdilemma verdeutlicht:

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die gestern veröffentlichten Daten liefern für Europa und die USA bei Einkaufsmanagerindices ein malades Bild, allen voran der US-Dienstleistungssektor. Die Debatte über die Qualität der US-Rezession war offensichtlich nur ein Narrativ. Im UK brechen laut CBI die Aufträge weg und in den USA kommt der Immobilienmarkt unter die Räder.

Eurozone: S&P Composite auf tiefsten Stand seit Februar 2021 – rezessiv!

S&P Einkaufsmanagerindices gemäß Erstschätzung per August:

Verarbeitendes Gewerbe:

49,7 (Prognose 49,0) nach zuvor 49,8

Dienstleistungen:

50,2 (Prognose 50,5) nach zuvor 51,2

Composite Index:

49,2 (Prognose 49,0) nach zuvor 49,9

Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per August nach vorläufiger Berechnung von -27 auf -24,9 Punkte (Prognose -28,0). Das Niveau bleibt prekär.

UK: S&P Composite auf tiefsten stand seit Februar 2021 – nicht rezessiv!

S&P Einkaufsmanagerindices gemäß Erstschätzung per August:

Verarbeitendes Gewerbe:

46,0 (Prognose 51,1) nach zuvor 52,1

Dienstleistungen:

52,5 (Prognose 52,0) nach zuvor 52,6

Composite Index:

50,9 (Prognose 51,1) nach zuvor 52,1

Der CBI-Auftragsindex brach per Berichtsmonat August von zuvor acht auf minus sieben Punkte ein. Die Prognose lag bei plus drei Zählern.

USA: S&P Composite PMI auf tiefsten Stand seit Mai 2020 – klar rezessiv!

S&P Einkaufsmanagerindices gemäß Erstschätzung per August:

Verarbeitendes Gewerbe:

51,3 (Prognose 52,0) nach zuvor 52,2

Dienstleistungen:

44,1 (Prognose 49,2) nach zuvor 47,3

Composite Index:

45,0 nach zuvor 47,7

Der Absatz neuer Wohnimmobilien brach per Juli um 12,6 % von zuvor 585.000 auf 511.000 Objekte ein. Die Prognose lag bei 575.000 (alles auf das Jahr hochgerechnete Werte). Das war der schwächste Wert seit Anfang 2016.

Der Richmond Fed Composite Index sackte per August von zuvor null auf minus acht Zähler.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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