Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1574 (07.44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1530 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.92. EUR-CHF oszilliert bei 1.1404.

Gestern weilte Kanzlerin Merkel in Tiflis und äußerte sich zu den EU-Beitrittswünschen Georgiens. Sie hat die Hoffnung Georgiens auf einen schnellen EU-Beitritt gebremst. Man wolle eine engere Zusammenarbeit, aber man dürfe von europäischer Seite nicht zu viel zu schnell versprechen. Diese Haltung ist zu begrüßen. Man kann sie, wenn man gutmütig sein will, in einen Kontext zu Lernkurven aus den vergangenen Ost-Erweiterungen der EU interpretieren.

Kanzlerin Merkel stellte darauf ab, dass Georgien die Bedingungen zum Beitritt erfüllen muss. Genau das war im Ost-Erweiterungsprozess bisher nicht der Fall (nur bei einem Land) und genau deswegen gibt es auch den Ost-West Konflikt in der EU. Wer bei Eintrittsbedingungen mit heißer Naht näht, die dann regelmäßig nach der "Honeymoon Phase" (massiver Mittelzufluss/Freizügigkeit) platzt, belastet damit die Menschen der EU, die diese Folgen über innere Migration, Finanzkosten und politischer Lähmung (Rolle der Visegrad-Gruppe) zu zahlen haben. Eine solche Politik muss die Menschen in der EU frustrieren und Zustimmungswerte belasten.

Das Thema Wachstum der EU-Einflusssphäre (stark im US-Geopolitikinteresse mit Nato-Beigeschmack) unterliegt denselben Regeln wie Wachstum eines Unternehmens. Das Wachstum muss konsolidiert werden, bevor es weiter geht.

Wenn man bei Georgien auf die Bremse tritt, fragt es sich, wie man bei dem innenpolitischen (diskriminierend, korrupt, kein Rechtsstaat) und ökonomischen Chaos in der Ukraine seitens der EU nicht längst alle Notbremsen gezogen hat?

Was dort passiert, passt auf keinen Fall zu den Werten der EU und hat nichts mit Erfüllung der EU-Eintrittsstandards in zartester Form zu tun. Wer Realitäten ignoriert, könnte am Ende hohe oder existentielle Zechen zahlen müssen.

Die Konjunkturdaten der Eurozone, die in den letzten 24 Stunden veröffentlicht wurden, boten Licht und Schatten.

Die Widerstandskraft der Konjunkturkräfte Kontinentaleuropas trotzen den US-Anfechtungen in den Sektoren Handels- und Geopolitik der USA.

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Sektor des verarbeitenden Gewerbes sank per Erstschätzung im August von 55,1 auf 54,6 Punkte. Der Index signalisiert damit aber lediglich Dynamikverlust auf solidem Niveau. Der bezüglich des Anteils an der Volkswirtschaft bedeutendere Index für den Dienstleistungssektor legte von 54,2 auf 54,4 Punkte zu. Der die Gesamtheit abbildende Composite Index stieg in der Folge geringfügig von 54,3 auf 54,4 Punkte.

Die am Nachmittag veröffentlichte Erstschätzung des Verbrauchervertrauens der Eurozone per August enttäuschte mit einem unerwarteten Rückgang von -0,60 auf -1,90 Punkte. Die Prognose lag bei -0,70 Zählern. Wir sind auf den finalen Wert gespannt und sehen diesen Wert aktuell als Ausreißer an.

Die Konjunkturdaten aus den USA boten vor allen Dingen Schatten:

Als neutral klassifizieren wir die Entwicklung der Hauspreise laut FHFA. Per Juni legten sie im Monatsvergleich um 0,2% und im Jahresvergleich um 6,5% nach zuvor 6,4% zu. Nein, wir belasten sie jetzt nicht mit dem Thema "Affordability Gap" wegen vergleichsweise seit langer Zeit schwächer wachsender mittlerer Einkommen. Nein, auf keinen Fall ...

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Sektor des verarbeitenden Gewerbes sank per Erstschätzung August von 55,3 auf 54,5 Punkte. Der Index signalisiert damit Dynamikverlust auf solidem Niveau.

Der bezüglich des Anteils an der Volkswirtschaft bedeutendere Index für den Dienstleistungssektor verlor von 56,0 auf 55,2 Punkte. Der die Gesamtheit abbildende Composite Index ging in der Folge merklich von 55,7 auf 55,0 Punkte zurück. Der Absatz neuer US-Wohnimmobilien sank per Juli unerwartet um 2,2% (Prognose +1,7%) von 638.000 (revidiert von 631.000) auf 627.000 Objekte (Prognose 645.000). Der Kansas City Fed Composite Index sackte per Berichtsmonat August von zuvor 23 auf 14 Punkte (Produktion von 22 auf 10 Zähler).

Fazit aus der Konjunkturlage der USA und den US-Handelskonflikten:

Sollten die USA in der Tat ihre Zollpolitik umfänglich weiter verfolgen, werden die Preis- und in der Folge die Konjunktureffekte vor einem maßgeblich kreditinduzierten US-Wachstum seit 2010 merklich und kritisch sein. Wie realistisch ist vor diesem Hintergrund das bis heute von den Märkten diskontierte Risikoszenario? Wir sind auf Ihre Antworten gespannt!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1270 - 1.1300 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

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