Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1879 (06:17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1802 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,50. EUR-CHF oszilliert bei 1,0771.

Corona: Klartext und Augenöffner

Die Corona-Krise hat die Welt spätestens seit Februar 2020 fest im Griff. In den letzten Wochen wurde das Thema der 2. Welle politisch und medial stark forciert. Entsprechend ergaben sich zuletzt ansatzweise steigende Risikoaversionen in Wirtschaft und Märkten als auch zunehmende gesellschaftliche Angstzustände.

In dieser Krise, die historisch einmalige Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge hat und das historisch größte Interventionsvolumen seitens der Staaten forciert (Belastung der kommenden Generationen), muss es auch um eine Güterabwägung (Schaden/Nutzen und Generationenkontrakt) gehen.

Die Kriterien, die den Lockdown und dann die notwendigen Interventionen auslösten, wurden seitens der Politik im Verlauf der Normalisierung der Krisenlage willkürlich verändert. Das warf und wirft massive Fragen (Beliebigkeit) auf und ist insbesondere unter Verfassungsgesichtspunkten als kritisch zu bewerten, da eine Verfassung nie beliebig ist oder sein kann!

Ausgangspunkt für den Lockdown war, dass die Versorgungslage im Gesundheitswesen gewährleistet werden muss. Diesbezüglich unterstützten wir den Lockdown, denn man muss die Situation kontrollieren und vermeiden, dass die Situation uns kontrolliert. Das ist gewährleistet (siehe nachfolgende Fakten).

Angst ist ein schlechter Berater für rationale Entscheidungen auf politischer, ökonomischer und privater Basis. Deswegen wenden wir uns dem Themenkomplex Corona-Krise zu und bieten Ihnen eine Einordnung mit kritischem Unterton an.

Fakten:

• Fakt ist, dass die Erkrankung Covid-19 ernst zu nehmen ist.

• Fakt ist, dass sich die Erkrankung im Frühjahr 2020 global ausgedehnt hat, allerdings mit starken lokalen Schwerpunkten wie Wuhan, Lombardei, Paris, London, New York, in Deutschland im süddeutschen Raum und NRW.

• Fakt ist, dass in der 1. Welle viele Gesundheitssysteme nicht ausreichend auf die Herausforderungen Covid-19 vorbereitet waren. Einige Regionen hatten unzureichende Krankenhauskapazitäten, es wurde mit Behandlungsmethoden zum Schaden von Patienten experimentiert und es sind durch falschen Umgang mit Erkrankten hohe Todesraten in Altersheimen begünstigt worden.

• Fakt ist, dass die Zahl der positiv getesteten Personen in vielen Ländern in der Form, wie man die Daten nachhält, zunimmt.

Seit der 1. Welle haben sich einige Bedingungen maßgeblich verändert:

• Politik, Gesundheitswesen und Altenpflege, Wirtschaft und Gesellschaft sind heute nicht mehr unvorbereitet. Ganz im Gegenteil sind alle Kräfte auf nationaler und internationaler Ebene aufgestellt, um auf Ausbrüche stringent regional reagieren zu können (Ausnahme Entwicklungsländer und Länder mit schwachem Gesundheitssystem). Dieser qualitative Unterschied ist bedeutend bezüglich der Notwendigkeit eines zweiten umfassenden Lockdowns mit prekären Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Zukunftsfähigkeit (z.B. Staats- und Privatverschuldung).

• Fakt ist, dass im Zuge dieser komplexen Anstrengungen und zusätzlich verkürzten Genehmigungsverfahren (global, nicht regional!) Impfstoffe entwickelt wurden, die jetzt mittlerweile in der dritten Testphase sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass es potente Impfstoffe im 1. Quartal 2021 geben wird, ist als sehr hoch zu bewerten. (Keine Wertung „Pro“ oder „Contra“ an dieser Stelle!) Damit ist der Zeitraum der Unsicherheit für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft grundsätzlich überschaubar.

Die Wahrnehmung der Corona-Krise wird überproportional forciert durch:

• Nicht Nachhalten der Genesungszahlen in diversen Ländern, wodurch die Zahl der akuten positiv getesteten Personen auf globaler Ebene deutlich zu hoch ausgewiesen wird (u.a. Schweden, Spanien, UK, Belgien, Niederlande etc.).

• Fragwürdige Erfassung von Todesfällen, die Covid-19 als Todesursache erklären (eigene Erfahrung im Freundeskreis).

• Die Qualität der inzwischen hohen Zahl der genutzten PCR Tests vieler unterschiedlicher Unternehmen, von denen noch keiner offiziell validiert ist, wirft viele Fragen auf. Insbesondere sind bei geringer Prävalenz des Virus in der Bevölkerung bei unzureichend hoher Spezifität hohe Falschpositivraten zu befürchten (selbst Herr Spahn hat das thematisiert).

• Die Erhöhung der Tests in Deutschland pro Woche von knapp 400.000 auf mehr als 800.000 führt an sich zu einer höheren Zahl positiv getesteter Personen.

Damit nicht genug! Es gibt neue Erkenntnisse, die von erheblicher Bedeutung sind. Dazu bedienen wir uns der Unterlagen und Graphiken der WHO.

Die Korrelation aus der 1. Welle zwischen der Anzahl der positiv getesteten Personen und den Todesfällen ist in sich zusammengebrochen. An folgenden Beispielen lässt sich das manifestieren (Es gilt aber umfassend!).

   

   

Obwohl die USA unverändert der Hotspot bezüglich der nominal erfassten positiv getesteten Personen sind, als auch ein in der Breite und Tiefe für die Gesamtgesellschaft wenig perfektes Gesundheitssystem vorweisen, ergibt sich auch in den USA eine merkliche Stabilisierung/Beruhigung.

Das gilt auch hinsichtlich der Intensivbettenbelegung. Hier greifen wir gerne auf eine Graphik der Bank of America zurück:

    

 

     

Wir freuen uns, dass diese Korrelation gebrochen ist. Zunächst liegt dies an der geringeren Positivquote je getesteter Person, die in Deutschland von etwa neun Prozent im Frühjahr auf ein Prozent im Sommer zurückgegangen ist. Es gibt aber auch Grund zur Annahme einer gewissen Immunität der Bevölkerung, die die Letalität des Virus verringert. Genauere Erkenntnisse dazu sollten die Gesundheitsbehörden zeitnah vorlegen. Es ergeben sich jedenfalls erkennbar Entspannungssignale erheblicher Bedeutung.

Rechtfertigen diese Entspannungssignale vor dem Hintergrund einer Güterabwägung und des Generationenkontrakts (Solidarität ist keine Einbahnstraße) Angst, Risikoaversion oder neue großteilige Lockdowns?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Heute werfen wir einen Blick auch auf kleinere Länder, die mit positiven Daten Akzente setzen.

Eurozone: Bauleistung auf Vorkrisenniveau (V-förmig)

Die Bauleistung nahm in der Eurozone per Juni im Monatsvergleich um 4,04 % zu. Der Anstieg des Vormonatswerts wurde von 27,86 % auf 29,37 % revidiert. Damit liegt die Bauleistung wieder auf dem Vorkrisenniveau (= V-förmige Erholung)

UK: Überzeugender Einzelhandel per Juli (V-förmig)

Einzelhandelsumsätze legten per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 3,6 % (Prognose 2,0 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,4 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor -1,6 %. Der GfK-Konsumklimaindex Großbritanniens verharrte per August bei -27 Punkten (Prognose -25).

Schweden: Arbeitsmarkt belebt

Die Arbeitslosenrate nahm per Juli von zuvor 9,8 % auf 8,9 % ab (Quote vor Corona per 02/2020 8,2 %). Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich von 5,101 auf 5,150 Millionen.

Norwegen: Leitzins weiter am Allzeittief

Die Zentralbank Norwegens hat den Leitzins unverändert am Allzeittief bei 0,00 % belassen.

Polen: Industrieproduktion weiter erholt (V-förmig)

Die Industrieproduktion nahm per Juli im Jahresvergleich um 1,1 % (Prognose -1,2 %) nach zuvor 0,5 % zu.

Taiwan: Export kommt in Fahrt (V-förmig)

Die Exportaufträge legten per Juli im Jahresvergleich um 12,40 % (Prognose 3,70 %) nach zuvor 6,50 % zu.

USA: Augustzahlen weniger erbaulich

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 15. August auf 1.106.000 (Prognose 925.000) nach zuvor 971.000 (revidiert von 963.000). Der Philadelphia Fed Business Index sank per Berichtsmonat August von zuvor 24,1 (Prognose 21,0) auf 17,2 Punkte. Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board stieg per Juli um 1,4 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor 3,0 % (revidiert von 2,0 %).

Russland: Mehr Licht als Schatten

Die Devisenreserven stellten sich per 14. August auf 590,2 nach zuvor 600,7 Mrd. USD. Einzelhandelsumsätze sanken per Juli im Jahresvergleich um 2,6 % (Prognose -4,8 %) nach zuvor -7,7 %. Die Arbeitslosenrate lag per Berichtsmonat Juli bei 6,3 % (Prognose 6,1 %) nach zuvor 6,2 %. Real Löhne stiegen per Berichtsmonat Juni um 0,6 % (Prognose 0,1 %) nach zuvor 1,0 %.

Japan: Freundlich

Die Verbraucherpreise nahmen per Juli im Jahresvergleich um 0,3 % nach zuvor 0,1 % zu. Die Kernrate verharrte per Berichtsmonat Juli unverändert bei 0,0 % (Prognose 0,1 %). Der von Jibun Bank ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe lieferte in der Erstschätzung einen Anstieg von 45,2 auf 46,6 Punkte. „Chain Store Sales“ (Absatz in Ladenketten) nahm per Juli im Jahresvergleich um 2,6 % nach zuvor 3,4 % zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1400 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

P.S. Ich danke A.D. aus B. sehr für die kompetente sachliche Unterstützung bezüglich Covid-19!

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